Australien – ich komme!
Mehr als nur ein Blick ins Tagebuch einer 17-Jährigen. Lisa Christen aus Hergiswil, Nidwalden, verbringt ein Austauschjahr in Australien.
Die Leserinnen und Leser von swissinfo sind schon eine Woche vor Abreise hautnah mit dabei. (Teil 1)
Die letzten Tage in der Schweiz vergingen sehr schnell. Ich hatte zwischen Schulschluss und Abreise noch eine Woche Ferien. Es war eine Woche des Abschieds.
Gleich am ersten Ferientag besuchte ich meine 81-jährige Oma. Sie hatte sich kürzlich einen Internetanschluss installieren lassen und bat mich, ihr das Mailen und Chaten beizubringen. Keine grosse Sache, denn in elektronischen Dingen war meine Oma schon immer eine Heldin. Ich erhalte auch ab zu ein SMS von ihr und freue mich jetzt schon auf ihr erstes Mail, das ich in Australien lesen werde.
Heimweh? Wie lange dauert ein Jahr?
Meine Freundin Daniela, welche auch für ein Jahr in Australien sein wird, und ich organisierten am letzten Samstag vor unserem Abflug eine «Byebye-Party» in Stans. Meine Mutter half uns beim Einkaufen. Mein ältester Bruder Albrecht organisierte zusammen mit seiner Freundin Kathrin das Lokal für uns und sorgte für gute Musik. Es war schön, meine Freunde nochmals zu sehen. Doch der Abschied fiel mir zum Teil schwer.
Irgendwie realisiere ich noch gar nicht richtig, dass ich bald sehr weit weg sein werde. Wie lange dauert ein Jahr? Das hängt wahrscheinlich davon ab, wie es mir am neuen Ort gefallen wird.
Es wird sicher Momente geben, in denen mir die Zeit unendlich lang vorkommt. Ich werde Heimweh nach den Bergen haben, nach Schweizer Schokolade, nach Käse – und natürlich nach meinen Leuten. Aber ich werde, da bin ich mir sicher, auch viele neue, schöne Dinge in Australien entdecken, eine andere Mentalität, Kultur und Natur kennen lernen.
Das kann ja heiter werden!
Von meiner australischen Gastfamilie hatte ich bereits Emails mit Fotos und einen Brief erhalten: Sie wohnen in Portland, einem Dorf mit 2000 Einwohnern, 250 Kilometer westlich von Sydney. Die Geschwister heissen Daniel (4), Mathew (6), Grant (19, er wohnt in Sydney) und Jessica (17). Ich werde mit Jessica zusammen im 20 Busminuten entfernten Lithgow die Schule besuchen. Meine Gastmutter Sue arbeitet als Raumpflegerin und mein Gastvater Anthony schaufelt mit dem Bagger Kohle. Die Familie spielt gerne Fussball und geht oft in der schönen Umgebung campen und wandern. Zur Familie gehören auch noch ein Hund, zwei Katzen, zwei Vögel und 20 Goldfische. Na das kann ja heiter werden!
Nachdem ich diese Informationen über die Familie erhalten hatte, beschloss ich, sie anzurufen. Ich war sehr nervös, als meine Gastmutter auf der anderen Seite der Welt den Anruf entgegennahm. Ich versuchte, mit ihr einige Worte zu wechseln, doch konnte ich ihren «Aussie-Slang» nicht verstehen. Ich hätte am liebsten wieder aufgelegt. Zum Glück reichte sie den Telefonhörer Jessica. Da Jessica klar und deutlich sprach, schwatzten wir mehr als eine Stunde zusammen. Ich hatte ein gutes Gespräch mit ihr. Ich freue mich sehr, sie kennen zu lernen.
Packen bis zum Wahnsinn
Am Abend vor der Abreise packte ich meinen Koffer. Bekanntlich ist das Höchstgewicht für Koffer 20 Kilo und für das Handgepäck 6. Sommer- und Winterkleider für ein Jahr, Bücher, CD-Player, Geschenke für meine Gastfamilie, Laptop und Kamera: Der Koffer wurde schwerer und schwerer und ich musste nebst der Laptoptasche auch noch eine Reisetasche packen. Was da unsere Waage anzeigte, konnte schlichtweg nicht stimmen. Aber es war unterdessen schon zwei Uhr nachts und ich wollte endlich schlafen gehen.
Am Dienstag, meinem Abflugstag, stand ich um 7 Uhr auf. Ich fuhr mit dem Velo los, um die allerletzten Sachen einzukaufen, unter anderem ein Geschenk für meine Mutter als Dankeschön für dieses Jahr in Australien.
Ein letzter Blick auf See und Pilatus
Ich gehe an den Strand des Vierwaldstättersees, lege mich auf mein Badetuch und schreibe einige letzte Worte an meine Freunde. In unserem Garten geniesse ich bei strahlendem Sonnenschein das vorläufig letzte Mittagessen in der Schweiz. Kurz vor der Abreise besuchen mich noch zwei Freundinnen. Und um 15 Uhr fahre ich mit meiner Mutter, meiner Freundin Daniela und ihrer Schwester Petra zum Flughafen. Wir verlassen Hergiswil, Nidwalden, Luzern, die Innerschweiz und so langsam wird mir bewusst, dass ich dies alles für eine Weile nicht mehr sehen werde.
swissinfo, Lisa Christen
(bearbeitet von Thomas Vaszary)
Lisa-Deborah Christen (17) lebt zusammen mit ihrer Mutter Elsbeth (53) und den Brüdern Albrecht (23) und Basil (20) in Hergiswil im Kanton Nidwalden. Vater Hans starb im Jahr 2000.
Lisa geht am Kollegium St. Fidelis in Stans NW zur Schule.
Während ihres Austauschjahres besucht sie zusammen mit ihrer Gastschwester Jessica die High School in Lithgow.
Anthony und Suzanne Coleman sind Lisas Gasteltern in Portland. Grant (19), Jessica (17), Mathew (6) und Daniel (4) sind ihre Gastgeschwister.
Die 17-jährige Lisa Christen aus Hergiswil NW geht für ein Jahr lang als Austausch-Schülerin nach Australien.
In Portland, New South Wales, 250 Kilometer von Sidney entfernt, lebt sie bei der Gastfamilie Coleman und besucht zusammen mit ihrer Gastschwester Jessica die Schule in Lithgow.
In ihrem Online-Tagebuch erzählt Lisa von ihren Erwartungen, Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen im Land ihrer Träume – jeweils samstags und sonntags auf swissinfo.ch.
Wer mit Lisa Kontakt aufnehmen möchte, erreicht sie unter lisachristen86@gmx.ch.
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