Schweizer Bildungssystem fällt zurück
Im internationalen Vergleich büsst das höhere Schweizer Schulwesen gegenüber anderen Ländern an Positionen ein.
Gemäss den neuesten OECD-Bildungsindikatoren ist die Schweiz zudem bei der höheren Ausbildung der Frauen im Rückstand.
Bei der Gleichstellung im höheren Bildungsbereich hat die Schweiz noch aufzuholen. Dies zeigen die Indikatoren der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Laut den OECD-Bildungsindikatoren schliessen in der Schweiz doppelt so viele Männer wie Frauen nach der obligatorischen Schulpflicht eine weitere Ausbildung ab. In der Schweiz dauert die obligatorische Schule neun Jahre.
Wie das Bundesamt für Statistik (BfS) mitteilt, haben in der Schweiz zwar knapp 90% der Frauen und Männer zwischen 25 und 34 eine Ausbildung im nachobligatorischen Bereich abgeschlossen (Berufslehre, Maturität etc.). Doch seien die anderen OECD-Länder am Auf- und Überholen.
Früher war die Schweiz Spitzenreiter in diesem nachobligatorischen Bereich. In der Zwischenzeit ist sie jedoch von einigen europäischen Ländern überholt worden.
Hartnäckige Geschlechterdifferenzen
Seit der letzten OECD-Erhebung sei der Bildungsstand im gesamten OECD-Raum konstant gestiegen. Fortschritte seien auch im Bezug auf die Geschlechterdifferenzen zu verzeichnen, wo sich das Bildungsniveau stark angeglichen habe. Nur in der Schweiz stehe man in diesem Bereich noch zurück.
In der Schweiz unterscheiden sich die Abschlussquoten zwischen Männern und Frauen im Hochschulbereich um rund 20%. Doch diese Quote gilt es zu interpretieren. «Innerhalb des Hochschulbereichs gibt es grosse Unterschiede», sagte Anna Borkowsky vom Bundesamt für Statistik gegenüber swissinfo.
«Im Universtitätsbereich gleichen sich die Geschlechterquoten zusehends aus. Im ETH-Bereich bleibt die Quote dagegen immer noch sehr negativ für Frauen. Und im Fachhochschulbereich kommt es ganz auf die Branche an.»
Gemäss Borkowsky bleibt die Geschlechterquote in technischen und wirtschaftlichen Fachhochschulen unausgeglichen, während die Quote in typischen Frauenberufen wie zum Beispiel im Gesundheitswesen entsprechend gut ist.
Mangelhafte Frauenförderung
Die von der OECD bemängelte Frauenförderung im nachobligatorischen Bereich dürfte auch mit dem typischen schweizerischen, dezentralen Berufslehrsystem zu tun haben.
Laut Borkowsky legt dieses System, das den Lehrling in unmittelbare Nähe zum Beruf und zum Arbeitsplatz bringt, auch die Berufswünsche oft fest. «Die bestehende Berufswelt prägt damit eher auch die Berufswahl der Jungen.»
Mädchen entscheiden sich deshalb weniger gerne für eine bestimmte Lehre in einem kleineren oder mittleren Betrieb, wo beispielsweise lauter Männer arbeiten.
«Ein zentral gesteuertes Ausbildungssystem kann hier ausgleichend eingreifen», so Borkowsky. Zum Beispiel hätten die Schweizerischen Bundesbahnen sehr schnell aus dem typischen Männerberuf Zugkontrolleur einen geschlechtsmässig gut durchmischten Beruf gemacht.
swissinfo und Agenturen
Abschlussquote im Hochschulbereich:
OECD-Durchschnitt 41%, Schweiz 33%, Japan und Neuseeland 66%
Abschluss in höherer Berufsbildung:
Italien 0,3%, Schweiz 16%, Japan 27%
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