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Das erwartet die Schweiz: Unser Wirtschaftsausblick für 2025

Blick auf Zürich von der Polyterrasse
Zürich als Zentrum der Schweizer Finanzindustrie scheint sich vom Zusammenbruch der Credit Suisse erholt zu haben. Doch die Geschichte ist noch lange nicht vorbei. Keystone / Michael Buholzer

Solides Wachstum, mehr Effizienz in der Nahrungsmittelbranche und ein Finanzplatz, der sich vom Credit Suisse-Debakel erholt: ein Blick auf die wichtigsten Entwicklungen der Schweizer Wirtschaft im Jahr 2025.

Die Schweizer Wirtschaft zeigte sich zuletzt trotz weltweiter konjunktureller Schwankungen und Inflationsdruck robust. 2025 dürfte die Konjunktur wieder etwas stärker anziehen, ihr Potential aber dennoch nicht ausschöpfen.

Dementsprechend hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Wachstumsprognose 2025 für das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz von 1,4% auf 1,5% angehoben.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht sich derweil mit der Herausforderung konfrontiert, einen Spagat zwischen Inflationskontrolle auf der einen Seite und Wachstumsförderung auf der anderen zu vollziehen.

Die Zinsen dürften einigermassen niedrig bleiben, wobei die Zentralbank ihre Geldpolitik bei Bedarf an globale Trends und die Inlandteuerung anpassen dürfte.

Die Dynamik im Arbeitsmarkt, insbesondere die hohe Nachfrage nach Fachkräften für Finanzdienstleistungen, Pharma und Technologie, dürfte den Konsum weiter stützen. Die Inflation dürfte moderat ausfallen und die Schweizer Haushalte nach einer Phase mit ständig steigenden Kosten etwas entlasten.

Gemäss der Gewerkschaft Unia wurden für 2025 in vielen Branchen Lohnerhöhungen von 1,7–2% beschlossen. Damit würde die Teuerung mehr als ausgeglichen, die Reallöhne würden steigen.

Schauen wir uns sechs Schlüsselbranchen der Schweizer Wirtschaft genauer an:

1. Unsicherheit rund um die Zulassungsbehörde, globaler Preisdruck

zwei forschende im labor
Ti-Press

Die beiden grossen Schweizer Pharmaunternehmen Roche und Novartis möchten nach internen Umstrukturierungen 2025 wieder mehr Schlagkraft entwickeln. Bei Novartis haben die umsatzstärksten Medikamente ihre Quartalsvorgaben übertroffen – ein Grund zur Zuversicht, weshalb das Unternehmen seine Verkaufsziele für 2023–2028 im November nach oben korrigiert hat.

Konkurrentin Roche wiederum möchte 2025 mit einer Reihe neuer Präparate zur Gewichtsreduktion im 100-Milliarden-Markt der Schlankheitspräparate stärker Fuss fassen. CEO Thomas Schinecker hielt gegenüber Journalist:innen im Juli fest, der Neuling im Adipositas-Markt könne neue Wirkstoffe möglicherweise «deutlich schneller» als von Investoren erwartet auf den Markt bringen.

Dieser Optimismus von Roche dürfte jedoch auf Gegenwind treffen. In den USA, dem grössten Absatzmarkt der Pharmabranche, könnte Donald Trumps Rückkehr ins Weisse Haus bei den Medikamentenpreisen, im öffentlichen Gesundheitswesen und in der Biotechfinanzierung tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen.

Allerdings dürfte jeder Versuch von Trump, die unter Biden vereinbarten Verhandlungen über Arzneimittelpreise auszuweiten, in der Branche auf heftigen Widerstand stossen. Der Druck auf die Medikamentenpreise wird jedoch auch ausserhalb der USA grösser.

Selbst im Schweizer Heimmarkt werden Unternehmen vor dem Hintergrund steigender Gesundheitskosten ihre Preisgestaltung für neue Präparate sehr genau rechtfertigen müssen.

Pharma- und Biotechunternehmen in der Schweiz wappnen sich zudem für Marktverwerfungen, die entstehen könnten, wenn sich die USA und China weiter gegenseitig isolieren. Für die Life-Sciences-Branche, auf die 40% der Schweizer Exporte entfallen, ist globale Kooperation von essenzieller Bedeutung.

