Bauarbeiter drohen an Gross-Demo mit Streik
Gegen 17'000 Bauarbeiter sind am Samstag in Zürich auf die Strasse gegangen, um gegen den vertragslosen Zustand im Baugewerbe zu demonstrieren.
An der nationalen Kundgebung warfen sie den Baumeistern vor, mit der Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags den sozialen Frieden zu zerstören.
Die Redner warnten die Bauarbeiter vor Lohn- und Sozialdumping. In einer Woche gebe es auf dem Bau keine Garantien mehr, sagte Hansueli Scheidegger von der Gewerkschaft Unia.
«Die Mindestlöhne, die Lohnzulagen, die zusätzlichen Ferienwochen, die Lohnfortzahlung bei Krankheit und vieles weitere werden für niemanden mehr garantiert sein.»
Die Bauarbeiter seien bereit für den Kampf, sagte Scheidegger. In einer schriftlichen Abstimmung, an der sich gut 36’000 Bauarbeiter beteiligten, hätten sich 85% für Streikmassnahmen zur Verteidigung des Landesmantelvertrags (LMV) ausgesprochen.
Warnung vor Lohndumping
Zuerst würden die Temporärarbeiter, Neueingestellte und die aus dem Ausland entsandten Kollegen das Lohndumping zu spüren bekommen.
Früher oder später wird sich der Druck laut Scheidegger dann auf die Festangestellten ausweiten: «Wenn die Baumeister verkünden, dass sich mit dem vertragslosen Zustand nichts ändert, ist das reine Augenwischerei.»
Mogelpackung
Die Baumeister hätten den Bauarbeitern den Kampf angesagt, sagte Syna-Präsident Kurt Regotz. Das Angebot der Baumeister einer Lohnerhöhung von 2,7% wies er erneut als «Mogelpackung» zurück: «In Tat und Wahrheit wollen sie uns mit mickrigen 1,3% abspeisen.»
Auch Hans-Jürg Fehr, Präsident der sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP), zeigte sich mit den Bauarbeitern solidarisch. Wie sich die Bauarbeiter gegen den «Angriff der Baumeister auf die Sozialpartnerschaft» wehrten, so werde man auch die Sparpläne des Bundesrates bei den Ausgaben für soziale Sicherheit zu Fall bringen, versprach Fehr in einer Grussbotschaft.
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GAV
Starkes Zeichen
Während die Zürcher Stadtpolizei von 15’000 Teilnehmenden sprach, schätzten die Gewerkschaften Unia und Syna, welche die Kundgebung organisiert hatten, die Teilnehmerzahl auf 17’000 Personen. Im Vorfeld hatten die Arbeitnehmer-Organisationen mit etwa 12’000 Teilnehmenden gerechnet. Nach Angaben der Stadtpolizei verlief der Anlass ohne Zwischenfälle.
Vertragloser Zustand
Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) hatte im Mai den Landesmantelvertrag aufgekündigt.
Die Baumeister hatten den Gewerkschaften vorgeworfen, ihnen zuwenig Flexibilität bezüglich der Arbeitszeit zugestehen zu wollen. Damit herrscht nun ab dem 1. Oktober ein vertragsloser Zustand im Baugewerbe.
swissinfo und Agenturen
In den letzten Jahren haben sich die Beziehungen zwischen den Sozialpartnern verschlechtert.
Im Baugewerbe droht ab dem 1. Oktober ein vertragsloser Zustand.
Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) hatte im Mai den Landesmantelvertrag aufgekündigt.
Die Baumeister boten den Arbeitern im nächsten Jahr eine Lohnerhöhung von maximal 2,7% an.
Die Gewerkschaften warfen dem SBV darauf vor, damit politische Sachzwänge zu schaffen. Jedes vierte Bauunternehmen werde die Mindestlöhne unterschreiten, wie sie im noch geltenden Gesamtarbeitsvertrag vereinbart sind.
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