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Passagiere steuern selber und helfen Kleinseilbahnen in Geldnot

Wenige Minuten nach Kauf des Tickets ertönt ein Warnton und die Seilbahn setzt sich in Bewegung.
Wenige Minuten nach Kauf des Tickets ertönt ein Warnton und die Seilbahn setzt sich in Bewegung. SRF/Primus Ettlin

In Nidwalden können Gäste eine Seilbahn neu selber per Smartphone steuern. Das Beispiel könnte Schule machen.

Eine Holzkiste an einem Stahlseil: So startete die Nidwaldner Waldibahn vor hundert Jahren. Damals wurde Milch von der Emmetter Alp ins Tal transportiert.

Heute fahren die sechsminütige Strecke vor allem Feriengäste und Ausflügler. Bisher mussten sie dafür Jetons oder eine aufladbare Chipkarte kaufen.

Seilbahnsteuerung via Smartphone – so funktioniert’s

Mit der neuen Variante kann man die Seilbahn komplett selbständig via Smartphone steuern – rund um die Uhr und an sieben Tagen pro Woche.

Dazu scannt man den QR-Code an der Station und löst ein Ticket mit der Kreditkarte oder Twint. Danach bleiben zwei Minuten Zeit, bis die Seilbahn piepst und losfährt.

Praktisch für Gäste, günstig im Betrieb

Dieses System ist weltweit einzigartig. Benutzerinnen und Benutzer schätzten den Dauerbetrieb ohne Bargeld, gleichzeitig spare die Seilbahn so Kosten, sagt Thomas Tschümperlin, Verwaltungsratspräsident der Waldibahn.

Konkret: «Es braucht niemanden, der die Luftseilbahn bedient, und die Wartungsarbeiten der Billettautomaten fallen weg.»

Für die Kleinseilbahn in Emmetten mit etwa 6000 Fahrten im Jahr ist das eine grosse finanzielle Entlastung.

Sensoren stoppen Seilbahn bei Sturm

Die Sicherheit komme dabei nicht zu kurz, betont Thomas Tschümperlin. So gebe es Messanlagen, welche die Seilbahn bei starkem Wind automatisch abschalten würden.

Auch arbeite weiterhin ein technischer Leiter für die Waldibahn. Dieser stoppe den Betrieb bei aufziehenden Gewittern – neu ebenfalls bequem via Smartphone.

Die Waldibahn ist eine von gut 200 Kleinseilbahnen in der Schweiz und 85 in der Zentralschweiz. Das besonders dichte Netz im Landesinnern wurde 2023 in den Unesco-Katalog der lebendigen Traditionen aufgenommen. Trotz dieser Würdigung: Die Zahl der Kleinseilbahnen schwindet.

Projekt könnte schweizweit Schule machen

Häufig sind die Kosten für den Unterhalt zu hoch im Vergleich zur Nutzung. Das neue Bedienungs­system könnte Seilbahnen im ganzen Land entlasten, sagt Ueli Schmitter vom Nidwaldner Seilbahnverband. Der Verband hat den Pilotversuch in Emmetten deshalb finanziell unterstützt.

Gerade Bauernfamilien, welche nebenbei eine Kleinseilbahn betreiben, könnten profitieren: «Der Bauer kann heuen oder einkaufen gehen und der Gast die Bahn selber bedienen.»

Aktuell fährt die Waldibahn auch noch mit Jetons. Langfristig werde sich wohl aber die Lösung via Smartphone durchsetzen, glaubt Ueli Schmitter: «Das ist der Zeitgeist.»

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