Swissmetal: Streik-Ende am Mittwoch?
Der Streik im Swissmetal-Werk dauerte am Montag bereits 27 Tage. Gemäss Vermittler Rolf Bloch ist ein Streik-Ende am Mittwoch denkbar.
Die Gewerkschaft Unia wird ihre Mitglieder für die bisherige Streikzeit mit 3000 Franken entschädigen. Nicht-Mitglieder erhalten 500 Franken aus einem speziellen Fonds.
Während die Belegschaft in Reconvilier am Montag den 27. Tag streikten, führte Vermittler Bloch weitere Gespräche mit der Firmenleitung und der Gewerkschaft Unia. Man habe sich im Prinzip auf eine Gesprächsgrundlage geeinigt, die nun beiden Parteien unterbreitet werde.
Bloch hofft, dass sich beide Seiten mit den Vorschlägen einverstanden erklären. So könnte der Streik am Mittwoch zu einem Ende kommen und eigentliche Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts nächste Woche beginnen.
Unia zahlt Lohn
Noch am Montagnachmittag hatten sich die Angestellten für eine Fortsetzung des Streiks ausgesprochen. Es gebe keinen Grund, die Arbeit wieder aufzunehmen, sagte Nicolas Wuillemin, Präsident der Personalversammlung den Beschäftigten in Reconvilier.
Wuillemin informierte die Streikenden auch über die Entschädigung, die sie für die Zeit vom Streikbeginn am 25. Januar bis letzten Freitag erhalten sollen: Jene Streikenden, die Unia- Mitglied sind, erhalten pauschal 3000 Franken.
Da rund 290 der 322 Streikenden bei der Unia Mitglied sind, beträgt die Gesamtbelastung für die Gewerkschaft zwischen 800’000 und 900’000 Franken, sagte Unia-Sprecher Nico Lutz.
Jene Streikenden, die nicht Gewerkschaftsmitglied sind, erhalten 500 Fr. aus einem Fonds, der durch Spenden geäufnet wurde.
Kritik aus Dornach
Heftige Kritik an den Streikenden übten die nicht-streikenden Kaderangestellten der Swissmetal. Sie seien schockiert, dass die Kollegen in Reconvilier bewusst in Kauf nähmen, die gesamte Gruppe zu ruinieren, heisst es in einem offenen Brief der 52 nicht im Streik befindlichen Swissmetal-Kader.
Kritisiert werden auch die Rolle der Gewerkschaft Unia sowie Äusserungen von lokalen Politikern. Von der Austragung interner Spannungen und Missverständnisse profitiere lediglich die Konkurrenz, da sich die Kunden anderweitig ausrichteten.
Keine Camions
Die Firmenleitung von Swissmetal hüllte sich am Montag in Schweigen. Die Unternehmensführung schickte auch keine Camions nach Reconvilier, um dringend nötiges Fertigmaterial abzuholen.
Den Streikenden und den Unia-Vertretern war zwar per Montagmittag gerichtlich verboten worden, den Zugang zum Werk «La Boillat» zu blockieren.
Dringend angewiesen auf Lieferungen von Swissmetal sind deren Kunden. Eine Gruppe von ihnen aus dem Jurabogen kündigte an, in dieser Woche den Buntmetallhersteller wegen Lieferverzögerungen zu verklagen.
Vergangene Woche waren Lastwagen, die für Swissmetal Materialien aus Reconvilier abtransportieren sollten, auf einem Abstellplatz vor einem Restaurant am Dorfeingang zugeparkt worden.
«Warum nicht als Kooperative?»
Zur Zukunft von Reconvilier stehen Alternativen im Raum. So jene einer Weiterführung des Werks unter einer anderen Trägerschaft. «Dies können wir jedoch erst diskutieren, wenn es Interessenten gibt», sagte Unia-Sprecher Lutz. Swissmetal-Chef Martin Hellweg habe durchblicken lassen, dass er einen Verkauf von Reconvilier nicht ausschliesse.
«Es laufen diverse Gespräche, an der Unia beteiligt ist», sagte Lutz. Die Gespräche seien aber noch nicht konkret genug, um kommentiert zu werden. Im Fokus stehen Investoren aus der Region, insbesondere Kunden und Lieferanten des Werkes in Reconvilier.
swissinfo und Agenturen
Swissmetal-CEO Martin Hellweg wurde im Juni 2003 eingestellt, um das verschuldete Unternehmen zu sanieren.
Am 16. November 2004 streikten erstmals 400 Angestellte und Führungskräfte der Swissmetal in Reconvilier.
Sie protestierten gegen die Entlassung des Direktors des Standorts.
Der Streik dauerte 10 Tage.
Am 25. Januar 2006 traten die Arbeiter erneut in Streik.
Am 20. Streiktag hat die Firmenleitung dem Grossteil der Kader-Angestellten in Reconvilier gekündigt.
Swissmetal stellt hochwertige Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen her für die Elektro-, die Automobil-, die Schreibwaren- und Uhren-Industrie sowie für Luftfahrt und Telekommunikation.
Swissmetal hat einen Fünfjahres-Plan ausgearbeitet, der auf einer Kompetenzen-Konzentration zwischen den zwei Entwicklungs- und Produktions-Standorten in Reconvilier (Bern) und Dornach (Solothurn) basiert.
Im Standort Dornach soll die Giesserei konzentriert werden. In Reconvilier würde nur die Endbearbeitung im Bereich Drähte und Stangen beibehalten. Angestellte, Politiker und Kunden werfen Swissmetal vor, einen florierenden Firmenzweig zu zerstören.
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