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Ausstellung in Zürich zeigt Kunst und Persönlichkeit von Banksy

Die Werke des britischen Streetart-Künstlers Banksy (hier "Das Mädchen mit Ballon") in der Ausstellung "The Mystery of Banksy" sind Repliken. In Kombination mit viel Hintergrundmaterial entfalten sie trotzdem ihre ursprüngliche Kraft. Keystone/MICHAEL BUHOLZER sda-ats

(Keystone-SDA) Als «Banksy-Experience» wird die neue Ausstellung in der Halle 622b in Oerlikon regelrecht showmässig angekündigt. Und wirklich: «The Mystery of Banksy» bietet ein spannendes, unterhaltsames und emotionales Näherkommen an den anonymen britischen Streetart-Künstler.

Das «Mädchen mit Ballon», der «Blumenwerfer», «Küssende Polizisten» oder «Pulp Fiction» – die Schablonengraffiti von Banksy, dessen wahre Identität unbekannt ist, sind weltberühmt. Sie befinden sich, wenn sie nicht schon längst übersprayt, gestohlen worden oder in den Wohnzimmern von Millionären gelandet sind, an Häuserfassaden oder zerbombten Mauern in aller Welt.

Es versteht sich also von selbst, dass «The Mystery of Banksy» eine Repliken-Ausstellung ist. Produziert von dem deutschen Musical-Produzent und Ausstellungsmacher Oliver Forster, künstlerisch umgesetzt von Streetartists und anderen Kreativen aus aller Welt.

Das alles klingt erst einmal nach einer fast befremdlich kommerziellen Präsentation eines Künstlers, der den Kapitalismus so scharf kritisiert wie kaum ein anderer. Erst recht, wenn man im Entrée steht und von Kuratorin Virginia Jean in einem Tonfall empfangen wird, als würde man gleich in einen Vergnügungspark entführt werden. Voreilige Schlüsse sind allerdings nicht zu empfehlen, wie sich bald zeigen wird.

Zum einen wird schnell klar: Hinter dieser Ausstellung stehen Menschen, die den Künstler in jeder Hinsicht respektieren und unterstützen. Jean, die die Presse einen Tag vor Ausstellungsbeginn durch die Räume führt, kennt Banksy, dessen wahre Identität geheim ist, in und auswendig. Ohne allerdings zu verraten, ob sie schon mit ihm persönlich zu tun hatte oder nicht.

«Wir unterstützen ihn in allem, was er tut, also auch in seiner Anonymität», sagt sie. Doch Jean zitiert ihn oft, liefert eine Anekdote nach der anderen, so unterhaltsam und berührend, dass selbst ein zeitlich knapper Presserundgang zur emotionalen Achterbahnfahrt wird.

Schmerz und Hoffnung

Ausgehend von der Friedenstaube in kugelsicherer Weste, die Banksy in Wirklichkeit auf die Mauer zwischen Israel und Palästina sprayte, führt die Tour durch einen sorgfältig ausgewählten Bruchteil seines jahrzehntelangen Schaffens. Die Besucherinnen und Besucher lernen dabei etwa, dass ein Graffito wie die Friedenstaube deshalb so lange unversehrt bleiben, weil das Entfernen ebenso gefährlich ist wie das Anbringen.

Sie erfahren aber auch, was mit anderen Werken passiert. Etwa dass sich Sprayer inzwischen darum reissen, einen Banksy, kaum ist er aufgetaucht, umgehend mit einem eigenen Bild zu übermalen. Nicht, weil das in Ordnung wäre, sondern weil einem so Medienpräsenz garantiert ist. Andere Werke verschwinden, weil ganze Mauerstücke gestohlen werden, um irgendwann im Privatbesitz schwerreicher Menschen wieder aufzutauchen. Ein Banksy-Werk ist Millionen wert.

Auch wenn Banksy solche Aktionen immer wieder kritisiert, sind sie Teil seiner Popularität. Letztere nutzt er, nicht um sich mit einem perfekten Pinselstrich zu profilieren, wie er in seinen Anfängen in den 80ern einmal sagte, sondern um seine Statements zu verbreiten. Banksy kritisiert die Politik, den Krieg, Ungerechtigkeiten und den Umgang mit der Natur. Er macht auf schmerzhafteste Art und Weise auf Missstände aufmerksam und feiert mit seinen Motiven gleichzeitig die Liebe, den Humor, die Solidarität mit Benachteiligten.

Respektvoller Umgang

Virginia Jean nennt Banksy den «modernen Robin Hood». Einen, der den Reichen das Geld nimmt und es an Bedürftige verteilt. Solche Aktionen lassen sich belegen – mit der Geschichte um den «Game Changer» etwa.

Banksy hatte das gleichnamige Bild von einem kleinen Jungen, der nicht mit den üblichen Superhelden, sondern mit einer Krankenschwesterpuppe spielt, während der Pandemie einem Krankenhaus gestiftet. Dieses versteigerte es für knapp 20 Millionen Franken. Der Erlös kam dem Personal des britischen Gesundheitsdiensts zugute. «The Mystery of Banksy» bringt weitere solche Hintergründe zu Tage.

Ausserdem wollen die Veranstaltenden die Ausstellung, die in Zürich bereits zum 15. Mal gezeigt wird und von über 1,2 Millionen Besucherinnen und Besuchern gesehen wurde, unter dem genau gleichen Leitsatz führen. Was nicht zur Deckung der laufenden Kosten aufgewendet wird, fliesst in die Kasse von Banksys Legacy of War Foundation. Diese setzt sich für von Konflikten betroffene Menschen ein.

Banksy habe sich bis jetzt noch nicht zu der Ausstellung geäussert, erzählt die Kuratorin. Und lacht: «Wir sehen das als Kompliment». Dass die Schau «unauthorized», also unbewilligt ist, wie es gross auf den Plakaten geschrieben steht, sei normal. «Banksy lehnt die Rechte an seinen Werken ab, zumal sich die meisten im öffentlichen Raum befinden». Umso wichtiger sei es, respektvoll und in seinem Sinne damit umzugehen.

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