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Die ETH überprüft Studierende aus China – was sagen diese dazu?

Das Hauptgebäude der ETH Zürich und eine goldene Skulptur
Spaziergang vor dem Hauptgebäude der ETH Zürich und der Skulptur "Der Rekonvaleszent" von Otto Charles Bänninger. Keystone / Michael Buholzer

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) will routinemässig Sicherheitskontrollen durchführen, wenn sich ausländische Studierende aus bestimmten Ländern bewerben. Besonders bei chinesischen Akademiker:innen führt das zu Angst und Ärger. Wie einschneidend sind die Bestimmungen?

«Das ist ein harter Entscheid. Ich verstehe es nicht», sagt Huang Xiaoyu* am Telefon. «Warum greift die ETH Zürich zu so extremen Massnahmen gegen ausländische Bewerber:innen?»

Seine Stimme klingt besorgt. Xiaoyu studiert Biotechnologie in Chengdu. Seit über einem Jahr bemüht er sich um ein Studium an der ETH Zürich. Im Herbst 2025 soll es beginnen.

Er hat Deutsch gelernt. Seiner Bewerbung hat er ein selbst entwickeltes Programm beigelegt, das mit dem ETH-Studium in Computational Biology and Bioinformatics kompatibel ist. Dies möchte er gerne angehen. Die Abteilung hat Xiaoyus Bewerbung auch bereits angenommen.

Doch sein Traum von einem Studium in der Schweiz könnte noch platzen. Die ETH hat am 24. Oktober neue KriterienExterner Link verabschiedet, um neue Studienbewerber:innen auf Sicherheitskriterien hin zu überprüfen. Nun könnten Xiaoyus frühere Schule oder seine Studienwahl zu einem solchen Kriterium werden.

Umstrittene Kriterien

Die neuen Richtlinien sollen das Risiko minimieren, dass militärisch nutzbare Technologie und Wissen in Länder abfliesst, die internationalen Sanktionen unterliegen – etwa Russland, Iran, Syrien oder ChinaExterner Link. Dazu ist die Hochschule gemäss GüterkontrollgesetzExterner Link und EmbargogesetzExterner Link verpflichtet.

Genauer hingeschaut wird besonders in Forschungsbereichen mit sensiblen Technologien, zum Beispiel der GPS- oder Drohnentechnologie. Man spricht von Dual-Use-Technologien: also solchen, die sowohl militärisch wie auch zivil eingesetzt werden können.

Betroffen sind Studierende, Fakultätsmitglieder oder Gastdozent:innen, die beim Aufenthalt an der ETH Zugang zu solchen Schlüsseltechnologien erhalten könnten.

Die Sicherheitsüberprüfung des Instituts basiert auf vier Kriterien:

  • Herkunft: Ist das Herkunftsland des Antragstellers oder der Antragstellerin ein «Risikoland»? Dabei werden sowohl Staatsangehörigkeit, Wohnsitz und Lebenslauf berücksichtigt.
  • Laufbahn: War der Antragsteller oder die Antragstellerin zuvor bei einer Institution, die als Sicherheitsrisiko eingestuft wird?
  • Stipendien: Wird der Bewerber oder die Bewerberin durch ein Stipendium aus einem sanktionierten Land aus unzulässigen oder fragwürdigen Quellen finanziert?
  • Studienfach: Unterliegt das Studienfach einer verstärkten Aufsicht oder fällt es unter die Exportkontrollbestimmungen für Dual-Use-Güter?

«Herkunft», die erste dieser Bedingungen, ist die umstrittenste. «Wir wissen nicht, wie die ETH Zürich den Begriff ‹Lebenslauf› definiert», sagt eine Studentin, die anonym bleiben möchte, zu SWI swissinfo.ch.

«Muss ich der ETH Zürich die detaillierte Ausbildung und Berufserfahrung meiner Familienmitglieder und meines Ex-Freundes melden?», fragt sie.

«Wird die zweite Generation chinesischer Eingewanderter, die in der Schweiz geboren wurde und lebt, ebenfalls abgelehnt, weil ihre Eltern in China in einem ’sensiblen Bereich› gearbeitet haben?» Der Studentin scheinen die Richtlinien «obskur, unvernünftig und inakzeptabel».

Die ETH Zürich ist für ihre Innovation bekannt. Sie verfügt über 16 Fakultäten, an denen gelehrt und geforscht wird, etwa in Ingenieurwesen, Architektur, Chemie und Physik.

