Aufruf von Calmy-Rey zum Frauentag
Anlässlich des Tages der Frau hat Bundespräsidentin Calmy-Rey einen Plan zur Umsetzung der UNO-Resolution "Frauen, Frieden und Sicherheit" vorgestellt.
In der grossen Parlamentskammer stand die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Zentrum der Forderungen. Der Nationalrat sprach sich für den Vaterschaftsurlaub aus.
In ihrer Radio- und Fernseh-Botschaft wies Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey auf die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau hin.
Calmy-Rey legte den Finger auf immer noch bestehende Lohnunterschiede. So würden Frauen bei gleicher Arbeit oder Qualifikation noch immer zwölf Prozent weniger verdienen.
Nur in einem von drei börsenkotierten Unternehmen gebe es Frauen im Verwaltungsrat. Und auf den Lehrstühlen der Schweizer Universitäten sässen nur gerade elf Prozent Frauen.
Noch immer sei es für Frauen schwierig, Familien- und Berufsleben unter einen Hut zu bringen. Dazu brauche es genügend Kinderhorte, die auch bezahlbar seien. Zum Tag der Frau rief die Bundespräsidentin aber auch die Männer auf, mehr Aufgaben in der Familie zu übernehmen.
Mehr Frauen für den Frieden
Anlässlich einer Veranstaltung der Frauenorganisationen und des Gleichstellungsbüros des Kantons Genf und im Rahmen eines Anlasses der Internationalen Arbeitsorganisation stellte Calmy-Rey den Schweizer Aktionsplan zur Umsetzung der UNO-Resolution zur Stellung der Frau in Gewaltkonflikten vor.
Die Resolution aus dem Jahr 2000 verlangt, dass Frauen vermehrt und verstärkt in friedensfördernde Massnahmen einbezogen werden sollen. Zudem müsse die geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen und Mädchen in Kriegen verhindert und gleichzeitig deren Rechte und Bedürfnisse geschützt werden.
Nationalrat für Vaterschaftsurlaub
Der Nationalrat führte eine Gleichstellungsdebatte anhand von 20 Vorstössen. Dabei gab er gegen den Willen des Bundesrates die Einführung eines bezahlten Vaterschaftsurlaubs analog zum Mutterschaftsurlaub in Auftrag. Er überwies mit knapper Mehrheit eine Motion des Sozialdemokraten Roger Nordmann.
Angenommen wurde auch eine Motion, die eine stärkere Konzentration der Gleichstellungsbüros auf die Integration ausländischer Frauen verlangt.
Zudem wurde der Bundesrat mit der Unterstützung einer Kampagne gegen Gewalt an Frauen sowie einem Massnahmenplan zur Durchsetzung der Gleichstellung beauftragt. Den Vorstössen muss noch der Ständerat zustimmen.
swissinfo und Agenturen
Rund ein Viertel der Schweizer Parlamentarier sind Frauen. Damit liegt die Schweiz 2006 auf Platz 31 unter 190 Staaten.
Die Schweizerinnen sind im Parlament klar schlechter vertreten als die Frauen in den skandinavischen Ländern (41%). Platz 1 hält das afrikanische Ruanda, das wegen einer Frauenquote einen Anteil von 48,8% erreicht.
Im Bereich Bildung holen die Frauen auf. Der Frauenanteil an den Maturanden stieg von 42,5% (1980) auf 57% (2005).
Aber immer noch sind mehr Frauen als Männer ohne nachobligatorische Bildung (2006: 23 gegenüber 13%).
75% der männlichen und 60% der weiblichen Bevölkerung ab 15 Jahren sind erwerbstätig oder auf Stellensuche.
57% der erwerbstätigen Frauen, aber nur 12% der Männer, gehen einer Teilzeitarbeit nach.
Der standardisierte monatliche Bruttolohn der Frauen im privaten Sektor betrug im Jahr 2004 4735 Franken, jener der Männer 5910 Franken.
Acht von zehn Frauen, die in Paarhaushalten mit Kindern leben, tragen alleine die Hauptlast der Hausarbeiten.
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