Bauwerk aus dem 3D-Drucker: Ein Weisser Turm für Mulegns
(Keystone-SDA) Im Bündner Passdorf Mulegns GR ist ein Weisser Turm, hergestellt mit dem 3D-Drucker, geplant. Baustart des innovativen Projekts der ETH und der Fundaziun Origen ist 2022. Am Dienstag fand die Präsentation der Idee mit Bundespräsident Parmelin statt.
Das Dorf am reissenden Bach habe grosse Zeiten erlebt. Es werde Zeit, dass Mulegns wieder aufblühe, sagte Giovanni Netzer, Intendant der Nova Fundazium Origen, an der am Dienstag via Stream übertragenen Präsentation vor viel politischer Prominenz.
Die Stiftung wolle Mulegns wiederbeleben und überrasche einmal mehr, stellte der Bündner Regierungspräsident Mario Cavigelli (Mitte) fest. Als Kontrast zur hergebrachten Baukultur im Dorf sei nun ein Turm aus weissem Beton geplant, der vor Ort komplett mit einem 3D-Drucker hergestellt werde. Es gehe hier um eine neue Baustofftechnologie, die von der Baubranche noch skeptisch beäugt werde.
Drittes Projekt der Stiftung
Das «utopische Bauwerk, das von einer anderen Welt erzählt», wird das dritte grosse Vorhaben der Nova Fundaziun in Mulegns. Die Stiftung versucht schon länger, den kulturhistorischen Bestand des an der Julierstrecke gelegenen Dorfes mit noch 16 Einwohnerinnen und Einwohnern zu retten.
In den letzten Jahren wurde bereits die Weisse Villa, ein Prachtsbau, der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem aus Bordeaux heimgekehrten Zuckerbäcker Jean Jegher in Auftrag gegeben wurde, um ein paar Meter verschoben und danach saniert. Auch das historische Post Hotel Löwe ist renoviert worden.
Bundespräsident Guy Parmelin spielte in seiner Rede auf die Geschichte der Bündner Zuckerbäcker an, die das Geschäft im Ausland dominiert hätten. In den Bergregionen seien neue Ideen, verbunden mit dem Weg ins Ausland, einfach notwendig gewesen. Er könne sich noch nicht wirklich vorstellen, wie der Turm in einem Jahr komplett gedruckt werde, räumte Parmelin ein. Die geplante Konstruktion in 3D beinhalte aber grosse Chancen und könne das Bauen in der Welt komplett verändern.
Ein Bau auf Zeit
Für den Bau des Turms hatte die Stiftung die Zusammenarbeit mit der ETH gesucht. Deren Vizepräsident für Forschung, Detlef Günther, sagte, die ETH verfolge schon länger die Zukunftsvision, «dass wir das Bauen verändern wollen». Der Weisse Turm verbinde die Architektur mit Disziplinen wie Materialwissenschaften oder den Bauingenieurwissenschaften mit der Kunst.
Das Projekt ist vom Kanton noch nicht bewilligt. Die Kosten betragen rund 3,5 Millionen Franken. Läuft alles nach Plan, soll mit den Arbeiten im April 2022 begonnen werden. Ab Mai könnten die einzelnen Teile gedruckt und danach bis im Herbst zu einem Turm aufgestellt werden.
Das Bauwerk wird belebt, es bietet Raum für Kunstinstallationen, Hörspieltouren und Theateraufführungen und soll auch den sanften Tourismus fördern. Geplant ist allerdings ein Bau auf Zeit: Der Turm soll fünf Jahre lang stehen bleiben. Er wird so konstruiert, dass er wieder auseinandergenommen werden kann.