Neuer Streik bei Swissmetal
Die Beschäftigten des Swissmetal-Werks in Reconvilier im bernischen Jura sind am Mittwochnachmittag erneut in einen unbefristeten Streik getreten.
Sie wehren sich damit gegen die Ende 2005 von der Geschäftsleitung beschlossenen Restrukturierungen. Schon im November 2004 war es zu einem Streik gekommen.
Die Arbeitsniederlegung sei an einer Personalversammlung mit 218 gegen 32 Stimmen beschlossen worden, teilte Fabienne Blanc-Kühn von der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Unia mit.
Die Beschäftigten des Metallwerks akzeptierten die Restrukturierung mit einer Streichung von 80 der insgesamt 320 Arbeitsplätze bis 2010 nicht.
Swissmetal fordert Wiederaufnahme der Arbeit
Swissmetal teilte am Mittwochabend mit, dass bisher eine «offizielle Begründung» für den Streik fehle. Swissmetal sei bereit, die bereits laufenden Gespräche mit den Angestellten- und Betriebskommissionen fortzusetzen. Voraussetzung sei aber die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit.
Am 12. Dezember des vergangenen Jahres hatte Swissmetal die Verlagerung der «schweren Aktivitäten», darunter des Giessereibetriebs, nach Dornach SO bekannt gegeben. In Reconvilier soll noch die Sparte Drähte und Stangen verbleiben.
Schon 2004 wurde gestreikt
Die Beschäftigten im bernischen Jura lehnten diese Entscheidung vollumfänglich ab, sagte Blanc-Kühn. Ziel des Streiks sei die Rücknahme der Beschlüsse durch die Geschäftsleitung. «Die 2004 nach dem ersten Streik abgeschlossene Vereinbarung ist nicht respektiert worden», sagte die Gewerkschafterin.
Bereits im November 2004 war es in Reconvilier zu einem zehntägigen Streik gekommen, wobei besonders Konzernchef Martin Hellweg in der Kritik stand. Bei Beendigung des Konflikts versprach die Geschäftsleitung neue Investitionen in Reconvilier und die Ernennung eines neuen Direktors für den bernischen Jura.
Spannungen
An beiden Standorten gebe es seit Wochen grosse Spannungen, schreibt die Unia in einer Medienmitteilung. In der vergangenen Woche hatte Swissmetal die Streichung von 27 Stellen bis Ende Januar angekündigt. Zudem sei der Umsatz 2005 um 3% auf 198 Mio. Franken gesunken.
Gemäss Unia wurde dem Personal und seine Vertretern verboten, mit den Medien zu reden. Die Mitarbeitenden seien aber überzeugt, dass das Werk in Reconvilier rentabel und wettbewerbsfähig sei.
Neue Presse
In Dornach hat die Swissmetal am Mittwochmorgen unterdessen mit dem Bau einer neuen Extrusionspresse für mehr als 25 Mio. Franken begonnen, wie das Unternehmen gleichentags mitteilte.
Dies bedeute einen wichtigen Schritt für das geplante Investitionsprogramm zugunsten der Schweizer Standorte Dornach und Reconvilier in der Höhe von insgesamt 75 Mio. Franken.
swissinfo und Agenturen
Swissmetal erwirtschaftete 2005 einen Bruttoumsatz von 198 Mio. Fr., der damit 3% unter dem Vorjahres-Wert liegt.
Der Bruttobearbeitungs-Umsatz, der Umsatz ohne Metall, verringerte sich gegenüber 2004 um 12% auf 103,5 Mio. Fr.
Swissmetal hat einen Fünfjahres-Plan erarbeitet, der auf der Konzentration der Aktivitäten in Reconvilier und in Dornach basiert.
Der Standort in Dornach soll zum Kompetenzzentrum für Warmverformung und derjenige in Reconvilier zum Zentrum für hochwertige Drähte und Stangen werden.
Die neue Strategie kostet insgesamt 150 von 750 Stellen.
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