Berner Marskamera liefert Aufnahmen seltsamer Dünen und Krater
(Keystone-SDA) In Dünenfeldern rund um den Nordpol des Mars scheint es heftige Gasausbrüche zu geben. Andernorts deuten Streifen auf trockene Lawinen hin. Das zeigen neue Aufnahmen der unter Berner Leitung entwickelten Mars-Kamera.
Die Berner Marskamera «Cassis» liefert einmal mehr eindrückliche Aufnahmen der Marsoberfläche. An Bord des ExoMars «Trace Gas Orbiters» (TGO) umkreist «Cassis» (für Colour and Stereo Surface Imaging System) den roten Planeten und schiesst hochaufgelöste Stereo-Farbbilder. Am Montag veröffentliche die europäische Raumfahrtagentur ESA einen neuen Satz Aufnahmen, wie die Universität Bern mitteilte.
Einige Aufnahmen zeigen dabei Spuren heftiger Gasausbrüche in Dünenfelder rund um den Nordpol des Mars. In den Polarregionen bedeckt im Winter eine dünne Schickt aus Kohlendioxid-Eis die Oberfläche, die im Frühling von unten nach oben zu tauen beginnt. Das dabei entstehende Gas bleibt zwischen Eisschicht und Sand der Dünen eingeschlossen.
«Wenn das Eis bricht, erfolgt ein heftiger Gasausbruch, der auch Sand mit sich trägt», erklärte Nicolas Thomas von der Uni Bern, unter dessen Leitung ein internationales Team die Kamera entwickelt hat. «Auf dem Cassis-Bild, das heute veröffentlicht wird, sind dunkle Flecken und Streifen, die von den Gasausbrüchen verursacht werden, zu sehen.»
Trockene Lawinen
Weitere Aufnahmen zeigen helle und dunkle Streifen an den Hängen in der Region Locras Vallis, deren Ursachen noch nicht geklärt sind. Die Forschenden vermuten jedoch trockene Lawinenprozesse, so Thomas gemäss der Mitteilung.
Auch der derzeitige Standort des Curiosity Rovers der Nasa, der Gale Crater, ist unter den neuen Mars-Fotos. Der Krater hat einen Durchmesser von 150 Kilometern und besitzt einen massiven zentralen Hügel. Dieser enthält kilometerdicke, geschichtete Sedimentgesteine, die auf Klimaveränderungen in der Vergangenheit des Mars hindeuten – von feuchteren Bedingungen, unter denen sich wasserführende Mineralien bildeten, zu den heutigen trockenen Bedingungen, erklärte Thomas.
Fenster in die Vergangenheit
Besonders interessant sei jedoch eine Aufnahme des Oyama-Kraters: «Die verschiedenen Schichten in den Wänden des kleinen Kraters oben im Bild sind freigelegt, was uns gewissermassen ein Fenster in die Vergangenheit öffnet.» Solche Gebiete seien besonders interessant für die zukünftige Erforschung des Mars aufgrund des Einflusses von Wasser und damit ihres Potenzials zur Erhaltung von Spuren vergangenen Lebens. Damit kommen sie als potenzielle Landeplätze für künftige Marsmissionen in Frage.
Die Mission ExoMars (für «Exobiologie auf dem Mars») der ESA und der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos hat zum Ziel, nach Spuren von gegenwärtigem oder vergangenem Leben auf dem Mars zu suchen und die Veränderungen der Marsoberfläche zu analysieren. Voraussichtlich nächstes Jahr soll in einer zweiten Phase der Mission auch ein Rover namens «Rosalind Franklin» auf dem Roten Planeten landen.
Die neuesten Aufnahmen und Resultate des ExoMars-Orbiters TGO werden diese Woche auch am internationalen «European Planetary Science Congress and the Division of Planetary Sciences» in Genf präsentiert.