Gemäss der jüngsten Times Higher Education Rangliste ist sie die beste Universität in Kontinentaleuropa. Im QS World University Rankings 2024Externer Link belegt sie Platz 7, wobei drei Fächer weltweit an erster Stelle und 14 weitere unter den Top Ten rangieren.

Zu ihren Absolvent:innen gehören 22 Nobelpreisträger:innen, zwei Fields-Medaillengewinner, drei Pritzker-Preisträger:innen und ein Turing-Preisträger. Unter ihnen sind Albert Einstein, der 1921 den Nobelpreis für Physik erhielt, und John von Neumann, ein Pionier bei der Entwicklung der Quantenphysik.

Das Thema Sicherheit in der Forschung wird für Universitäten weltweit immer wichtiger. Doch die ETH Zürich scheint bei der Überprüfung ausländischer Studierender weiterzugehen als andere Institutionen. Sie prüft alle Bewerbungen auf ein Doktorat, ein Masterstudium, eine offene Stelle oder eine Hospitanz.

Als heikel gelten Länder, welche die Vereinten Nationen, die USA oder die Europäische Union mit Sanktionen belegt haben, sowie Staaten, welche die Schweiz als «Risikoländer» in Bezug auf Waffen oder nukleare Proliferation einstuft.

Explizit gelistet sind auch 17 chinesische, 16 russische und sieben iranische BildungsinstitutionenExterner Link.

Betroffen sind zudem fast alle Fachbereiche, «da die meisten Technologien auch für militärische Zwecke genutzt werden können oder zu den Schlüsseltechnologien zählen», so die Hochschule.

Erstaunlich dabei: Obwohl die Kriterien für diese Prüfungen erst kürzlich veröffentlicht wurden, werden sie an der ETH Zürich bereits seit mehreren Jahren angewendet.

Wang Li*, ein chinesischer Doktorand, der derzeit an der ETH studiert, erzählt, dass ihm ein Professor nach seiner Immatrikulation im Herbst 2023 versehentlich mitteilte, seine Bewerbung sei im Auswahlverfahren stecken geblieben. Der Grund: Das Projekt, für das Li sich beworben hatte, falle in den Bereich der künstlichen Intelligenz (KI).

«Laut dem Professor gab es damals noch keinen expliziten Screening-Mechanismus», sagt Li. «Aber eine Reihe von internen Verfahren seien bereits festgelegt worden.»

Zu seinem Glück setzte sich sein Professor für ihn ein. Er stellte die relevanten Dokumente zu Lis Forschungsprojekt für die Überprüfung zur Verfügung. Schliesslich wurde Lis Antrag genehmigt.

Doch dies könnte künftig die Ausnahme bleiben. Ein chinesischer Forscher, der 2021 an der ETH Zürich in Physik promovierte und derzeit in der Schweiz lebt, sagt: «Meine Sorge ist, dass man chinesische Studierende theoretisch noch akzeptiert, in der Praxis aber chancenlos lässt. Viele Professor:innen werden sich die Mühe nicht machen wollen.»

Was bedeutet das für chinesische Bewerber:innen?

Die Zahl der chinesischen Studierenden ist an der ETH Zürich im Vergleich zu anderen so genannten «Risikoländern» in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt.

Zwischen 2010 und 2023 stieg sie von 271 auf 1362 an der ETH Zürich, und von 139 auf 598 an der Schwesterhochschule EPFL in Lausanne.

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Einen ähnlichen Boom erlebten auch US-HochschulenExterner Link. Zwischen 2009 und 2019 haben sich chinesische Einschreibungen an US-Universitäten verdreifachtExterner Link.

2020 aber liess der damalige Präsident Donald Trump die Einreisen für chinesische Student:innen und Forscher:innen beschränkenExterner Link, wenn diese Verbindungen zu einer Einrichtung in China hatten, die an der so genannten Strategie der militärisch-zivilen Fusion des Landes beteiligt sind.

Diese Strategie zielt darauf ab, die chinesische Armee bis 2049 zu einer global führenden Militärmacht auszubauen, indem wissenschaftliche Innovationen die wirtschaftliche und militärische Entwicklung gleichzeitig vorantreiben. Die Regierung Biden führte diesen Kurs weiter.

