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An Wohneigentum zu kommen wird in der Schweiz immer schwieriger

Ein Haus im Graubünden.
Die Häuserpreise in der Schweiz sind im Vergleich zu den Löhnen überproportional gestiegen. Ein eigenes Haus bleibt so für viele ein unerfüllter Traum. Keystone/ Gaetan Bally

Schweizer:innen erwerben ihre erste Immobilie im Durchschnitt 17 Jahre später als in Frankreich und 14 Jahre später als in Deutschland, so eine Studie von Swiss Life.

Stéphanie Marquis ist in einem Haus aufgewachsen. Sie möchte ihrer Familie diese Erfahrung ebenfalls ermöglichen. Doch die 35-jährige kaufmännische Angestellte musste ihren Lebensentwurf aufgrund fehlender finanzieller Mittel revidieren.

«Mein Traum Nummer eins wäre es, mein eigenes Haus zu bauen, nach meinen Vorstellungen. Ich habe meine Ansprüche heruntergeschraubt. Ich wollte kaufen oder renovieren. Ich habe mir Häuser zwischen 300’000 und 400’000 Franken angesehen, aber sie waren in diesem Zustand unbewohnbar und erforderten eine Sanierung», sagt sie.

Die Familie von Stéphanie Marquis zog daher vor einigen Monaten in ein Mietobjekt, ein Haus in Cornol im Kanton Jura.

Eine Frage der Generation…

«Meine Eltern haben in den 1990er-Jahren gebaut, als die Zinsen bei 7% oder sogar 8% lagen, mit einem Gehalt und ohne Eigenkapital. Jetzt schaffen wir Jungen es nicht mit zwei Gehältern», sagt sie.

Laut einer Studie der Credit Suisse besitzen nur 20% der 35-Jährigen Wohneigentum, während es bei den 70-jährigen 55% sind.

Im Jahr 2000 lag das Durchschnittsalter der Hausbesitzer:innen bei 54 Jahren, 2018 schon bei 58 Jahren. Der Erwerb einer Immobilie ist nicht nur für junge Menschen, sondern für die gesamte Mittelschicht kompliziert geworden.

…und des Einkommens

«Egal wie alt man ist, es wird immer komplizierter. Die Preise haben sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt. Die Löhne sind jedoch in den letzten 25 bis 30 Jahren nur um 30 bis 40% gestiegen.

Auch die Regeln für die Vergabe von Krediten werden immer restriktiver», erklärt Raphaël Gabella, Westschweizer Leiter des Informations- und Ausbildungszentrums für Immobilien.

Wenn Stéphanie Marquis und ihr Ehepartner beispielsweise eine Immobilie im Wert von einer Million Franken kaufen wollten, müssten sie 20% Eigenkapital aufbringen, davon 10% in bar.

Um einen Kredit bei einer Bank zu erhalten, müsste ihr Einkommen rund 180’000 Franken betragen, was über den Medianeinkünften der Haushalte in der Schweiz liegt.

«Es gibt immer noch Möglichkeiten, etwas zu kaufen“

Für den Baufinanzierungsberater Christian Wenger ist es zwar schwierig, aber nicht unmöglich, heute zu kaufen, vor allem, wenn man in ländlichere Gebiete zieht.

«Es gibt keine Wunderlösung. Aber mit einem frühzeitigen Sparplan und vielleicht ein wenig Hilfe von aussen gibt es immer noch Möglichkeiten, eine Immobilie zu erwerben», sagt der Geschäftsführer der Freiburger Firma Wecco.

Eine weitere Möglichkeit Wohneigentum zu erwerben, ist das Erben von den Eltern. Vielleicht ist es das, was Stephanie eines Tages zu einer Hausbesitzerin macht.

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