Schweiz als attraktives Studienland
Immer mehr ausländische Studierende lernen an Schweizer Hochschulen. Die meisten kommen aus Sprachgründen aus den umliegenden Ländern.
Auch die verschärften Visa-Bestimmungen und konservativen Moralvorstellungen in den USA könnten den Schweizer Unis Zulauf verschaffen.
Während in den USA die Zahlen der ausländischen Studierenden rapide abnehmen, verzeichnet die Schweiz eine kontinuierliche Zunahme. Nach Australien hat die Schweiz den höchsten Ausländeranteil.
Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik (BFS) stieg der Ausländeranteil unter den Studierenden, die nicht in der Schweiz ihre Basisausbildung erhielten, in den letzten zehn Jahren stetig an. Im Jahr 2003 lag er bei 16,3%.
Entgegengesetzt verlief der Trend in den USA, wo allein für das Jahr 2004 ein Minus von 28% verzeichnet wurde. Dies ergab eine Befragung an 126 US-Hochschulen, die von der Trägervereinigung der US-Hochschulen in Washington durchgeführt wurde.
Nicht willkommen in den USA
Als Gründe dafür wurden die verschärften Visa-Bestimmungen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sowie die stärkere Konkurrenz von Hochschulen in anderen Ländern angegeben. Auch das Gefühl des nicht willkommen Seins verstärke diese Tendenz, schrieben die Autoren der US-Studie.
Die Studienzugänge aus China, Indien und Korea, welche in den Vereinigten Staaten den Hauptanteil der ausländischen Studierenden ausmachten, fiel im Jahr 2004 im Vergleich zum Vorjahr demnach in der Reihenfolge der Länder um 45, 28 und 14% .
Exodus der Talente
Richard Florida, Professor an der George Mason Universität in Arlington, warnte in der Dezemberausgabe der Zeitschrift «Harvard Businessmanager» vor den Folgen dieser Entwicklung: Den Vereinigten Staaten drohe eine Kreativitätskrise, stellte er fest.
Neben den verschärften Visabestimmungen für Forscher und Studierende seien oft aus religiösen Gründen gewisse wissenschaftliche Untersuchungen, wie beispielsweise die Arbeit mit Stammzellen, nicht mehr möglich. Aus diesem Grund seien die USA erstmals mit einer Abwanderung von Talenten konfrontiert.
Schweiz als Nutzniesser?
Gerade diese naturwissenschaftlichen Fächer sind bei den ausländischen Studierenden in der Schweiz zuoberst auf der Beliebtheitsskala, mit einem Anteil von fast 53%.
Ob die Schweizer Hochschulen langfristig vom Attraktivitätsverlust von Studien in den USA profitieren, sei weniger entscheidend, als dass der Austausch von Lernenden, Dozenten und Forschenden offen bleibe und erleichtert werde, sagte Mathias Stauffacher von der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS).
Nach BFS-Angaben kommen aktuell rund 75% der ausländischen Studierenden aus den europäischen Nachbarländern in die Schweiz – sicher vor allem aus Sprachgründen, sagte Stauffacher.
swissinfo und Beatrix Aeby (sda)
Ausländische Studierende in der Schweiz vor Studienbeginn 2003:
Deutschland: 24%
Frankreich: 14%
Italien: 7%
Österreich/Liechtenstein: je 2%
Übriges Europa: 24%
Afrika: 10%
Asien und Ozeanien: 9%
USA: 8%
Der Grossteil der ausländischen Studierenden an den Schweizer Hochschulen sind «echte» Ausländer, d.h. Personen ausländischer Nationalität, die gezielt für das Studium in die Schweiz kommen.
Die Schweizer Hochschulen sind innerhalb Europas zentral gelegen und deshalb für Studierende aus dem Ausland attraktiv. Zudem haben sie ein mehrsprachiges Studienangebot, was das Einzugsgebiet potentieller Studierender erhöht.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch