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Bedingte Strafen beim Bungee-Jumping-Unfall von «Adventure World»

Ein Tourist sprang wegen eines falschen Bungee-Seiles in den Tod. Die Verantwortlichen standen jetzt vor Gericht. Keystone

Fünf Monate bedingt, lautete das Urteil für die Verantwortlichen des Bungee-Jumping-Unfalls vom Mai dieses Jahres. Ein 21-jähriger Amerikaner war aus einer Kabine einer Seilbahn im Berner Oberland gesprungen und auf den Boden geprallt.

Der Jumpmaster und sein Assistent standen am Donnerstag (15.12.) in Interlaken vor Gericht. Der Richter befand, die beiden Männer hätten den Tod des Amerikaners durch «grobe Fahrlässigkeit» verursacht. Beim Bungee-Jumping dürfe es «keine Halbheiten» geben, sagte er weiter.

Falsches Sprungseil

Der Tourist stürzte in den Tod, weil das Sprungseil verwechselt worden war. Statt dem Gummiseil für Sprünge aus 100 Metern über Grund war ein längeres für die Höhe von 180 Metern verwendet worden.

Bei den Einvernahmen hatte der 30-jährige Jumpmaster, der den Sprung in die Wege geleitet hatte, ausgesagt, es vergehe keine Nacht, ohne dass er Alpträume habe. Er frage sich ständig, wieso er das falsche Seil nicht bemerkt habe.

Der Verteidiger der Eltern des wegen des zu langen Seils ums Leben gekommenen jungen Mannes sagte, es gehe seinen Mandanten nicht darum, Rache zu üben. Der Prozess sei vielmehr ein Element bei der Verarbeitung des Todes ihres Sohnes.

Angemessene Strafe gefordert

Der Staatsanwalt und die beiden Verteidiger hatten eine «angemessene Strafe» gefordert, ohne konkrete Anträge zu stellen. Der Verteidiger argumentierte, der Unfall sei durch menschliches Versagen mit sehr tragischem Ausgang geschehen.

Neben der Gefängnisstrafe müssen die beiden Verurteilten weiter eine Busse von je 1’000 Franken und gemeinsam die Verfahrenskosten sowie die Auslagen der Privatkläger übernehmen. Dabei geht es um je rund 11 000 Franken.

Todesstoss für «Adventure World»

Der Todessturz des Amerikaners war das Ende der Outdoor-Firma «Adventure World» gewesen. Die Firma war in die Schlagzeilen geraten, als im Juli 1999 21 Personen bei einem Canyoning-Ausflug von einem Hochwasser im Saxetbach weggerissen und getötet wurden. Nach dem Bungee-Jumping-Unfall wurde die Firma liquidiert.

swissinfo und Agenturen

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