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Politiker entdecken die Schule

Die FDP möchte die Schulbildung in der Schweiz vereinheitlichen. Keystone

In der Schweiz hat jeder Kanton sein eigenes Schulsystem. Die Freisinnig- Demokratische Partei (FDP) will eine Angleichung der Systeme und denkt an eine Volksinitiative.

Die Partei-Delegierten diskutieren darüber am Samstag in Martigny. Kritik ist vorprogrammiert.

In der Schweiz steht eine Verfassungsrevision im Bildungswesen im Raum. Das Projekt möchte eine Verbesserung der Unterrichts-Qualität erreichen. Es sieht insbesondere den Einsatz des Subsidiaritäts-Prinzips vor.

Das bedeutet im Klartext: Wenn die Kantone es nicht schaffen, ihre 26 verschiedenen Schulsystem zu harmonisieren, soll der Bund intervenieren.

Beinahe jedermann ist damit einverstanden, dass eine Angleichung nötig ist. Schon deswegen, dass man nicht 26 Mal das Rad neu erfinden muss, und um die Mobilität der Familien in der ganzen Schweiz zu garantieren.

Der Freisinnigen Partei reicht das jedoch nicht. «Wir sind damit nicht zufrieden», bestätigt der Parteisekretär Sebastien Leprat gegenüber swissinfo. «Die Formulierung ist zu allgemein.»

Die Zeit drängt jedoch. Die neue PISA-Studie habe gezeigt, dass das Schweizer Erziehungssystem an Effizienz verliert, meint die FDP. Ihr noch unausgegorenes Projekt fand den Weg an die Öffentlichkeit durch die Sonntagspresse.

Volksinitiative möglich

Grundsätzlich ist die Partei für eine standardisierte Schule. Sie schlägt unter anderem die Rückkehr zu Schulnoten für alle vor, die Vereinheitlichung des Einschulungsalters, sowie die Konzentration auf den Sprachunterricht mit der Priorität auf die Landessprachen,

Am Samstag beginnen die FDP-Delegierten mit der Debatte. Die Partei ist auch bereit, eine Volksinitiative zu ergreifen, wenn es nicht gelingen sollte, die anstehende Verfassungs-Revision im Parlament abzuändern.

«1974 wurde eine ähnliche Initiative vom Volk angenommen, scheiterte jedoch am Ständemehr», erinnert Sébastien Levrat. «Heute ist die Situation in den Kantonen anders.»

In Bezug auf das freisinnige Projekt gehen die Ansichten jedoch auseinander. «Ich sehe weder die Notwendigkeit noch den Nutzen eines solchen Vorschlags. Er rennt offene Türen ein», sagt Gabriela Fuchs, Sprecherin der Kantonalen Erziehungsdirektoren-Konferenz EDK.

Mit anderen Worten: Der neue Verfassungsartikel reiche völlig aus. Harmonisierung unter Aufsicht (Subsidiarität) ja, Zentralisation nein, sagt Gabriela Fuchs. «Man sollte bedenken, dass in der Schweiz die obligatorische Schule zu 100% von den Kantonen finanziert wird.»

Das Deutschschweizer Modell

Ist das FDP-Projekt realistisch? «Diese Frage ist unmöglich zu beantworten», sagt der Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, Stephan Wolter.

Und fügt hinzu: «Wir wissen nicht, ob sie ein neues Gesetz ins Auge fassen, ein Departement für öffentliche Erziehung auf Bundesebene, oder etwas anderes.»

Auch die Sozialdemokraten wünschen sich ein besser harmonisiertes Schulsystem. Deren Pressesprecher, Nicolas Galladé, betitelt die Idee einer Volksinitiative jedoch als «Populismus».

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) findet eine Vereinheitlichung der Noten an den Schweizer Schulen in Ordnung. «Aber», wendet SVP-Sprecher Roman Jäggi ein, «eine Zentralisierung der Schule ist nicht realisierbar. Sie hat auch keine Daseinsberechtigung. So lösen wir die anstehenden Probleme nicht.»

Zentralisierung: Der Begriff ist lanciert. Und das macht FDP-Mann Thierry Béguin wütend, wenn er an gewisse Parteikollegen unter den kantonalen Erziehungsdirektoren denkt.

«Die Zentralisierung ist nichts anderes als uns ein Deutschschweizer Modell aufzuzwängen, das sich keinen Deut um die verschiedenen kantonalen Befindlichkeiten kümmert.»

swissinfo, Pierre-François Besson
(Übertragen aus dem Französischen: Etienne Strebel)

Das Schweizer Schulwesen ist in 26 verschiedene Schulsysteme aufgeteilt.
Das ist ein Hindernis für die Mobilität der Familien mit Kindern aber auch der Lehrer.
Die Lern- und Bildungsziele weichen zum Teil stark voneinander ab.
Die verschiedenen Systeme behindern auch die Einführung übergreifender pädagogischer Prinzipien.

Die Internationale PISA-Studie der OECD verweist die Schhullleistungen der Schweizer Schulkinder in mathematischen Fächern auf den 7. Platz. Das Schweizer Schulsystem ist in anderen Disziplinen noch schlechter, vor allem beim Lesen (Rang 17).

Die Kinder in der Schweiz beginnen ihre Schulkarriere als 6- bis 7-Jährige. Die obligatorische Schulzeit beträgt 9 Jahre.

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