Gleichzeitig hatte die Covid-19-Pandemie Auswirkungen auf chinesische Student:innen in den USA. Zum einen, weil China seine Grenzen von März 2020 bis Januar 2023 schloss. Viele mussten ihre Pläne für ein US-Studium streichen.

Zum anderen zwang der anschliessende wirtschaftliche Abschwung in China zahlreiche Interessent:innen, sich nach günstigeren Studienorten umzusehen.

Im Gegensatz zu den US-Universitäten, die ihr System auch mit hohen Gebühren für internationale Studierende finanzieren, werden die Schweizer Universitäten hauptsächlich vom Staat getragen.

Während die jährlichen Studiengebühren in den USA zwischen 10’000 (8795 Schweizer Franken) und 55’000 DollarExterner Link betragen, sind sie in der Schweiz mit 435 bis 3100 Franken pro SemesterExterner Link wesentlich günstiger.

Chinesische Studierende in den USA litten während der Pandemie zudem unter Stigmatisierung und DiskriminierungExterner Link, da das Covid-19-Virus aus China stammte.

Das reichte von Feindseligkeit und Ausgrenzung bis hin zu gewalttätigen Übergriffen. Auch das schmälerte bei vielen die Lust auf ein Studium in den USA.

All das führte dazu, dass die Zahl chinesischer Studierender in den USA in den letzten fünf Jahren laut dem US-Aussenministerium um mehr als 20% zurückging – von 370’000 im Jahr 2019 auf 290’000 im Jahr 2024. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Bewerbungen an Schweizer Hochschulen.

Sinkende Zulassungsrate

Möglich, dass sich dieser Trend nun ändert – die Sicherheitskontrollen der ETH könnten es bewirken.

Chinesische Studierende, besonders in den MINT-Fächern, sähen «ihre akademischen Träume zerbrechen, weil sie wegen der Sicherheitskontrollen ein Studium in den USA verwerfen und nach Europa ausweichen, nur um dann wieder ins Fadenkreuz zu geraten», schreibt Li Zhuowen in einem Meinungsbeitrag in der South China Morning PostExterner Link.

Der in Washington ansässiger Forsche hat seinen Schwerpunkt auf chinesische politische Ökonomie und internationale Entwicklung gesetzt.

An der EPFL ist die Zulassungsrate für chinesische Bewerber:innen für Masterstudiengänge in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken, von 44% auf 12% zwischen 2014 und 2024. Damit liegt sie inzwischen weit unter dem internationalen Durchschnitt von 21%.

Die ETH Zürich hat auf unsere Anfrage hin keine Statistiken über die Zulassungsrate von Studierenden aus Ländern, die einer Sicherheitsüberprüfung unterliegen, zur Verfügung gestellt.

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ETH Zürich nimmt Stellung zu Gerüchten

Im vergangenen September kursierten in Schweizer Hochschulkreisen Gerüchte über eine so genannte «Schwarze Liste» chinesischer Hochschulen. Ein Reporter von «Heidi.news»Externer Link hatte einen Forscher belauscht, der eine solche Liste erwähnte.

Studierende dieser Unis, so das Gerücht, seien an «einer grossen Institution am Zürichsee» – dem Standort der ETH Zürich und der Universität Zürich – nicht mehr willkommen.

Die ETH Zürich hat jedoch – aus Gründen der «Transparenz», wie ihr Sprecher Markus Gross mitteilt – ihre Auswahlrichtlinien veröffentlicht.

Vorwürfe einer «schwarzen Liste»Externer Link, eines «Einheitsansatzes»Externer Link oder einer «Rassendiskriminierung»Externer Link gegenüber chinesischen Bewerber:innen weist sie zurück.

Gegenüber SWI sagt Gross: «Es gibt keine harten Ausschlusskriterien oder Automatismen; jede Bewerbung wird individuell geprüft. Wenn eine Person mit der Staatsangehörigkeit eines sanktionierten Landes ihren Lebensmittelpunkt in einem anderen Land hat, wird dies berücksichtigt.»

Um Kritiker:innen zu beruhigen und das Verfahren zu erläutern, wollte die Hochschule Ende Oktober eine Veranstaltung durchführen für Studierende aus Ländern, die einer Sicherheitsüberprüfung unterliegen.

Da die Zahl der Anmeldungen jedoch höher als erwartet war, musste die Veranstaltung verschoben und in ein Webinar umgewandelt werden, um allen Interessierten – mehr als 1000 Personen – die Teilnahme zu ermöglichen.

