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Afghanische Rückkehrer aus Pakistan strömen über Grenze

dpatopbilder - Afghanische Einwanderer warten vor dem afghanischen Konsulat darauf, dass sie ein Reisedokument für die Rückkehr in ihr Heimatland erhalten. Foto: Arshad Butt/AP/dpa Keystone/AP/Arshad Butt sda-ats

(Keystone-SDA) Angesichts einer drohenden Massenabschiebung aus Pakistan hält der Strom afghanischer Flüchtlinge in Richtung Heimatland an.

Wie pakistanische Behörden der Grenzregion der Deutschen Presse-Agentur am Freitag mitteilten, haben am Donnerstag rund 24 000 Afghanen Pakistan verlassen. Auch am Freitag wartete demnach erneut eine lange Schlange von Männern, Frauen, Kindern und Lastwagen am Torkham-Grenzübergang, der wichtigsten Kontrollstelle zwischen beiden Ländern.

Pakistans Regierung will Flüchtlinge ohne Aufenthaltsstatus abschieben. Von der Massnahme sind vor allem Menschen aus dem von den islamistischen Taliban beherrschten Afghanistan betroffen. Nach Regierungsangaben lebten zuletzt etwa 4,4 Millionen afghanische Geflüchtete in Pakistan, 1,7 Millionen davon ohne gültige Papiere. Vor Ablauf der Frist am 1. November haben nach Behördenangaben schon mehr als 190 000 Afghanen das Land verlassen.

Die Beziehungen zwischen Pakistan und Afghanistan sind angespannt. Bei einem Treffen mit der UN-Sondergesandten für Afghanistan, Rosa Otunbajewa, warf der afghanische Aussenminister Amir Chan Muttaki der pakistanischen Seite vor, die Flüchtlinge zum eigenen Vorteil zu nutzen, wie die Taliban-Nachrichtenagentur Bachtar meldete.

Die Abschiebungen finden wenige Monate vor den Parlamentswahlen im Februar statt. Als Grund hatte Pakistans Innenminister Sarfraz Bugti eine Verschärfung der Sicherheitslage genannt. Pakistan kämpft neben einer schweren Wirtschaftskrise auch mit einem Erstarken der pakistanischen Taliban (TTP). Dafür macht die Regierung auch afghanische Flüchtlinge verantwortlich.

Hilfsorganisationen warnen wegen des nahenden Winters vor kritischen Bedingungen für die Rückkehrer. Viele Familien hätten keinen Ort in Afghanistan, an den sie zurückkehren könnten und müssten den Winter voraussichtlich in Lagern in der Grenzregion verbringen. Zudem steckt Afghanistan ohnehin in einer schweren humanitären Krise. Das Welternährungsprogramm teilte auf der Online-Plattform X mit, dass 400 Millionen Euro benötigt würden, um afghanischen Familien durch den Winter zu helfen.

Seit Mittwoch gehen die pakistanischen Behörden hart gegen die Geflüchteten vor. Mehrere Abschiebezentren wurden eingerichtet. Die pakistanische Flüchtlingsbehörde berichtete von Festnahmen, von denen auch Menschen mit Aufenthaltsstatus betroffen seien.

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