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Das Ende vom Kaufhaus Schubiger in Glarus

Kaufhaus Schubiger in Dorf Näfels, das zur Gemeinde Glarus Nord gehört.
Ist Geschichte: Das Kaufhaus Schubiger in Näfels. SRF

Das kleinste Warenhaus der Schweiz schliesst. Nach fünf Generationen und über 140-jährigem Bestehen geben die Schubigers aus wirtschaftlichen Gründen auf.

Laut den Zahlen des Marktforschungsinstituts CRIF sind in der Schweiz zwischen 2009 und 2019 fast 32’000 Läden verschwunden – trotz Bevölkerungswachstum. Die Corona-Pandemie trieb noch mehr Kunden weg vom stationären, hin zum Online-Handel und verschärfte die Situation.

Eines davon ist das Warenhaus Schubiger in Glarus. Dort ist jetzt der grosse Schlussverkauf vorbei. Wo vor ein paar Tagen noch Stammkunden und Schnäppchenjägerinnen durch die Regale stöberten, herrscht nun triste Abschiedsstimmung. Regale liegen zerlegt am Boden, übrig gebliebene Ware ist in Säcke und Kisten verpackt.

Aufräumen statt verkaufen: Hans Schubiger nimmt den Abbau des Ladens selbst in die Hand.
Aufräumen statt verkaufen: Hans Schubiger nimmt den Abbau des Ladens selbst in die Hand. SRF

Mittendrin steht Hans Schubiger, der in der fünften Generation das Kaufhaus in Näfels geführt hat und montiert mit einem Akkuschrauber Paneele von der Wand.

“Einfach nur zum Heulen”

Dass er das Familienunternehmen nach 141 Jahren schliessen muss, fällt ihm sichtlich schwer. “Es sind gemischte Gefühle”, sagt Schubiger.

“An manchen Tagen ist einem einfach nur zum Heulen zumute.” Für Schubiger ist klar, dass es keinen Weg an der Schliessung vorbei gab.

“Die grossen Detailhändler boten vor allem bei Spielwaren hohe Rabatte von 30 Prozent”, sagt er. “Da konnten wir als kleiner Fachmarkt nicht mithalten.”

Die Spielwaren machten bei Schubiger rund die Hälfte des Umsatzes aus. So musste er der Realität ins Auge blicken und einen Schlussstrich ziehen.

Mit dem Kaufhaus Schubiger verliert Näfels GL eines der ältesten Ladegeschäfte. 1883 war das Geburtsjahr des Familienunternehmens. Damals kauften Gallus und Anna Maria Schubiger ein Wohnhaus und eröffneten den Bazar Schubiger.

So sah das Kaufhaus Schubiger 1904 aus.
So sah das Kaufhaus Schubiger 1904 aus. zvg

Schon damals gab es im Kaufhaus allerlei zu kaufen. Alles, was die Glarnerinnen und Glarner im Alltag brauchten – ausser Salz. Das wurde in den Salzwaagen gekauft, die dafür ein eigentliches Monopol besassen.

Knapp 20 Jahre später bezog das Familienunternehmen den heutigen Standort – ein Ziegelbau mit zwei grossen Schaufenstern.

Im Januar 2014 übernahm Hans Schubiger in der fünften Generation die Leitung des Warenhauses. In den nächsten Tagen ist er noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Danach kehrt er der Detailhandelsbranche den Rücken zu – und auch der Selbständigkeit. Im August startet er als Angestellter in eine neue Tätigkeit.

Laut einer Studie der Universität St. Gallen erleben die stationären Ladengeschäfte im Moment wieder eine Renaissance. Demnach kaufen die Menschen in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz wieder häufiger vor Ort ein, als online. Für das Familienunternehmen Schubiger kommt diese Trendwende jedoch zu spät.

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