AKTIEN FRANKFURT: Uneinheitlich – Jahresendrally wird aber wahrscheinlicher
FRANKFURT (awp international) – Nach den Gewinnen vom Vortag hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag uneinheitlich entwickelt. Der Dax sank gegen Mittag um 0,61 Prozent auf 5.867,24 Punkte, nachdem er zur Wochenmitte noch einen neuen Höchststand bei 5.903 Zählern markiert hatte. Der MDax schaffte nach schwächerem Start den Sprung ins Plus und stieg am Mittag um minimale 0,02 Prozent auf 7.430,14 Zähler. Der TecDax notierte zwischenzeitlich so hoch wie noch nie in diesem Jahr, fiel zuletzt aber wieder mit 0,50 Prozent ins Minus auf 818,69 Punkte.
Händler Udo Becker von der Münchener Privatbank Merck Finck bezeichnete den leichten Rückgang im Dax als normale, kleine Konsolidierung nach der jüngsten Rekordjagd. Er rechne mit Blick auf das Jahresende mit weiter steigenden Kursen. Die Umsätze dürften aber noch dünner werden ? mit Ausnahme des morgen anstehenden grossen Verfalls an den Terminmärkten -, so dass eine typische Jahresendrally immer wahrscheinlicher werde. Ansonsten dürften erneut US-Konjunkturdaten wie die Frühindikatoren das Marktgeschehen am Nachmittag bestimmen. Auf Unternehmensseite könnten die Zahlen von FedEx am Nachmittag auf Deutsche Post ausstrahlen. Darüber hinaus stehen nach US-Handelsschluss noch Oracle und Nike mit Zahlen an.
Aktien von Infineon Technologies fielen mit minus 2,38 Prozent auf 3,48 Euro ans Ende des Dax. Thomas Nagel, Technischer Analyst und Aktienhändler bei Equinet, verwies als Belastung auf das negative Chartbild. Trotz der deutlichen Kursgewinne in den vergangenen zwei Tagen hätten es die Papiere des Chipherstellers nicht geschafft, den Höchststand vom 17. November 2009 bei 3,565 Euro zu überwinden. Auch Bayer und BASF standen auf der Verkaufsliste. Händler begründeten dies mit vorläufigen Zahlen der Deutschen Börse zu den neuen Indexgewichtungen im Leitindex, die zum 21. Dezember wirksam werden. Demnach dürften die beiden Aktien zu den grössten Verlierern zählen. Bayer gaben um 1,38 Prozent auf 54,29 Euro nach, BASF verloren 1,23 Prozent auf 43,21 Euro.
Papiere der Deutschen Bank gaben um 1,15 Prozent auf 51,60 Euro nach. Börsianer verwiesen nach den deutlichen Kursgewinnen in dem Sektor vom Vortag auf den neuen Belastungsfaktor Citigroup . Die US-Regierung legt den geplanten Verkauf der Citigroup-Anteile wegen des niedrigen Aktienpreises vorerst auf Eis. Bei der Deutschen Bank lösten Börsianern zufolge ferner Berichte über ein mögliches Interesse an der RBS-Tochter RBS Sempra Sorgen um eine mögliche Kapitalerhöhung aus. Laut Alexander Groschke, Analyst bei der LBBW, aber wäre RBS Sempra ein guter Zukauf, selbst wenn er mit einer Kapitalerhöhung einhergehe. Sempra würde genau in die zuletzt geäusserte Strategie passen, wonach die Deutsche Bank ihre Position bei Rohstoffen ausbauen will. Derweil legte auch der Basler Ausschuss für die Bankenaufsicht seinen mit Spannung erwarteten Zwischenbericht zu den neuen Regeln für die Eigenkapitalausstattung der Banken vor. Papiere der Commerzbank verloren 1,73 Prozent auf 6,235 Euro.
Titel von BMW aber rückten um 0,51 Prozent auf 32,36 Euro vor. Brilliance Automotive äusserte sich zuversichtlich über den chinesischen Automarkt und erwartet, dass das Gemeinschaftsunternehmen mit BMW im kommenden Jahr den Gewinn um mehr als 20 Prozent steigern kann. Ein Börsianer sieht das in etwa konform mit den Aussagen anderer Autobauer über China.
Im MDax steigen die Papiere von EADS um 2,62 Prozent auf 12,93 Euro. Die Analysten von Bernstein hatten die Titel des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns von «Market Perform» auf «Outperform» hochgestuft. Der Markt für Verkehrsflugzeuge dürfte seinen Tiefstpunkt erreicht haben, schrieben die Experten zur Begründung. Südzucker-Aktien verbesserten sich um 1,61 Prozent auf 14,52 Euro. Ein Händler verwies auf das vortags erreichte 28-Jahres-Hoch beim Rohzuckerpreis als Kurstreiber.
Im TecDax konnten nur einige Aktien positive Vorzeichen verbuchen. Unter diesen wenigen Favoriten legten die Papiere von Wirecard 1,72 Prozent auf 9,47 Euro zu. Der Zahlungsabwickler übernimmt den Branchenkollegen E-Credit Plus in Singapur. Der Zukauf sollte die Wettbewerbsposition von Wirecard im asiatisch-pazifischen Raum stärken, kommentierte Analystin Heike Pauls von der Commerzbank. Titel von Phoenix Solar jedoch mussten ebenso wie viele Branchenkollegen Abschläge hinnehmen. Sie gaben um 0,19 Prozent auf 43,15 Euro nach. Das Photovoltaikunternehmen gründete im Sultanat Oman seine erste Niederlassung in der Region./la/fat