Ältere und ungelernte Arbeitslose profitieren kaum vom Aufschwung
Viele Langzeit-Arbeitslose, die keine Arbeitslosenunterstützung mehr erhalten, spüren wenig vom Konjunkturaufschwung. Die Aussichten auf eine neue Stelle haben sich vor allem für ältere und ungelernte Personen kaum verbessert, wie eine Studie zeigt.
Von 1’013 befragten Ausgesteuerten, also LAngzeit-Arbeitslosen, die keine Taggelder mehr erhalten, hatten im letzten Oktober 516 oder 51 Prozent wieder eine Arbeit, was etwas dem Stand von 1995 entspricht. Zu diesem Schluss kommte eine Studie im Auftrag der Arbeitslosenversicherung.
Ungleiche Chancen
Unverändert schwierig ist die Situation für die über 49-jährigen Ausgesteuerten. Von ihnen fanden der Studie zufolge nur 38 Prozent wieder Arbeit. Bei den bis 29-jährigen hingegen waren es 64 Prozent und bei den 30- bis 49-jährigen 60 Prozent.
Der Unterschied zwischen den Altersklassen hat sich in den letzten zwei Jahren noch verschärft: Während sich die Chancen der bis 29-jährigen auf dem Arbeitsmarkt um 17 Prozentpunkte erhöhten, konnten die über 49-jährigen nur um 4 Prozentpunkte zulegen.
Die Aussichten auf eine neue Stelle verbessern sich mit zunehmender beruflicher Qualifikation deutlich. Unter den ungelernten Ausgesteuerten hatten im Zeitpunkt der Befragung nur 43 Prozent wieder Arbeit, unter den gelernten hingegen 56 Prozent.
Arbeit oft prekär
Oft ist die gefundene Arbeit prekär. Nur etwas mehr als die Hälfte der wieder erwerbstätigen Ausgesteuerten hatte eine feste Stelle. Ein Viertel musste mit einer befristeten Stelle, Temporärarbeit, Arbeit auf Abruf oder einem Beschäftingungsprogramm vorlieb nehmen. Fast zwei Fünftel arbeiteten Teilzeit.
56 Prozent der Ausgesteuerten mussten zudem den Beruf wechseln. Mehr als die Hälfte verdiente weniger als vor der Arbeitslosigkeit, ein Sechstel gleich viel, ein gutes Viertel mehr. Ein Drittel musste im Vergleich zur Arbeitslosenentschädigung eine Einbusse in Kauf nehmen.
Auf Zusatzeinkünfte angewiesen
Für viele ehemalige Ausgesteuerte genügte die regelmässige Arbeit nicht zum Lebensunterhalt. Ein Drittel wurde vom Lebenspartner oder von der Lebenspartnerin unterstützt, ein Viertel zehrte vom Ersparten, ein Siebtel erhielt Geld von Verwandten oder Bekannten. Lücken stopften auch die Arbeitslosenversicherung und die Fürsorge.
Ziel der vom Basler Sozialforscher Daniel Aeppli durchgeführten Befragung war es, das Schicksal der rund 42’000 im Laufe des Jahres 1998 ausgesteuerten Personen zu untersuchen.
swissinfo und Agenturen
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