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Bologna-Reform geht nur langsam voran

Studierende an der Universität Zürich. Keystone

Der Weg zu einem gemeinsamen europäischen Hochschulraum ist noch lang. Zu diesem Schluss kam die vierte Bologna-Folgekonferenz am Freitag in London.

Die Schweiz will den in die Kritik geratenen Bologna-Reformprozess evaluieren und die Mitgliedländer darüber informieren.

Der Schweizer Staatssekretär für Bildung und Forschung, Charles Kleiber, rief an der Konferenz dazu auf, die anhaltende Kritik am Bologna-Prozess von verschiedenen Kreisen der Hochschulangehörigen ernst zu nehmen und aktiv nach Verbesserungs-Möglichkeiten zu suchen.

In diesem Zusammenhang kündigte er gemäss Staatssekretariat an, die Schweiz werde eine Evaluation des Reform-Prozesses durchführen und zu gegebener Zeit informieren.

Von Vielfalt des Europa-Hochschulraumes profitieren

Wie die Schweizer Delegation unter Leitung von Kleiber mitteilte, wollen sich die europäischen Bildungsministerinnen und -minister künftig auf die Grundpfeiler der Bologna-Deklaration konzentrieren.

Neben der vollständigen Einführung der dreistufigen Studienstruktur und der Sicherung der Qualität müsse die gegenseitige Anerkennung der Studienabschlüsse erreicht werden. Nur so könnten die Studierenden und Wissenschafter tatsächlich von der Vielfalt des europäischen Hochschulraumes profitieren.

Keine neuen Massnahmen

Für die Periode bis zur nächsten Bologna-Konferenz, die im April 2009 im belgischen Leuven stattfinden soll, wurden deshalb keine neuen Massnahmen beschlossen. Hingegen bekräftigten die Delegierten aus 45 Ländern, sich für den Abbau sozialer Hindernisse der Mobilität von Studierenden und Wissenschaftern einzusetzen.

Zudem hielten sie an der Schaffung eines europäischen Verzeichnisses zertifizierter Qualitätssicherungs-Agenturen fest. In dieses soll dereinst auch das Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung der Schweizerischen Hochschulen (OAQ) Eingang finden.

Aktive Schweiz

Die Schweiz ist seit der Unterzeichnung der Bologna-Deklaration 1999 aktiv am Bologna-Prozess beteiligt. Er soll 2010 in die Schaffung eines europäischen Hochschulraumes münden.

In der Schweiz belegen seit dem Wintersemester 2006/2007 mehr als 60 Prozent der Studierenden die neuen gestuften Studiengänge, wie es im Communiqué des Staatssekretriates für Bildung und Forschung weiter heisst.

Soziale Zusammenhänge

An der fünften Folgekonferenz wollen die Minister über die sozialen Auswirkungen des Bologna-Prozesses berichten.

Auch die Berufsbefähigung der Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie der europäische Hochschulraum im globalen Kontext sollen an der Konferenz in zwei Jahren Thema sein.

swissinfo und Agenturen

1999 vereinbarten 29 europäische Staaten an einer Konferenz in Bologna die Schaffung des «Hochschulraumes Europa». Mittlerweile gehören der «Bologna-Deklaration» 46 Staaten an.

Die wichtigsten Punkte dieser Reform bestehen in der Einführung von zweistufigen Studiengängen (Bachelor und Master, dazu kommt noch das Doktorat) der Verwendung eines europäischen Kreditpunktesystems (ECTS), mit dem zwischen verschiedenen Universitäten gewechselt werden kann und der Einführung eines vergleichbaren Systems von Titeln.

Mit der Reform kann nach drei Jahren ein Studium mit dem Bachelor abgeschlossen werden. Der darauf folgende Master-Studiengang dauert ein bis zwei Jahre. Bachelor und Master zusammen entsprechen dem alten Lizenziat der Schweizer Universitäten. Der Master ermöglicht dann das Doktorat.

Dank diesem neuen System sollten 2010 die Leistungen an den Universitäten international vergleichbar sein.

Die Schweizer Universitäten stellten bereits 2001 auf das Bologna-System um, indem sie Bachelor-Lehrgänge einführten. Die Fachhochschulen folgten 2005. Seit Wintersemester 2006/07 studieren alle Studienanfänger an Schweizer Universitäten nach dem neuen Zweistufenmodell.

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