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Fleissige Schweizer im europäischen Arbeitsmarkt

Dank Teilzeitarbeit im Dienstleistungs-Sektor sind sehr viele Frauen in den Arbeitsproszess integriert. Keystone

Im europäischen Vergleich ist die Zahl der erwerbstätigen Personen in der Schweiz sehr hoch. Hoch ist auch der Anteil arbeitender Frauen, dies dank vielen Teilzeitstellen in Schweizer Firmen.

Die Schweizer Löhne sind die höchsten in Europa. Dies trifft jedoch nicht auf die Kaufkraft zu, wie eine Studie aussagt.

Über 80% der erwerbsfähigen Schweizerinnen und Schweizer gehen einer Arbeit nach. Damit sind sie im Vergleich mit der EU das mit Abstand fleissigste Volk. In der EU sind es rund 66%.

Ähnlich viele Erwerbsfähige zwischen 15 und 64 Jahren wie in der Schweiz stehen in den nordischen EU- oder EFTA-Staaten Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark im Einsatz. Dort arbeiteten 2003 durchschnittlich 78,3%, weist das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer Studie zum Arbeitsmarkt aus.

Die Erwerbsquote beträgt im EU-Durchschnitt 65,6%. In den Staaten der «alten» EU (EU-15) beträgt die Quote 70%. Die «alten» südlichen Länder liegen jedoch deutlich unter diesem Wert. Italien, Portugal, Griechenland und Spanien weisen einen Schnitt von 64,6% aus. Bei den neuen EU-Staaten hat Malta eine Erwerbsquote von 59% und Zypern eine von 72,3%.

Schweizer Kaufkraft hinkt hinterher

Mit dem durchschnittlichen Jahreslohn von über 47’000 Euro pro Erwerbstätigen liegt die Schweiz im Jahr 2002 an der Spitze Europas.

Die tiefsten Löhne werden in den neuen EU-Mitgliedstaaten Lettland, Litauen, Estland und der Slowakei bezahlt, nämlich zwischen 3500 und 4500 Euro pro Jahr. In der «alten» EU-15 herrscht ein Nord-Süd-Gefälle: Südeuropäer verdienen zwischen 13’000 und 21’000 Euro. In Norwegen, Dänemark und Grossbritannien werden über 40’000 Euro Jahreslohn ausgezahlt.

Werden jedoch die Lebenshaltungs-Kosten berücksichtigt, rutscht die Schweiz bei der kaufkraftbereinigten Entlöhnung auf Rang 7 ab. Die Deutschen können sich am meisten für ihren Lohn leisten.

Nach Kaufkraftstandard (KKS) erreicht die Schweiz mit ihren 32’886 Punkten lediglich Rang 7. Am meisten leisten konnten sich 2002 die Deutschen mit 38’117 KKS, gefolgt von den Luxemburgern, den Briten und den Niederländern.

Österreich platzierte sich hinter der Schweiz. Und am Schluss der Rangliste befinden sich hinter Griechenland alle neuen EU-Mitgliedstaaten ausser Zypern. Das Schlusslicht bildet Lettland .

Lange Arbeitszeiten

Punkto Wochenarbeitszeit nimmt es in der EU nur Lettland mit der Schweiz auf. Die Letten arbeiten 43,5 Stunden pro Woche, die Schweizer 41,7. Die hohe Arbeitszeit der Letten erklärt sich im relativ hohen Landwirtschaftsanteil von 14,6%. In der Schweiz arbeiten 4,2% der Erwerbstätigen im bäuerlichen Bereich. In der EU-15 wird durchschnittlich 40 Stunden pro Woche gearbeitet.

Überdurchschnittlich viele Frauen

Das BFS hat zudem konstatiert, dass der Anteil arbeitender Frauen umso höher ist, je mehr Teilzeitstellen zur Verfügung stehen. Da Teilzeitarbeit vor allem in Dienstleistungssektor angeboten wird, ist der Anteil arbeitender Frauen in Staaten mit einem grossen Dienstleistungssektor grösser.

In europäischem Vergleich ist die Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt in der Schweiz ziemlich hoch. Die Mehrheit der erwerbstätigen Frauen haben jedoch eine Teilzeitbeschäftigung (57,8%). Nur die Niederlande (74,1%) überholen dabei die Schweiz (73,9%).

Die Schweiz führt mit einem Anteil 31,5% Teilzeitbeschäftigten die Rangliste an.

Ihre gute Platzierung verdanken die Schweizer Frauen vor allem dem grossen Teilzeitarbeits-Angebot. So können viele Frauen Berufs- und Familienleben besser unter einen Hut bringen.

In der EU sind durchschnittlich 61,5% der Frauen erwerbstätig. Über diesem Schnitt liegen mit Ausnahme von Malta, Ungarn und Polen alle neuen EU-Mitglieder – obwohl dort wenig Teilzeitarbeit angeboten wird. Die Frauen arbeiten dort vor allem in der Industrie.

Warum man in der Schweiz so fleissig ist

Weshalb jedoch arbeiten Schweizerinnen und Schweizer so viel? Das Erwerbsleben beginnt in der Schweiz wegen des Bildungssystems relativ früh. Zudem dauert eine Berufslehre nicht so lange wie die Ausbildung in anderen Ländern mit ihren Vollzeit-Berufs-Schulen.

Weitere Gründe sind die relativ hohe Wochenarbeitszeit und das im Vergleich zu anderen Ländern hohe Pensionsalter.

swissinfo und Agenturen

Die Erwerbsquote in der Schweiz (81,2%) ist die zweithöchste in Europa.
Auf dem ersten Platz figuriert Island mit 87,6%.
Europäischer Durchschnitt: 70%.
31,5% der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten Teilzeit.
Europäischer Durchschnitt: 18,6%.

Erwerbsquote: Bezieht sich auf die Zahl der aktiven Personen im Arbeitsmarkt (Beschäftigte oder Arbeitslose) und dem Total der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren.

Danach sind in der Schweiz mehr als 8 von 10 Personen erwerbstätig.

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