«Die veröffentlichten Listen sind keine schwarzen Listen oder Verbotslisten», sagte Silvia Nast, Leiterin der Exportkontrollstelle der ETH Zürich, an diesem Treffen.

Diese Listen sollten der Hochschule lediglich helfen, Gesuche zu identifizieren, die einer weiteren Prüfung bedürften. «Diese Liste ist kein Kriterium für die Ablehnung einer Bewerbung. Niemand wird aufgrund seiner Nationalität ausgeschlossen.»

Auf die Frage, warum die Hochschule eines neutralen Staats Sanktionen der USA, der EU und Grossbritanniens umsetze, sagte Andres Hagström, Leiter Internationale Angelegenheiten im Stab des ETH-Präsidenten, in einem Interview mit der NZZ am SonntagExterner Link: «Ein Grossteil unserer Professorinnen und Professoren stammt aus dem Ausland. Aufgrund unserer Fürsorgepflicht müssen wir dafür sorgen, dass sie die Gesetze ihres Herkunftslandes nicht verletzen.»

In einem Artikel auf der Website der ETHExterner Link betonte Nast die Bedeutung von Exportkontrollen für ausländische Forscher:innen: «Verstösse, wenn auch nur aus Unachtsamkeit, können für den Einzelnen hohe Geldstrafen nach sich ziehen, in schweren Fällen sogar Haftstrafen.»

Das Argument, dass Universitäten in einem neutralen Land sich nicht an Sanktionen beteiligen sollten, sei eine Fehlinterpretation der Schweizer Neutralität, sagt Jean-Marc Rickli, Leiter des Bereichs «Globale und auftretende Risiken» am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP).

«Das Neutralitätsgesetz deckt Sanktionen nicht ab». Laut dem Bericht zur Neutralität des Schweizer Aussenministeriums von 1993Externer Link könne das Neutralitätsgesetz nur im Fall eines tatsächlichen Kriegs zwischen Staaten angewendet werden. «Jeder neutrale Staat kann entscheiden, an welchen Sanktionen er sich beteiligen will», so Rickli.

Keine «politische Zuflucht»

Für Huang Xiaoyu, der seine Bewerbung für das Jahr 2025 in China vorbereitet hat, geht es bei seinem Auslandstudium um die Suche nach grösserer akademischer Freiheit.

Er sorgt sich auch wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten in China. «In den letzten Jahren erlebte China eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, das politische Klima ist nach wie vor angespannt und der Raum für die persönliche Entwicklung wird immer kleiner», sagt Huang.

«Ich hoffe, dass ich das Auslandstudium nutzen kann, um China zu verlassen, im Ausland Wurzeln zu schlagen und mich breiter zu entwickeln.»

Viele chinesische Studierende, mit denen SWI swissinfo.ch gesprochen hat, schliessen sich dieser Meinung an. Ein Auslandstudium in westlichen Ländern ist seit langem eine Möglichkeit für Studierende und Forschende, Länder mit autoritären Regimen wie China oder Russland zu verlassen.

Im vergangenen März empfahl der akademische Dachverband Swissuniversities, die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit russischen Hochschulen zu überprüfen und auszusetzen, wenn die Gefahr besteht, dass die Hochschulen durch ihre Zusammenarbeit die aggressive Politik des Kremls unterstützen. Dieser Empfehlung sind fast alle Schweizer Hochschulen gefolgt, auch die ETH Zürich.

Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine hat die ETH Zürich die Zulassungsbedingungen für russische Bewerber:innen entsprechend verschärft und prüft jedes Dossier genau.

«Wir werden in Mitgefangenschaft genommen für die Verbrechen eines Regimes, dessen Kurs wir nicht gutheissen.», sagte ein russischer Student dem Magazin BeobachterExterner Link.

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ETH-Sprecher Gross weist alle Vorwürfe einer «Kollektivstrafe» gegen russische oder chinesische Studierende zurück.

EPFL-Sprecher Emmanuel Barraud sagt: «Die Bewerbungen ausländischer Studierender werden auf der Grundlage mehrerer Kriterien geprüft, unter denen die Fähigkeiten an erster Stelle stehen. Damit wollen wir verhindern, dass unsere Schule von Personen als ‹politischer Zufluchtsort› genutzt wird, die nicht über die erforderlichen Qualifikationen für unsere Kurse verfügen.»

