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Travail.Suisse verlangt mehr Lohn für Angestellte

Gewerkschaften verlangen Lohnerhöhung für alle Angestellten. Keystone

Die Schweizer Wirtschaft läuft glänzend. Davon sollen jetzt die Angestellten profitieren, sagen die Gewerkschaften. Und auch die Lohnschere müsse geschlossen werden.

Der Gewerkschafts-Dachverband Travail.Suisse fordert den vollen Teuerungs-Ausgleich und Reallohnerhöhungen zwischen einem und drei Prozent.

Es sei Zeit, dass die Arbeitnehmenden vom guten Wirtschaftsgang profitierten, hiess es am Donnerstag in Bern. Die Lohnschere müsse geschlossen werden.

«Der Schweizer Wirtschaft geht es glänzend», sagte Susanne Blank, Leiterin Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.

«Jetzt sind die Arbeitnehmenden dran», stellt Travail.Suisse darum fest. Je nach wirtschaftlicher Situation und unter Berücksichtigung der Resultate der vergangenen Lohnrunden seien Reallohnerhöhungen von 1 bis 3% gerechtfertigt.

Der volle Teuerungsausgleich sei zudem unabdingbar, um die Kaufkraft zu erhalten.

Die Teuerung sei moderat, die Unternehmen hätten im vergangenen Jahr wieder Rekordgewinne verzeichnet und auch für 2006 seien die Auftragsbücher voll, hiess es.

Vom guten Wirtschaftsgang habe bisher mit Lohnerhöhungen von 10% bis 20% vor allem das Topmanagement profitiert. Hingegen mussten die Arbeitnehmenden laut Blank im vergangenen Jahr eine Reallohn-Einbusse von 0,2% hinnehmen.

Dies, obwohl sie immer mehr unter Druck gerieten, wie sich an der steigenden Anzahl Überstunden zeige.

Arbeitsplätze schaffen

Neben einer «substanziellen Lohnerhöhung» fordert Tavail.Suisse «ein Wellnessprogramm für die Arbeitnehmenden». Die Work-Life-Balance müsse verbessert werden.

Konkret: Der Druck am Arbeitsplatz und der Stresspegel müssten abnehmen, sagte Blank. Die Unternehmen sollten jetzt neue Arbeitsplätze schaffen und insbesondere den Jugendlichen, die nach dem Schul- und Lehrabschluss auf der Suche seien, eine Stelle anbieten.

Zudem verlangt der Gewerkschafts-Dachverband, dass die Lohnschere nicht weiter geöffnet wird. Die Bandbreite zwischen Höchst- und Tiefstlöhnen müsse verkleinert werden.

«Das bedeutet: Zurückhaltung bei individuellen Lohnmassnahmen zugunsten von generellen, realen Lohnerhöhungen für die ganze Belegschaft», hält Travail.Suisse fest.

Arbeitgeber zurückhaltend

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hatte bereits Ende Juni seine Forderung für die Lohnrunde 2007 bekannt gegeben: Lohnerhöhungen von vier Prozent für alle.

Der Arbeitgeberverband bezeichnete dies als sehr hoch und hielt fest, generelle Lohnforderungen für die ganze Wirtschaft und alle Arbeitnehmende seien fragwürdig.

Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Juli 2006 auf 1,4% gesunken. Im Juni lag sie noch bei 1,6%. Vor einem Jahr betrug die Teuerung 1,2%, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitteilte.

Für die Bankökonomen zeigt die Entwicklung, dass derzeit kein Anlass zur Angst vor einer Inflation besteht.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz ist rund ein Viertel der Arbeitnehmenden gewerkschaftlich organisiert.

Das ist relativ wenig, jedoch mehr als in den Niederlanden, Griechenland oder Frankreich.

Die Mehrheit der Gewerkschaften hat sich in zwei Dachverbänden organisiert: Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), zu dem 16 Gewerkschaften mit rund 380’000 Mitgliedern gehören, sowie Travail.Suisse, die 13 Gewerkschaften mit rund 160’000 Mitgliedern vereinigt.

2003 waren 594 so genannte Gesamtarbeitsverträge (GAV, Verträge, die zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Organisationen ausgehandelt werden) in Kraft, mit denen die Anstellungs-Bedingungen für rund 1,414 Mio. Arbeitnehmende geregelt wurden.

Das Schweizer Durchschnitts-Bruttoeinkommen ist generell höher als in den Nachbarländern (Studie der Hochschule Solothurn).
Schweiz: 65’000 Fr.
Deutschland: 54’000 Fr.
Grossbritannien: 53’000 Fr.
Österreich: 43’000 Fr.
Italien: 35’000 Fr.
Frankreich: 32’000 Fr.
Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben sowie Krankenkassen-Beiträgen sind die Unterschiede jedoch nicht mehr so gross.

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