Jungbauern haben es in der Schweiz schwer. Wir haben einen von ihnen getroffen: Spargelbauer Ronny Köhli aus dem Berner Seeland. Er geht neue Wege beim Vertrieb.
Ronny Köhli hat mit 23 Jahren den Hof seines gesundheitlich angeschlagenen Vaters übernommen. Im Berner Seeland erntet er, zusammen mit der Unterstützung der ganzen Familie und zusätzlichen Angestellten, 10 Hektaren Spargeln.
Davon sind 3.5 Hektaren weisse und 6.5 Hektaren grüne Spargeln, welche direkt ab Hofladen gekauft werden können. Dazu kommt Restaurant, Markt und direkte Lieferungen.
Den ganzen Frühling ist Ronny jeweils am Telefon oder auf dem Feld. «Es ist streng. Aber es hat auch seine Vorteile: da es ein saisonaler Anbau ist, könnte ich vielleicht sogar eines Tages wieder mal mit der Freundin im Winter Ferien machen.»
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Betriebe verschwinden, die bewirtschaftete Fläche bleibt stabil – also werden die Betriebe grösser. Jeden Tag geben drei Bauern auf, 10 000 sind es pro Jahrzehnt: Gab es 2000 schweizweit noch um die 70’000 Betriebe, waren es zehn Jahre später knapp 60’000 und 2017 noch 52’000. Gründe dafür sind Globalisierung, sinkende oder stagnierende Produktpreise – und die Hindernisse für den Nachwuchs.
Junge Landwirte, die innerhalb der Familie keinen Hof in Aussicht haben, suchen manchmal fünf Jahre und länger im ganzen Land, bis sie einen geeigneten Betrieb finden. Oft scheitern sie am fehlenden Angebot oder an der Finanzierung. Mittlerweile existieren mehrere Anlaufstellen, die zwischen hofsuchenden Landwirten und Betriebsinhabern vermitteln, sowohl bei der Pacht als auch beim Kauf.
Auch in Politik und Behörden ist man sich der Problematik bewusst. Eine erste Massnahme könnte eine Änderung des Pachtrechts sein, erklärte der ehemalige Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann vor rund einem Jahr im ParlamentExterner Link. Der Schweizerische Bauernverband erklärt auf Anfrage, man erachte es als grosse Herausforderung «auch in Zukunft genügend junge Menschen dazu zu motivieren, in die Landwirtschaft einzusteigen oder den elterlichen Hof zu übernehmen.»
Über 45 000 Betriebe erhielten 2017 insgesamt 2,8 Milliarden Franken Direktzahlungen, etwa für die Pflege von Artenvielfaltswiesen. Diese Beiträge sind für die meisten Bauern, insbesondere in Bergregionen, existenziell.
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