Was würde Kosovo ohne die Diaspora machen?
Was würde mit dem Kosovo geschehen, wenn ethnische Albaner in der Schweiz kein Geld mehr nachhause schicken würden? Sie unterstützen ihre Verwandten im Balkanland seit Jahrzehnten. Aber die jüngeren Generationen werden diese Praxis kaum fortsetzen.
Kosovo ist das zweitärmste Land Europas. Es leidet unter hoher Arbeitslosigkeit und fehlenden Investitionen. Überweisungen aus der Diaspora in Deutschland, der Schweiz und den nordischen Ländern machen etwa 17% des Bruttoinlandsprodukts aus, während die internationale Geberhilfe weitere 10% ausmacht. Der Bund trägt für die Periode 2017-2020 insgesamt 80 Millionen Franken bei.
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Seit Generationen verlassen die Kosovaren ihr Land, um im Westen Arbeit zu finden. Aber im Ausland stellen viele fest, dass es immer schwieriger wird, ihre Kultur in einem fremden Land am Leben zu erhalten. Viele junge Kosovaren, die in der Schweiz geboren oder in jungen Jahren dorthin gezogen sind, sprechen kein Albanisch. Das Leben in der angestammten Heimat kann sich fremd anfühlen.
Die Kosovaren, die in der Schweiz leben und für den Sommer zurückkehren, um sich wieder mit ihren Familien zu verbinden, werden liebevoll «Schatzis» genannt. Sie haben eine starke emotionale Bindung an die Heimat.
Ihre Besuche beleben die lokale Wirtschaft jedes Jahr für einige Monate. In Restaurants und Einkaufsstrassen der grössten Städte sind sie zahlreich vertreten: Prizren, Pristina und Peja. Mit ihren kaufkräftigen Schweizer Franken können sie in gehobenen Hotels wohnen, die einen Bruchteil dessen kosten, was sie zu Hause bezahlen müssten.
Da viele Schweizer Kosovaren mit dem Auto anreisen, machen Tankstellen das grosse Geschäft, wenn die «Schatzis» das Land bereisen, um die Touristenattraktionen, darunter Denkmäler von Kriegshelden, zu besuchen. Einige kaufen Wohnungen oder bauen sogar luxuriöse Ferienhäuser. Das sorgt beim Baugewerbe für willkommene Aufträge.
swissinfo.ch traf einige «Schatzis» während deren Urlaub im Kosovo und fragte sie, wie sie sich fühlten, Teil der Diaspora zu sein.
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)
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