Swissmetal-Demo: Appell an die Regierung
In Bern haben am Samstag mehrere tausend Personen für den Erhalt des Swissmetal-Werkes in Reconvilier demonstriert.
Die Teilnehmer forderten, dass sich die Landes- und Kantonsregierung im Interesse der Schweizer Wirtschaft für den Erhalt der Fabrik einsetzen.
Die Wut im Berner Jura auf die Swissmetal-Konzernspitze und die Sorge um die Zukunft des Buntmetallwerkes in Reconvilier sind immer noch gross. Das kam an der Kundgebung klar zum Ausdruck.
Der Buntmetall-Hersteller Swissmetal will die Aktivitäten im solothurnischen Dornach konzentrieren.
In der Giesserei Reconvilier gehen dadurch 112 Stellen verloren. Die Standort-Bündelung soll dem Konzern jährliche Ersparnisse von 5 Mio. Franken einbringen. Das Personal hat wochenlang gegen diesen Abbau gestreikt.
Swissmetal bekräftigte erst kürzlich den Willen, am Standort Reconvilier festzuhalten und die verbleibenden rund 200 Arbeitsplätze zu erhalten.
Weniger als erwartet
Die Mehrzahl der am Samstag auf dem Berner Bundesplatz versammelten Kundgebungs-Teilnehmer kamen aus dem Berner Jura. Indes war die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kleiner als von der Gewerkschaft Unia erwartetet.
Laut Stadtpolizei Bern nahmen 2500 Leute an der Kundgebung teil, gemäss Unia-Sekretär Nico Lutz waren es 4000 bis 5000. Erwartet wurden zwischen 5000 und 10’000 Personen.
«Vive la Boillat»
Der Demonstrationszug durch die Innenstadt wurde von Angehörigen der Belegschaft des Boillat-Werkes in Reconvilier angeführt, unter ihnen zahlreiche Kinder und Jugendliche. Sie trugen Transparente mit der Aufschrift «Les familles en colère» und skandierten die Parole «Vive la Boillat».
Der Kampf für den Standort Reconvilier sei noch lange nicht beendet, sagte Unia-Co-Präsident Renzo Ambrosetti vor dem Bundeshaus. Die Direktion von Swissmetal müsse endlich dafür sorgen, dass im Boillat-Werk wieder normal produziert und die Kunden beliefert werden könnten.
Regierungen gefordert
Zudem brauche es einen Sozialplan für die Entlassenen und verbindliche Garantien, dass nicht noch weitere Arbeitsplätze abgebaut würden, sagte Ambrosetti weiter.
Die Schweizer Regierung und die Berner Kantonsregierung müssten sich für den Erhalt des Boillat-Werks einsetzen. Dies im Interesse der Schweizer Wirtschaft und der betroffenen Region.
Der freisinnige Gemeindepräsident von Reconvilier, Flavio Torti, forderte in einer kämpferischen Rede die sofortige Wiedereinstellung der Entlassenen und eine Überprüfung der von Konzernchef Martin Hellweg eingeschlagenen «destruktiven» Strategie. Verhandlungen mit potenziellen Käufern des Werks müssten wieder aufgenommen werden.
Experte eingesetzt
Die Swissmetal-Angestellten in Reconvilier kämpfen seit Monaten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und den Produktionsstandort im Berner Jura. Nach einem mehr als einmonatigem Streik wurde Mitte Februar der Industrielle Rolf Bloch als Mediator eingesetzt und die Belegschaft nahm die Arbeit wieder auf.
Am vergangenen Dienstag hatte Bloch einen Experten berufen, der die bestehenden Probleme in der Fabrik analysieren soll. Der Experte soll nächste Woche die Fabrik besichtigen und herausfinden, wie das Werk Boilliat mit den noch 200 Beschäftigten weiter bestehen kann.
swissinfo und Agenturen
16.11.04: 400 Angestellte der Swissmetal Reconvilier streiken und demonstrieren gegen die Entlassung des Direktors.
25.01.06: Erneuter Streik gegen die von der Direktion angekündigten Restrukturierungs-Massnahmen.
09.02.06: Der Industrielle Rolf Bloch wird Mediator im Konflikt.
23.02.06.: Die Mediation beginnt, der Streik wird ausgesetzt.
24.03.06: Swissmetal entlässt 112 Angestellte.
29.03.06: Reconvilier soll nicht verkauft werden. Mediation geht weiter.
Swissmetal stellt hochwertige Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen her für die Elektro-, Automobil-, Schreibwaren- und Uhren-Industrie sowie für Luftfahrt und Telekommunikation.
Das Werk will seine Aktivitäten in Reconvilier, im Berner Jura und Dornach, im Kanton Solothurn, verstärken. Reconvilier soll hochwertige Seile und Stäbe herstellen.
Nach der Ankündigung von Entlassungen haben die Angestellten von Reconvilier protestiert.
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