Gewerkschaft Syna stellt ihre Geschäftsleitung frei
(Keystone-SDA) Der Vorstand der Gewerkschaft Syna hat die Geschäftsleitung vor einer Woche per sofort freigestellt. Damit ist die zweitgrösste Gewerkschaft der Schweiz ohne Führung.
Die Freistellung durch den Vorstand am 8. Juli betraf folgende Personen: Arno Kerst, Mandy Zeckra und Claudia Stöckli. Dies sagte Syna-Mediensprecherin Flurina Hoffmann am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu einer Meldung der Zeitungen von CH Media.
Zeckra war Rechtschefin, Stöckli Vertragschefin. Marketingchef Carlo Mathieu war schon früher von Bord gegangen.
Arno Kerst war früher Präsident der Syna, seit dem 1. Februar dieses Jahres Geschäftsleitungsmitglied. Die interimistische Verbandsführung hatte ab Februar Mandy Zeckra inne. Kerst hatte bereits vor der Freistellung auf Ende Oktober 2022 gekündigt – dies im Rahmen seiner Ankündigung vom September 2020, Syna auf Oktober 2022 zu verlassen.
Nach Darstellung der Syna forderte der Zentralvorstand die Geschäftsleitung zum sofortigen Rücktritt auf, was dann auch geschah.
Haussegen hängt schon länger schief
Der Konflikt zwischen Vorstand und operativer Führung war bereits im Frühling ausgebrochen. Die beiden Gremien waren uneins über die zukünftige Ausrichtung der Gewerkschaft.
Auch über die Kompetenzen der beiden Organe bestanden grundlegende Differenzen, wie Syna auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Dies führte zu einem «fundamentalen gegenseitigem Vertrauensverlust», aufgrund dessen keine konstruktive Zusammenarbeit mehr möglich war.
Der Vorstand hatte die Geschäftsleitung bereits im März loswerden wollen. Dagegen ging das Team gerichtlich vor. Auf Geheiss eines Schiedsgerichts stellte die Gewerkschaft der Delegiertenversammlung am 2. Juli die Vertrauensfrage zwischen Geschäftsleitung und Vorstand. Diese entschied der Vorstand knapp für sich.
Vorübergehende Leitung
Der Zentralvorstand wird den Angaben gemäss umgehend eine Geschäftsleitung ad interim einsetzen. Diese soll sich aus erfahrenen Gewerkschaftsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern zusammensetzen.
Deren Aufgabe werden die Präsidentensuche, die Analyse der Strukturen und eine zukunftsfähige Strategie sein. Die Ereignisse will Syna intern aufarbeiten. Bei Syna ist der Präsident gleichzeitig auch Geschäftsleiter.
Syna ist mit über 60’000 Mitgliedern die zweitgrösste Gewerkschaft in der Schweiz. Sie vertritt Arbeitnehmende aus zahlreichen Branchen in den Sektoren Dienstleistung, Gewerbe und Industrie.