Atomaufsicht billigt Weiterbetrieb auch von Reaktor 2 in Fessenheim
(Keystone-SDA) Auch der Reaktorblock 2 des umstrittenen französischen Atomkraftwerks Fessenheim nahe der Schweizer Grenze darf weitere zehn Jahre in Betrieb bleiben, allerdings muss die Anlage erheblich nachgerüstet werden. Das gab die französische Behörde für Atomaufsicht (ASN) in Paris bekannt.
Wie bereits für den Reaktor 1 von Fessenheim fordert die ASN auch für Reaktor 2 vor allem eine Verstärkung des Betonfundaments, auf dem der Reaktor errichtet wurde, sowie zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für das Kühlsystem.
Die Sicherheitsauflagen für Reaktor 2 müssten bis 31. Dezember dieses Jahres erfüllt sein, erklärte die ASN am Montag in ihrer Mitteilung weiter. Der Betreiber des Atomkraftwerks, der Stromkonzern EDF, kündigte umgehend an, die «geforderten Bauarbeiten» umsetzen zu wollen. Ende Januar hatte bereits die Leitung des Atomkraftwerks im Elsass versichert, die Nachrüstungen auch unabhängig von der geplanten Stilllegung der gesamten Anlage bis Ende 2016 umsetzen zu wollen.
Frankreichs sozialistischer Präsident François Hollande hat die Abschaltung von Fessenheim, das als besonders störanfällig gilt, vor dem Ende seiner Amtszeit versprochen. Atomkraftgegner halten daher die Nachrüstungen für «kostspielig und unnütz». Sie waren allerdings kürzlich mit einer Klage vor dem obersten Verwaltungsgericht Frankreichs gegen die Bauarbeiten gescheitert.
Für Reaktorblock 1 hat der Betreiber nach Angaben der AKW-Leitung bereits zehn Millionen Euro in das Kühlsystem investiert, die Arbeiten am Fundament werden von EDF auf weitere 20 bis 30 Millionen Euro geschätzt.
Erdbebenrisiko
Reaktorblock 1 des umstrittenen Atomkraftwerks am Oberrhein wurde 1977 in Betrieb genommen und ist damit der älteste noch in Betrieb befindliche Druckwasserreaktor in Frankreich. Reaktorblock 2 ist ein Jahr jünger. Atomkraftgegner auf beiden Seiten des Rheins fordern bereits seit Jahren die sofortige Stilllegung des AKW.
Sie begründen dies auch mit dem Erdbebenrisiko im Oberrheingraben. Ausserdem verweisen die Gegner auf die Gefahr eines Dammbruchs am Rheinkanal, an dem das AKW liegt. In diesem Fall könnte nach ihrer Überzeugung wie im japanischen Fukushima das Kühlsystem ausfallen.