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Wie Menschen überleben: Einsichten einer Schweizer Journalistin

Karin Wenger, ehemalige Asien-Korrespondentin des öffentlich-rechtlichen Schweizer Radios und Fernsehens SRF, hat ihr Mikrofon weggelegt und zur Feder gegriffen. Sie hat in diesem Jahr nicht weniger als drei Bücher veröffentlicht, die sich mit Überlebenden befassen, denen sie auf ihren Reisen durch Asien begegnet ist.

Die Zürcher Journalistin Karin Wenger arbeitete seit 2009 in ganz Asien als Korrespondentin. Von Anfang an hat sie dort einzelne Menschen aus allen Lebensbereichen mehrmals wieder getroffen, die sie bei ihren Reportagen in verschiedenen Ländern kennengelernt und deren Schicksal sie besonders berührt hatte.

Als sie wegen der Covid-19-Pandemie in Bangkok festsass, fand sie endlich Zeit, ihre Geschichten über die Mühen und Torturen, die diese Menschen überstanden haben, und deren aussergewöhnlichen Überlebenswillen zu schreiben. Die Reportagen zeigen die Folgen von Krieg, Korruption, Fundamentalismus und billiger Kleiderproduktion.

Katastrophen überleben

In «Jacob der Gefangene»Externer Link begleitet Wenger einen indischen Gefangenen über zehn Jahre. Die beiden anderen Bücher sind auf Deutsch erschienen: «Verbotene Lieder – Eine afghanische Sängerin verliert ihre Heimat»Externer Link, erzählt die Geschichte von Mina, einer Sängerin und Fernsehmoderatorin, die vor den Taliban fliehen musste. Eines ihrer Lieder handelt von einer jungen Frau, die sich ihren Mann selbst aussuchen will.

«Bis zum nächsten Monsun – Menschen in Extremsituationen»Externer Link ist eine Sammlung von Porträts von Menschen, die aussergewöhnliche Situationen überlebt haben, darunter Youk Chhangh, der die brutale Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha überlebte und ein Archiv einrichtete, das die Verbrechen der brutalen Herrscher dokumentiert.

Oder Rozina, die Näherin, die 2013 den Einsturz des Rana Plaza Gebäudes in Dhaka, Bangladesch, überlebte, indem sie sich selbst den Arm abschnitt; Peter, der drogensüchtige Schlagzeuger, der zum Mönch wurde; und Jonathan, der Auftragskiller, der in den Krieg gegen Drogen auf den Philippinen verwickelt war. Es war dies der brutale, aussergesetzliche Anti-Drogen-Feldzug von Rodrigo Duterte, dem Präsidenten von 2016 bis 2022.

In diesem Video erzählt die Autorin, dass es ihr beim Schreiben dieser Bücher vor allem darum ging, wie Menschen die Kraft finden, weiterzumachen, nachdem sie Grausamkeiten und Traumata erlebt haben, die für Menschen unerträglich zu sein scheinen.

Karin Wenger stammt aus Bassersdorf, Kanton Zürich. Sie studierte Politik- und Medienwissenschaften und Journalismus in Fribourg, Irland und an der Birseit Universität in Ramallah im Westjordanland.

Zuvor arbeitete sie als Snowboardlehrerin, Busfahrerin, Gaucha (ausgebildete Reiterin) in Argentinien, als Bankpraktikantin und als Friedensbeobachterin in Chiapas, Mexiko.

Von 2004 bis 2009 war sie als freie Journalistin im Nahen Osten tätig und berichtete über die Eskalation der Gewalt nach der zweiten Intifada und den Alltag der Menschen in diesem Konfliktgebiet. Für eine Reportage über die Beduinen in der Negev-Wüste im Süden Israels wurde sie 2006 mit dem Zürcher Journalismuspreis ausgezeichnet.

Ihre Freizeit verbringt Wenger so oft wie möglich im oder auf dem Wasser. Zurzeit befindet sie sich auf einer einjährigen Segelexpedition, über die sie in ihrem Blog berichtetExterner Link. Lesen Sie mehr über ihr Leben in diesem Porträt.

 Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub

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