Die Jagd auf illegale Waffen
Die jüngsten Unruhen im Nahen Osten hat die Notwendigkeit von Friedenstruppen der UNO unterstrichen. SWI swissinfo.ch hat in Israel vier Schweizer Offiziere getroffen, welche die Sicherheitslage vor Ort im Auge behalten.
Die UNO-Organisation zur Überwachung des Waffenstillstands im Nahen Osten (UNTSO) war die erste friedenserhaltende Operation, welche die Organisation im Mai 1948 ins Leben rief. Sie hatte die Aufgabe, nach dem arabisch-israelischen Krieg zwischen Israel und seinen Nachbarn zu vermitteln und über den Stand des Waffenstillstands zu berichten.
Die Schweiz beteiligt sich seit 1990 an diesem Projekt und leistet seither einen kontinuierlichen Beitrag. Die Friedensförderung auf internationaler Ebene ist eine prioritäre Aufgabe der Schweizer Armee und ist im Militärgesetz verankert.
Die UNTSO-Militärbeobachter:innen im Nahen Osten überwachen Waffenstillstände, kontrollieren Waffenstillstandsabkommen, verhindern die Eskalation einzelner Zwischenfälle und unterstützen andere UNO-Friedenseinsätze in der Region bei der Erfüllung ihrer Mandate. Es ist ein gefährlicher Job: 18 Friedenssoldat:innen haben im Nahen Osten bereits ihr Leben verloren.
Das Schweizer Team
Als der Schweizer Generalmajor Patrick Gauchat im Jahr 2021 das Kommando des UNTSO übernahm, war er der erste Schweizer, der eine UNO-Friedensmission leitete. Er ist im UNTSO-Hauptquartier in Jerusalem stationiert, zusammen mit dem Schweizer Oberstleutnant Alex Neukomm, dem obersten Verbindungsoffizier zu Amman und Tel Aviv.
Die beiden anderen Schweizer Offiziere sind Major Livio Räber, Teamleiter der Beobachtergruppe Golan-Tiberias, und Major Roman Gagua, der Ausbildungsoffizier der gleichen Gruppe in Tiberias.
Er bereitet die Militärbeobachter:innen auf ihren Einsatz auf den israelisch besetzten Golanhöhen vor und erklärt ihnen, auf welche Art von Panzern, Kampfflugzeugen und Artillerie sie achten sollten. Hier unterhalten die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) Militärbasen und führen häufig Übungen durch. Auf der anderen Seite der Trennungslinie sind syrische Truppen in ihren Stützpunkten stationiert.
Was die Beobachter:innen auf den Golanhöhen tun
Die Golanhöhen sind ein Höhenzug entlang der Nordgrenze Israels zu Syrien. Israel hat sie 1967 im Krieg mit Syrien erobert und später annektiert. Es wurde eine Waffenstillstandslinie eingerichtet und die Region kam unter israelische Militärkontrolle. Zwei UNO-Organisationen – UNTSO und die bewaffnete Disengagement Observer Force (UNDOF) – überwachen weiterhin den Waffenstillstand.
Operativ wurde im Westen die Alpha-Linie gezogen, die von israelischen Streitkräften nicht überschritten werden darf, und im Osten die Bravo-Linie, die von syrischen Streitkräften nicht überschritten werden darf. Zwischen diesen Linien liegt die Area of Separation, eine Pufferzone, in der Beobachter:innen die Anzahl der syrischen und israelischen Truppen und Waffen überwachen, die eingesetzt werden.
Ständiges Minenrisiko
Gagua fährt mit seinem Auto auf der Hauptstrasse durch den Golan in Richtung Op53, dem Beobachtungsposten, wo Major Livio Räber auf uns wartet. Frühlingsblumen wiegen sich sanft auf den Wiesen, auf denen Kühe grasen und ein Schwein mit Ferkeln herumlaufen. Es sieht hier aus wie ein Bergparadies, aber es gibt versteckte Gefahren. Diese Tiere lösen häufig die vielen Landminen aus, die den Weg säumen.
Im April schlug eine Rakete auf einem dieser Felder ein. Den Militärbeobachter:innen stehen Bunker zur Verfügung, in denen sie Schutz suchen können, wenn sie ins Kreuzfeuer der verschiedenen Konfliktparteien geraten.
Der Posten Op53 ist von Stacheldrahtzäunen umgeben. Gleich dahinter liegt eine Landmine im Boden. Minenräumungsexpert:innen können sie nicht entfernen, da eine Sprengung die Anlage beschädigen würde. So leben die Militärbeobachter:innen in ständiger Gefahr, eine grosse Explosion auszulösen.
In diesem Video führt uns Major Livio Räber durch diesen einsamen Aussenposten, in dem Katzen gehalten werden, um die hier vorkommenden Schlangen und Skorpione zu töten.
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