«Jede Entwicklung, die gewisse Länder aus der Lieferkette ausschliesst, ist für die Schweiz weder gut noch nachhaltig», erklärt Michael Altdorfer, Präsident der Swiss Biotech Association.

2. Stabilisierung der Nahrungsmittelpreise 2025 – ausser bei Schokolade

kaffeebohnen in einem sack
Emmanuel Adegboye / Keystone

Der anhaltende Preisanstieg bei Rohstoffen wie Kaffee oder Kakao macht Schweizer Nahrungsmittelunternehmen zu schaffen. Vor sechs Monaten bezeichnete Mark Schneider, damals CEO von Nestlé, den Anstieg der Nahrungsmittelpreise als «Ereignis, das alle 50 Jahre auftritt» – mittlerweile hat er das Unternehmen verlassen.

Der Umsatzrückgang bei Nestlé könnte darauf zurückzuführen sein, dass viele Kund:innen als Folge der Teuerung zu günstigeren Konkurrenzprodukten gewechselt haben. Diese Erosion der Kundenbasis dürfte sich nur schwer umkehren lassen. Nestlés neuer CEO Laurent Freixe wies bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen im Oktober denn auch darauf hin, man erwarte eine «verhaltene Nachfrage».

Deshalb muss Nestlé 2025 alles daran setzen, kostenbewusste Kund:innen zurückzugewinnen. Diese Aufgabe ist alles andere als einfach. Wenn die gestiegenen Rohstoffpreise nicht an die Endverbraucher:innen weitergegeben werden können, sind Sparmassnahmen unumgänglich.

Wenig überraschend gab Nestlé im November dann auch bekannt, die Kosten bis 2027 um 2,5 Mrd. senken zu wollen. Zudem baut die Nahrungsmittelbranche insgesamt Überkapazitäten ab. Die Hero-Gruppe beispielsweise schliesst ihre Konfitürenfabrik im schweizerischen Lenzburg und verlagert die Produktion nach Murcia in Südspanien.

Die Fans von Schweizer Schokolade hingegen werden für die süsse Verführung trotz Kostensenkungen tiefer in die Tasche greifen müssen. Die aktuell rekordhohen Kakaopreise können von den Schokoladeherstellern wie Lindt & Sprüngli nicht vollständig aufgefangen werden.

Für 2025 ist deshalb davon auszugehen, dass der Umsatz im Schweizer Schokoladenmarkt stagniert oder sogar sinkt. Marktanteile gewinnen dürften hingegen Mitbewerber, die weniger Kakao in ihre Produkte verarbeiten.

3. Erholung der Finanzbranche

ubs und credit suisse logos
Keystone / Jean-Christophe Bott

Der Schweizer Finanzmarkt scheint sich vom überraschenden Zusammenbruch der Credit Suisse erholt zu haben. Der Aufschwung an der Börse hat die reichsten Menschen in der Schweiz noch reicher gemacht.

Das wären eigentlich gute Neuigkeiten für die traditionsträchtige Schweizer Vermögensverwaltungsbranche. Doch die Unsicherheit bleibt – am Finanzhimmel können sich jederzeit Gewitterwolken zusammenbrauen.

Der Fall Credit Suisse ist noch lange nicht ausgestanden, obwohl die Integration in die grössere Konkurrentin UBS reibungslos verlaufen zu sein scheint. Der Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission PUK zum CS-Debakel dürfte nächstes Jahr neue regulatorische Massnahmen nach sich ziehen.

Die Landesregierung hat bereits diverse Massnahmen vorgeschlagen, darunter auch zusätzliche Kapitalanforderungen für Banken und mehr Macht für die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma.

Gleichzeitig wehren sich Banken und Vermögensverwalter gegen strengere Bestimmungen zur Nachhaltigkeit von Kapitalinvestitionen, die von NGOs verstärkt gefordert werden.

Die Schweizer Börse SIX wird unter ihrem neuen CEO Bjørn Sibbern erst einmal abwarten, wie die Märkte auf Donald Trump reagieren, der ab nächstem Jahr erneut als US-Präsident amtiert.

Auch der Geldwäschereiverdacht gegen den Schweizer Finanzplatz hält sich hartnäckig. Während die UBS im Herbst von Vorwürfen im Zusammenhang mit der bulgarischen Mafia freigesprochen wurde, eröffnete die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen die Privatbank Lombard Odier wegen Verdachts auf Geldwäscherei.

