Kleiner Schritt zur einheitlichen Schule
Die Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK) will die Ziele der Volksschule bis 2007 in der ganzen Schweiz vereinheitlichen.
Geplant sind: die frühere Einschulung, eine bessere Steuerung des Bildungssystemes, verstärkte Ausbildung der Lehrkräfte und intensiverer Sprachenunterricht.
In der Schweiz ist das Schulsystem Sache der 26 Kantone. Diese föderalistische Lösung hat den Nachteil, dass sich die Lehrpläne und die Schulrhythmen von Region und von Gemeinde zu Gemeinde stark unterscheiden.
Mit dem Projekt Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS), das 2002 gestartet wurde und für das 2 Mio. Franken zur Verfügung stehen, will die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) bis 2007 für die ganze Schweiz verbindliche Standards für zentrale Bildungsbereiche entwickeln, wie EDK-Präsident Hans Ulrich Stöcklin sagte.
Bildungsstandards seien keine Lehrpläne und keine Testaufgaben, sie beschrieben Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen sollen.
«Wir können und wollen in der Schweiz keinen nationalen Lehrplan festlegen. Mit dem Projekt HarmoS wird darum das Ziel und nicht der Weg festgelegt», führte Stöcklin aus.
PISA rüttelte auf
Um das föderalistisch aufgebaute Schweizer Bildungssystem besser steuern zu können, wollen die Erziehungsdirektoren zusammen mit dem Bund bis 2006 ein Bildungsmonitoring aufbauen. Es soll den Verantwortlichen das nötige Wissen für bildungspolitische Entscheide liefern.
Die vieldiskutierten Ergebnisse der PISA-Studie hätten die EDK in ihrem Entscheid für Bildungsstandards bekräftigt: Länder, die in der Studie erfolgreich abgeschnitten haben, kennen seit Jahren Bildungsstandards und messen deren Einhaltung, sagte Stöcklin.
Mit den neuen Standards werden neben einer verbesserten Ausbildung für die Schülerinnen und Schüler verschiedene weitere Ziele avisiert. Von den neuen Standards erhofft sich die EDK mehr Transparenz und eine bessere Orientierung.
«Die Eltern haben ein Anrecht darauf zu wissen, welche Kompetenzen in der Schule angestrebt werden und ob diese erreicht werden,» so Stöcklin.
Lehrpläne angleichen
Dazu soll auch die Professionalität der Lehrerinnen und Lehrer gestärkt werden. Dies soll durch vermehrte Aus- und Weiterbildung und neue Berufsperspektiven erreicht werden. Mit einer landesweiten Anerkennung der kantonalen Lehrerdiplome soll ein offener «Arbeitsmarkt Schweiz» für Lehrpersonen entstehen.
Längerfristig erhofft sich die EDK durch die Festlegung all dieser Bildungsstandards auch eine indirekte Harmonisierung der Strukturen in der Volksschule sowie eine Angleichung bei den Lehrplänen und Lehrmitteln.
HarmoS bilde auch die Voraussetzung für eine Herabsetzung des Schuleintrittsalters.
Effizienz prüfen
«Das Projekt nimmt Gestalt an», sagte Projektleiter Olivier Maradan. Nach umfassenden wissenschaftlichen Vorarbeiten, aus denen das «Weissbuch HarmoS» entstanden ist, habe die EDK nun die konkrete Erarbeitung der Bildungsstandards in den vier Bereichen Muttersprache, Fremdsprache, Mathematik und Naturwissenschaften eingeleitet.
So soll landesweit festgelegt werden, über welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler am Ende des 2., 6. und 9. Schuljahres in den Fächern Muttersprache, Fremdsprache, Mathematik und Naturwissenschaften verfügen müssen. Der Weg, wie die Ziele erreicht werden, wird nicht festgeschrieben.
Dabei werden nicht die Leistungen der einzelnen Schüler, sondern die Effizienz des Schulsystems geprüft. «Wir werden nicht die einzelnen Schüler testen, sondern mittels Stichproben das Funktionieren des Systems», sagte Maradan.
Auf Basis der Arbeiten wird die EDK ab 2007 die politischen Entscheide zur Einführung der Bildungsstandards fällen und in einer interkantonalen Vereinbarung festhalten.Für Kantone, die dieser Vereinbarung beitreten, werden die Bildungsstandards verbindlich.
Auf die Frage, warum es denn bis 2007 dauere, bis Änderungen möglich seien, sagte Gabriela Fuchs, Sprecherin der EDK, gegenüber swissinfo: «Die Standards, die wir entwickeln wollen, bedingen eine mehrjährige wissenschaftliche Entwicklungsarbeit und eine Überprüfung in der Schulpraxis. Wir können in der Schweiz, in einem mehrsprachigen Land mit verschiedenen Schultraditionen, nicht einfach einen nationalen Lehrplan verordnen.»
swissinfo und Agenturen
PISA war eine internationale Studie, welche die OEDC in 32 Ländern durchführte. Sie sollte die Leistungs-Fähigkeit der Schulsysteme ermitteln.
Die Schweiz klassierte sich in Mathematik im 7. Rang.
Die Leistungen in der Muttersprache und den Naturwissenschaften waren nur mittelmässig (Rang 17).
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