Schweizer wechseln häufig den Job
Jedes Jahr wechseln rund 300'000 Arbeitnehmende ihre Stelle. Hauptmotiv ist gemäss einer Studie der Universität St. Gallen die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen.
Die Arbeitnehmerorganisation Angestellte Schweiz ruft die Arbeitgeber auf, daraus Lehren zu ziehen und die Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten zu verbessern.
Der Arbeitnehmerorganisation Angestellte Schweiz, welche die Studie in Auftrag gegeben hat, ist die Fluktuationsrate zu hoch. Sie fordert von den Arbeitgebern Konsequenzen. Eine zu hohe Rate wirke sich für Arbeitgeber und Arbeitnehmer negativ aus, sagte Angestellte Schweiz-Geschäftsführer Vital Stutz. Er warnte vor einer gefährlichen Fluktuations-Frustrations-Spirale.
Die Studie zeigt auch, dass die Fluktuationsrate sich insgesamt prozyklisch verhält, was heisst, dass sie sich der Konjunktur anpasst. Im Jahr 2005 wies die zwischenbetriebliche Mobilitätsrate einen im internationalen Vergleich hohen Wert von knapp 10% aus.
Während Unternehmen durch Stellenwechsel wertvolles Knowhow verlören und eine Neubesetzung viel Zeit und Geld koste, müssten die verbleibenden Mitarbeitenden die Arbeitslast auffangen. Dies führt laut Stutz zu noch mehr Überstunden und Stress. Zudem erhielten neue Mitarbeitende in der Regel höhere Löhne als die Vorgänger, was dem Betriebsklima schade.
Lohn wird wichtiger
Nach Angaben von Studienverfasser Fred Henneberger werden freiwillige Kündigungen in erster Linie mit Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen sowie mit dem Wunsch auf Wechsel begründet. Auch familiäre und persönliche Gründe werden häufig als Grund für einen Stellenwechsel angegeben.
Eine wachsende Bedeutung beim Stellenwechsel erhält der Lohn: Zwischen 2002 und 2005 verdoppelte sich der Anteil jener, die ihren Jobwechsel mit dem höheren Salär begründeten, von vier auf acht Prozent. Für Henneberger kann die Ursache für diese Entwicklung durchaus in der Diskussion um die hohen Manager-Löhne liegen.
Die Fluktuationsrate hängt stark von der Branche ab. Am höchsten ist sie mit 17,9% im Gastgewerbe, am tiefsten in der öffentlichen Verwaltung mit 5,9%. Jeder zweite Stellenwechsel ist mit einem Wechsel der Branche verbunden.
Der Anteil freiwilliger Stellenwechsel der Arbeitnehmer ist gemäss der Studie höher als jener, den die Arbeitgeber durch Entlassungen auslösen. Damit verfüge die Arbeitnehmerschaft in der Schweiz über eine relativ höhere Marktmacht als die Arbeitgeber, folgert Stutz. Dies ermögliche es den Angestellten, sich zu entfalten.
Flexiblere Arbeitszeiten
Stutz forderte von den Arbeitgebern Massnahmen zur Erhöhung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Eine wirkungsvolle Massnahme sei neben einem fairen Lohn eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten nicht nur zu Gunsten der Arbeitgeber.
Gemäss der Studie äussern Arbeitnehmer, die ihre Arbeitszeit frei gestalten können, weniger den Wunsch auf einen Wechsel als solche mit starren Arbeitszeiten.
swissinfo und Agenturen
Fluktuationsrate nach Branchen:
Hotellerie: 17,9%
Baugewerbe: 12,3%
Maschinenindustrie: 8,9%
Pharma: 6,6%
Öffentliche Verwaltung: 5,9%
Die Arbeitenden in der Schweiz haben im Jahr 2005 mehr als 7 Milliarden Arbeitsstunden geleistet – ein neuer Rekord und 0,4% mehr als im Vorjahr. Ausserdem fielen 176 Millionen Stunden an Überzeit an.
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit betrug 42 Stunden und 20 Minuten. Österreicher, Griechen und Briten sind aber noch fleissiger, mit 44,1 respektive 43,1 Arbeitsstunden pro Woche.
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