Beatrice Egli will ihre Stimme nicht mehr nur zum Singen nutzen
(Keystone-SDA) Letzte Woche hat Beatrice Egli das Matterhorn bezwungen, heute erscheint ihr neues Album «Alles was du brauchst». Überraschend daran: Die Schwyzer Schlagersängerin offenbart auch ihre ruhige, nachdenkliche Seite.
Auf schwerkranke Kinder hätten ihre Lieder eine stärkende Wirkung, sogar Menschen im Wachkoma reagierten darauf – Beatrice Egli wird schon länger immer wieder rückgemeldet, wie viel sie als eine der populärsten Schlagersängerinnen des deutschsprachigen Raums bewirken kann.
Mit dem neuen Album «Alles was du brauchst» will sie ihren positiven Einfluss nun noch bewusster nutzen. «Es enthält Lieder, in denen ich meine Stimme nicht nur als Gesangsstimme, sondern auch als eine Stimme nutzen kann, die auf Themen aufmerksam macht», sagt die 33-Jährige beim Interview mit Keystone-SDA.
Da ist etwa «Leise Lieder», weniger ein Lied als eine erzählte Geschichte im Stile von Jonny Hills «Ruf Teddybär 1-4». Es geht um den Jungen Yannik, dessen Vater gewalttätig ist und der sich tröstet, indem er «am Piano seine leisen Lieder spielt». Solche langsamen, nachdenklichen Momente seien in ihrem Leben nichts Neues, so Egli. «Ich habe diese Seite bisher einfach nicht in meine Musik integriert.»
Mehr als nur gute Laune
Für einige Fans könnten diese neuen Töne überraschend sein, kann sich die Schwyzerin vorstellen. Dass sie diesen Schritt gehe, zeige aber letztlich, wie viel reflektierter sie in den letzten Jahren geworden sei.
«Ich bin mir heute bewusster, wer ich bin, was ich will, aber auch was die Musik bei Menschen bewirken kann», sagt sie weiter. «Sie kann dich motivieren und dir Glücksmomente schenken, doch sie kann eben auch nachdenklich stimmen – so wie das Leben.»
Beatrice Egli hat also auch in Zukunft vor, aufwühlenden Geschichten, die ihr nicht selten via Briefpost zugetragen werden, Gehör zu verschaffen. «Wenn es auch nur eine einzige Person ist, der ich mit solchen Texten helfen kann, dann habe ich mein Ziel erreicht.»
Aber keine Angst: Beatrice Egli ist immer noch Beatrice Egli. Und ihre Songs sind grösstenteils heiter, stärkend, «empowering», wie sie gerne sagt. Es geht um Themen wie Diversity, Body Positivity, was der bereits veröffentlichte Clip zu «Alles was du brauchst» besonders deutlich zeigt. «Vielseitigkeit macht das Leben so spannend, so abwechslungsreich.»
«Power» heisst ein Song, der «ganz klar für Frauen komponiert wurde». Beim Schreiben war aber wie immer auch Produzent Joachim Wolf beteiligt – Beatrice Egli ist immer für das Miteinander. «Ich sage immer: Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen und gerade deshalb die starke Frau, die ich heute bin.»
Mehr Beatrice Egli denn je
«Matterhorn» hat die Sängerin während der Vorbereitungen auf ihre Matterhornbesteigung geschrieben. Mit dem Musiker und «Sing meinen Song»-Kollegen Dodo («Hippie-Bus») – was absolut unüberhörbar ist. Und «Granada» ist eine sonnige Ode an den spanischen Ort, an dem das Album entstanden ist. «Den Song haben wir geschrieben, nachdem die Arbeit eigentlich schon fertig war», so Egli. «Ich hatte das Gefühl, da fehlt noch was, etwas, das mit dem Ort zu tun hatte, an dem dieses wichtige Album entstand.»
Auch deshalb sei das Album so persönlich geworden, weil sie bis auf zwei Nummern bei allen Liedern mitgewirkt habe. «Normalerweise ist das nicht so, aber weil ich so viel Zeit hatte, konnte ich mich noch mehr einbringen – vor allem was das Texten betrifft.»
Apropos Text: Beatrice Egli hat in den Corona-Monaten nicht nur ein neues Album, sondern auch ein Buch geschrieben. «Keine Biografie, dafür bin ich zu jung», meint sie beim Treffen in Zürich. In «Ganz egal! – Wie ich lernte, dem Leben zu vertrauen» (Erscheinungsdatum: 5. November) will sie einen Ausschnitt in ihrem Leben beleuchten, zu dem sie sich nach eigenen Angaben bisher noch nicht öffentlich geäussert hat. «Die Erlebnisse niederzuschreiben hat mir geholfen, mir selber näher zu kommen.»
Der Buchtitel, verrät Beatrice Egli zum Schluss mit einem Augenzwinkern, werde sich noch einmal ändern. «Doch das soll eine Überraschung sein.»