Architekt Robert Haussmann kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben
(Keystone-SDA) Der renommierte Architekt, Innenarchitekt und Produktgestalter Robert Haussmann ist tot. Er starb bereits am vergangenen Dienstag, wie sein Sohn Florian Haussmann der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag mitteilte.
Robert Haussmann zählte zusammen mit seiner Frau Trix Kelterborn-Högl zu den wichtigsten Schweizer Architekten des 20. Jahrhunderts. Die beiden haben 1967 ein Studio eröffnet, das später als «Allgemeine Entwurfsanstalt Zürich» bekannt wurde. Sie gehörten zu den ersten Architekten, die mit den Vorgaben der aus ihrer Sicht erstarrten klassischen Moderne brachen und diese auf spielerische Art neu interpretierten.
Robert Haussmann war ab 1948 an der Kunstgewerbeschule in Zürich Schüler des Bauhaus-Dozenten Johannes Itten. Prägend für ihn wurde später auch die Begegnung mit dem Konstruktivisten und Dada-Künstler Hans Arp. Haussmann habe «zur glücklichen Generation» gehört, schreibt Benedikt Loderer, Architekturkritiker und Mitbegründer der Architekturzeitschrift «Hochparterre» in einer Würdigung.
1951, als Haussmann gerade die Fachklasse Innenausbau der Kunstgewerbeschule hinter sich gebracht habe, habe er seine Chancen gepackt: «Der Designer, Architekt, Innenarchitekt, Lichtgestalter und Wortspieler war neugierig und unverkrampft. Er verband solides Handwerk mit intellektueller Brillanz und Ironie», so Loderer.
Möbel aus dem Geist der Moderne
Folgenreich wurde 1958 ein Treffen an der Berner Gerechtigkeitsgasse. An einer Vernissage in Teo Jacobs Möbelladen traf Haussmann mit Kurt Thut, Hans Eichenberger und Alfred Hablützel zusammen. Diese Gruppe «Swiss Design» sollte daraufhin für die Neugeburt des Möbels aus dem Geist der Moderne stehen, wie Loderer es ausdrückt. So hat Haussmann den Barcelona-Stuhl von Mies van der Rohe «mit schweizerischem Sachverstand» umgebaut. Er habe das Vorbild mit Respekt behandelt, sei aber einen Schritt weiter gegangen.
In den folgenden Jahren machte sich Haussmann mit dem Entwurf von Möbeln und Inneneinrichtungen einen Namen. Loderer verweist auf die Salle de Suisse im Unesco-Gebäude in Paris oder die Schweizerische Botschaft in Neu-Delhi – und als eine der wenigen Restauranteinrichtungen, die erhalten geblieben ist, die Kronenhalle-Bar in Zürich.
«Symbiotisches Paar»
1967 heiratete Haussmann die Architektin Trix Kelterborn-Högl. Die beiden gründeten ihr eigenes Atelier. «Sie arbeiten Hand in Hand, das was später Allgemeine Entwurfsanstalt heissen wird, ist seither immer beides Trix und Robert. Sie ergänzen und befeuern sich, ein symbiotisches Paar», schreibt Loderer.
Beide waren seit ihrer Ausbildung von den Bauhaus-Entwürfen geprägt. Doch: «Wir waren die nächste Generation», sagte Trix Haussmann einmal. Sie beschrieb das, was damals im Namen des Bauhauses gebaut worden war, als «degeneriert». Und so suchten die beiden nach neuen Wegen.
Sie tauchten ein in den italienischen Manierismus des 16. Jahrhunderts und erfanden den sogenannten manierismo critico, aus dem in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren die sogenannten Lehrstücke hervorgehen: Möbel, deren Form durch die Funktion gestört sind. Loderer verweist auf einen zweitürigen Schrank mit verspiegelter Front, über die ein geraffter Vorhang fällt – ein Spiel mit Illusionen.
Umbau des Hauptbahnhofs Zürich
Doch Trix Haussmann betonte einmal, Möbel hätten sie und ihr Mann in der Freizeit gemacht. «Wir sind Architekten.» So beschäftigte sich die «Allgemeine Entwurfsanstalt» mit Bauaufträgen, Industriedesign und Entwurfsarbeiten, darunter die Erweiterung des Museums zu Allerheiligen in Schaffhausen (1989-1996), der Umbau des Museums Schloss Kyburg (1992-2001) oder die Stadtbibliothek Baden (1994-1995).
Als wichtige Arbeit gilt der Umbau des Hauptbahnhofs Zürich (1987-1997) 2013 zeichnete das Bundesamt für Kultur ihr gemeinsames Schaffen mit dem Grand Prix Design aus.
Robert Haussmann hatte darüber hinaus Lehraufträge an der Zürcher Kunstgewerbeschule und der ETH Zürich. 1986 wurde er als Entwurfsprofessor für Architektur an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen, wo er im Jahr 1998 emeritiert wurde.
«Das Werk der Haussmanns ist nicht nur gross, es ist auch vielfältig. Es reicht vom Teller bis zum Haus, vom Stuhl bis zur Ausstattung. Was einfach aussieht ist immer raffiniert», schreibt Loderer. Am 23. Oktober hätte Robert Haussmann seinen 90. Geburtstag gefeiert.