4. Kater in der Schweizer Uhrenbranche

drei uhren
Afp Or Licensors

In der Schweizer Uhrenbranche kam der dreijährige Höhenflug nach der Coronapandemie 2024 zu einem Ende. Die Uhrenexporte gingen wertmässig um fast 3% zurück, insbesondere aufgrund der stark gesunkenen Nachfrage in China (–26% per Ende November) und in Hong Kong (–20%).

Für 2025 ist keine wesentliche Änderung zu erwarten. «Die chinesische Kundschaft ist bei Luxusgütern momentan sehr zurückhaltend. Dies ist der Hauptgrund für die schwierige Lage der Branche», erklärt Jean-Philippe Bertschy, Spezialist für die Uhrenbranche bei Bank Vontobel, gegenüber SWI swissinfo.ch. Auch in anderen Märkten zeichneten sich in den letzten Monaten negative Trends ab.

Es ist davon auszugehen, dass der Abwärtstrend bei den Uhrenexporten und die Konsolidierung führender Marken weiter anhält. «Die Marken im obersten Segment, die höchste Qualität und Emotionalität bieten, dürften weiter Marktanteile gewinnen. Für die anderen wird das Jahr wohl schwierig, ebenso wie für die Zulieferer der Branche», bilanziert Bertschy.

5. Düstere Aussichten in der Maschinenbranche

arbeiter in der stahlindustrie
Keystone / Michael Buholzer

2024 sind die Umsätze der Schweizer Maschinen-, Elektro und Metallindustrie (MEM-Industrie) zum zweiten Mal hintereinander gesunken. Swissmem, die Dachorganisation der Branche, ortet diese wirtschaftliche Schwäche in einer sinkenden Nachfrage aus der Europäischen Union, namentlich aus Deutschland.

Deutschland und sein krisengeschüttelter Automobilsektor bereitet den Schweizer Zulieferern einiges an Kopfzerbrechen. Die Exporte in den grössten Absatzmarkt der Schweiz sanken in den ersten neun Monaten von 2024 um 8,4% – eine Erholung scheint nicht in Sicht. «Im besten Fall stabilisiert sich die Lage nächstes Jahr», erklärt Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, in einer Stellungnahme Mitte November.

«Sollte es allerdings zu einem Handelskrieg zwischen den USA, China und der EU kommen, würde dies die Schweizer Tech-Branche, die 80% ihrer Produkte exportiert, noch stärker nach unten ziehen.»

6. Stabilisierung im Schweizer Tourismus

aussicht auf die alpen
Keystone / Laurent Gillieron

Mit einem Rekord von 47 Mio. Logiernächten (+14% gegenüber 2023) verzeichnete der Schweizer Tourismus 2024 ein hervorragendes Jahr. Auch die nächsten Monate sehen vielversprechend aus. Das Konjunkturforschungsinstitut KOF prognostizierteExterner Link für diesen Winter einen Zuwachs bei den Logiernächten von 0,8%.

Dank einem starken Dollar dürften weiterhin zahlreiche Gäste aus den USA ihren Urlaub in der Schweiz verbringen. Im Sommer 2024 stieg die Anzahl Logiernächte amerikanischer Tourist:innen um fast 300’000 (+14%), nachdem bereits 2023 ein Wachstum von 26% zu verzeichnen war.

Trotz der Euroschwäche und der Rezession in Deutschland rechnet die KOF für diesen Winter mit einer Zunahme der Logiernächte europäischer Tourist:innen von 2%. Nach wie vor die wichtigste Gästegruppe sind für die KOF jedoch die Schweizer:innen. Bei den inländischen Touristen geht die Konjunkturforschungsstelle von einem Rückgang von 0,5% zugunsten von Fernreisen aus.

Für die Sommersaison 2025 sagt die KOF eine Zunahme der Logiernächte von 0,2% voraus. Während man bei den Gästen aus Europa insgesamt eine stabile Entwicklung erwartet, sind die Besucherzahlen aus China schwieriger zu prognostizieren.

Trotz eines gewissen Wachstums dürften die Logiernächte chinesischer Tourist:innen immer noch erst 60% der Buchungen vor Corona (2019) erreichen.

Editiert von Samuel Jaberg/Reto Gysi von Wartburg/sb

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