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Wie ein Thurgauer Stabmixer die Welt eroberte

Pürierstab von Bamix
Der Motor des Mixers wird von Hand in Mettlen TG hergestellt. Keystone / Christian Beutler

Aus Mettlen TG in 45 Länder: Bei Bamix zahlt sich die Ein-Produkte-Strategie seit 70 Jahren aus.

Die Idee des Westschweizers Roger Perrinjaquet 1950 war einfach wie revolutionär: eine ganze Küchenmaschine, die in eine Hand passt. Perrinjaquet erhielt 1953 das Erfindungspatent, 1954 wurde unter dem Namen «ESGE Zauberstab der Hausfrau» das Patent angemeldet. Seit 1960 schlich sich der Stabmixer aus der Produktionsstätte in Mettlen TG in die Schweizer Haushalte.

Mittlerweile werden im Thurgau bis zu 400’000 Mixer pro Jahr produziert. Noch heute im Hinterkopf: die Grundidee des Erfinders – handlich, leistungsfähig und alles «Made in Switzerland». 1964 wird Bamix zwar US-amerikanisch, ein Grossunternehmen übernahm die Schweizer Firma. Der US-Konzern will weitere Produkte lancieren und scheitert. Mehrmals wechselt das Unternehmen den Besitzer. Am Schluss bleibt der Standort in Mettlen, einem Ort mit rund 500 Einwohnerinnen und Einwohnern, übrig.

Im Thurgau sieht es heute nicht wirklich nach Weltberühmtheit aus. Jedoch: Von hier werden die Bamix-Geräte in 45 Länder verkauft. 90 Prozent der Produktion gehen ins Ausland: nach Übersee in die USA und Kanada, Südafrika, Japan oder China. Oder in Europa nach Dänemark oder Deutschland.

Produktion in der Schweiz für Qualität

In der Produktion wird ruhig und konzentriert gearbeitet. Mit einer Ausnahme sind alles Frauen. 30 Personen arbeiten hier. Über viele Stationen wird der Motor des Küchengeräts eigenhändig gebaut. Ein Vorteil, den Geschäftsführer Erich Eigenmann nicht aus der Hand geben will, denn: «Wir betreiben viel Aufwand, weil der Motor das Herzstück ist. Wenn die Produktion hier ist, können wir die Qualität sicherstellen und die Unabhängigkeit bewahren.»

Das Herzstück Motor gibt es in diversen Ausführungen und Stärken. Bis zu 22’000 Umdrehungen pro Minute muss ein Bamix leisten können, so die Vorgabe. Am Schluss wird der Motor jeweils geprüft: «Wenn er gut ist, ist das Halbfabrikat fertig und bereit für die Endmontage im Gerät.» Wenn nicht, wird der Motor rückgebaut, angepasst und wieder in die Prozesse eingegeben.

Genaue Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht bekannt. Das Geschäft laufe gut, auch wenn die Bamix-Produkte oft teurer seien als andere, sagt Eigenmann: «Bamix war nie ganz billig. Wir bewegen uns im Mittel- oder Hochpreissegment. Wir wollen nicht einfach billig produzieren und verkaufen, sonst haben wir ein Produkt von vielen.»

Langlebigkeit kein Nachteil

Am Ende soll es ein solides Produkt sein, das lange gebraucht und bei Bedarf repariert werden kann. Die Langlebigkeit ist für Bamix kein Nachteil, sagt Geschäftsführer Erich Eigenmann: «Dafür haben wir viele brachliegende Märkte. In den bestehenden Märkten gibt es weiterhin Potenzial. Die Ideen gehen uns nicht aus.»

Ganz spurlos seien die Teuerung und die Konsumflaute der letzten Jahre auch am Thurgauer Erfolgsprodukt nicht vorbeigegangen. Das Unternehmen habe gespürt, dass das Küchengerät eine Anschaffung sein kann, über welche die Kundschaft vielleicht zweimal nachdenkt. Denn: Je nach Ausführung kostet ein Bamix zwischen 140 und 270 Franken.

Bislang ging die Ein-Produkte-Strategie auf. Ganz ausgeschlossen sei eine Weiterentwicklung aber nicht, sagt Erich Eigenmann. «Wir haben unsere Strategie immer wieder analysiert. Bislang war sie richtig. Ich will aber nicht ausschliessen, dass es irgendwann eine Möglichkeit gibt, die Anwendung in der Küche mit neuen Produkten zu erweitern.»

Bis dahin soll der Bamix, der Mix- und Pürierstab, bleiben. Vielleicht sogar weitere 70 Jahre lang.

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