Anderswo im Westen

Die Hochschulen in den EU-Ländern haben keine einheitliche Praxis bezüglich Sicherheitskontrollen für Länder, die unter internationalen Sanktionen stehen.

Es steht jeder Hochschule frei, die Zulassung auf ihre Weise zu regeln. Und die ETH Zürich ist bei weitem nicht die einzige Hochschule in Europa, die Sicherheitsüberprüfungen eingeführt hat.

Seit 2023 schliesst eine wachsende Zahl europäischer Universitäten Stipendiat:innen des staatlichen China Scholarship Council aus – darunter die dänische Universität Aarhus, das schwedische Karolinska-Institut, die deutsche Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie die Technische Universität Eindhoven und die Universität Maastricht in den Niederlanden.

Ausserhalb der EU führte das Vereinigte Königreich 2007 das Academic Technology Approval SchemeExterner Link ein: Bewerber:innen aus dem Ausland – mit Ausnahme jener aus dem Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz – müssen eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen, um Fächer zu studieren, deren Kenntnisse in Waffenprogrammen verwendet werden könnten.

2020 weitete die britische Regierung diese Regelung auf Studienbereiche aus, die hochentwickelte konventionelle Militärtechnologien abdecken könnten. Darunter befindet sich einen Grossteil der Fachbereiche Physik, Ingenieurwesen und Computerwissenschaften.

Im folgenden Jahr weitete sie die Regelung auf Forscher:innen und Doktorand:innen bestimmter Nationalitäten und Forschungsbereiche aus, um den Diebstahl geistigen Eigentums zu verhindern.

Im Jahr 2022 lehnte das britische Aussenministerium 265 Anträge von Forscher:innen und 839 Anträge von Doktorand:innen ab, berichtete die britische Zeitung «The Guardian»Externer Link. Das sind insgesamt 1104 von 50’000 Antragsteller:innen – gegenüber 128 im Jahr 2020 und nur 13 im Jahr 2016, die abgelehnt wurden.

Das britische Aussenministerium gab zwar keine Aufschlüsselung nach Nationalität bekannt. Aber Daten von führenden Universitäten wie Oxford, Cambridge und dem Imperial College London deuten darauf hin, dass chinesische Akademiker:innen zumindest an diesen Einrichtungen die Mehrheit der Abgelehnten ausmachen.

Alicia Kearns, Vorsitzende des britischen Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, schrieb in einem Beitrag auf X (früher Twitter): «Zu lange hat die akademische Welt so getan, als ob sie keine Rolle für unsere nationale Sicherheit spiele und frei von geostrategischen Realitäten agieren könnte.»

Dies sei eine Denkweise, schreibt Kearns weiter, die das Vereinigte Königreich «anfällig für feindliche Staaten» mache. Zudem würden «signifikante Beweise auf einen systematischen Versuch der [Kommunistischen Partei Chinas] hindeuten, die britische akademische Welt zu infiltrieren und kritische Forschung, Fähigkeiten und Technologien zu gewinnen».

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Angesichts des aktuellen geopolitischen Kontextes und der zunehmenden Polarisierung sei es «sehr wahrscheinlich, dass mehr europäische Universitäten Screening-Mechanismen einführen werden, da Wissenschaft und Technologie zu Schlüsselfaktoren und Instrumenten im globalen Machtkampf werden», sagt Rickli vom Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP).

Wie wirksam diese Mechanismen sein werden und welche Auswirkungen sie haben, bleibt offen. Es ist jedoch klar, dass die ETH Zürich und andere europäische Universitäten ein Gleichgewicht finden müssen zwischen nationaler Sicherheit und der akademischen Freiheit, für die sie bekannt sind.

Ein chinesischer Doktorand an der ETH Zürich unterstreicht dieses Dilemma. «Langfristig wird der Ruf der ETH Zürich durch diese Aktion geschädigt, besonders in China», sagt er.

«Auch ihre Werte Gleichheit, Vielfalt und Inklusion werden in Frage gestellt. Dies wird mehr Studierende und Wissenschaftler:innen aus anderen Ländern zögern lassen, an die ETH Zürich zu kommen – auch aus solchen, die nicht auf der Sanktionsliste stehen.»

* Die Namen wurden geändert, um die Identität der Studierenden zu schützen

Editiert von Lindsey Johnstone / gw, Übertragung aus dem Englischen: Meret Michel

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