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Eines der teuersten Ausbildungswesen der Welt

Die Schweiz lässt sich ihr Bildungssystem sehr viel Geld kosten. Keystone

Die Schweiz gibt pro Schüler und Jahr 11'000 Franken aus. Damit belegt sie im Vergleich der OECD-Länder einen Spitzenplatz.

An der Spitze punkto Bildungsausgaben liegen laut OECD-Bildungsbericht die USA, Dänemark und Norwegen.

Die Bildung ist der Rohstoff der Schweiz, lernt man schon in der Schule. Diese Weisheit wird aber nicht nur vom Katheder in den Schweizer Schulzimmern herunter gepredigt, sondern auch mit grossem Aufwand umgesetzt.

Die Schweiz gehört zu denjenigen Ländern, die weltweit am meisten Geld für die Bildung ausgeben. Im Jahr 2001 waren es 11’100 Franken pro Schulkind oder Studierenden, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. Spitzenreiter waren die USA mit 13’800 Franken, gefolgt von Dänemark und Norwegen mit je 11’300 Franken. Der ermittelte OECD-Schnitt liegt bei 7800 Franken.

Das BFS stützt sich dabei auf den jüngsten Bildungsbericht, welche die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht hat.

Hohe Lohnkosten schlagen durch

Das Schweizer Bildungssystem sei deshalb eines der teuersten der Welt, weil das Lohnniveau in der Schweiz so hoch sei, begründete das BFS. Andere hohe Bildungsinvestitionen sind beispielsweise die gute schulische Infrastruktur oder die dezentrale Organisation des Systems mit kleinen Klassen und kleinen Schulen.

Der bedeutende Mitteleinsatz werfe aber vermehrt auch Fragen zur Effizienz und Wirksamkeit des Bildungssystems auf, heisst es in der OECD-Publikation «Bildung auf einen Blick».

Dass im Schweizer Bildungswesen aber nicht alles Gold ist, was glänzt, ist zumindest seit der Veröffentlichung der so genannten PISA-Studie Ende 2001 bekannt. In diesem OECD-Ländervergleich rangieren die Schweizer Schüler niveaumässig lediglich im Mittelfeld. Defizite bestünden namentlich beim Lesen und Rechnen, so damals ein PISA-Fazit.

Positiv, aber nicht nur

«Der Spitzenplatz der Schweiz ist sicher positiv, denn in einer Volkswirtschaft fördern höhere Bildungsausgaben das Wachstum», so Stefan Wolter, Direktor Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) gegenüber swissinfo.

Umgekehrt würden mehr Ausgaben aber nicht unbedingt bedeuten, dass das Geld am richtigen Ort mit der richtigen Wirkung eingesetzt werde. Die Ineffizienz, welche die PISA-Studie dem Schweizer Bildungssystem attestiert, müsste man aber in Relation mit den Rahmenbedingungen in der Schweiz setzen, erklärt Wolter.

Schwierige Vergleiche

«Die Effizienz in Finnland beispielsweise ist top, dort wird wenig Geld für die Bildung ausgegeben. Aber dort haben sie nur eine Sprache, während bei uns der Fremdsprachen-Unterricht einen grossen Platz einnimmt.»

Der Bildungsexperte erkennt Potential zur Effizienzsteigerung im hiesigen Bildungswesen, will aber die «Nebenwirkungen» nicht ausser Acht lassen: «Wie wirken sich grössere Klassen oder niedrigere Lehrerlöhne auf die Qualität des Unterrichts aus?», fragt sich Wolter.

Er hält fest, dass es in der aktuellen Diskussion über mehr Effizienz nicht primär darum gehen könne, Geld einzusparen. Die Herausforderung sei vielmehr, mit den gleichen Mitteln eine bessere Leistung zu erzielen.

Hohes Bildungsniveau

Insgesamt stecke die Schweiz im Jahr 2001 5,3% ihres Bruttoinlandprodukts in die Bildung des schulischen Nachwuchses. Zwischen 1995 und 2001 blieben die Bildungsausgaben für Primar- und Sekundarstufe in der Schweiz stabil, während sie in den meisten Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) anstiegen.

Die Schweizer Bevölkerung zeichnet sich im internationalen Vergleich durch ein gutes Bildungsniveau aus. So verfügen 82% der Schweizerinnen und Schweizer im Alter von 25 bis 64 Jahren mindestens über einen Lehrabschluss oder eine Matura. Das OECD-Mittel liegt demgegenüber nur bei 65%.

Weniger Uni-Abschlüsse

Die Abschlussquote bei der höheren Berufsbildung oder der Hochschule, der so genannten Tertiärstufe, liegt in der Schweiz hingegen lediglich bei 37%. Die Schweiz liegt laut BFS damit um fünf Prozentpunkte unter dem internationalen Mittel.

Zudem weisen Frauen, die ihre Ausbildung nach Lehrabschluss oder Matura fortsetzen, eine Erwerbstätigenquote von 73% auf. Jene ohne weitere Ausbildung kommen dagegen nur auf 60%. Für die Absolventinnen höherer Ausbildung liegt der Wert bei 82%.

Männer mit nur obligatorischer Schulausbildung verzeichnen laut BFS eine Quote von 82%, jene mit höherer Sekundarausbildung eine von 90% und jene mit Tertiärausbildung eine von 94%.

Die Studie zeigt auch, dass Personen mit Hochschulabschluss durchschnittlich mehr als doppelt soviel verdienen wie Personen mit lediglich der obligatorischen Schulbildung.

swissinfo und Agenturen

Die Schweiz gibt jährlich 11’000 Franken pro Schüler aus.
Das liegt 3000 Franken über dem Schnitt in den 30 anderen Ländern der OECD.
82% der Personen zwischen 25 und 64 Jahren haben einen Lehrabschluss oder die Matura. In der OECD sind es im Schnitt nur 62%.
Auf Hochschul-Stufe machen nur 37% der Studenten einen Abschluss, das sind 5% weniger als der OECD-Schnitt.
Im Jahr 2000 betrugen die gesamten Bildungsausgaben 22 Mrd. Franken, was knapp 18% der Ausgaben der öffentlichen Hand entsprach.

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