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Das Schweizer Bildungssystem

So funktioniert das Schweizer Hochschulsystem

symbolbild für tertiäre bildung in der schweiz, zwei personen vor zwei wegweisern
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Die Schweizer Hochschulen belegen in internationalen Rankings regelmässig Spitzenplätze und ziehen viele ausländische Studierende an. Welche Hochschulen das sind, wie man dorthin kommt und wie sich ausländische Studierende dort zurechtfinden, erfahren Sie hier.

Neben den Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne, die zu den besten der Welt gehören, und der Universität Bern, die durch ihre Beteiligung an Weltraummissionen für Schlagzeilen sorgt, gibt es in der Schweiz noch viele weitere Universitäten. Sie sind über alle Landesteile verteilt.

Doch wie genau funktioniert das Schweizer Hochschulsystem? Wir erklären es. Es gibt drei Arten von Universitäten in der Schweiz:

Traditionelle Universitäten

Es gibt 12 davon, zehn kantonale sowie die beiden prestigeträchtigen Eidgenössischen Technischen Hochschulen: eine in Lausanne, die EPFLExterner Link, und eine in Zürich, die ETHZExterner Link. Diese beiden stehen in internationalen Umfragen regelmässig hoch im Kurs.

Jedes Jahr schreiben sich über 150’000 Studierende an diesen Universitäten ein. Der Bachelor-Abschluss dauert ind er Regel drei Jahre und öffnet die Tür zu einem Master-Abschluss, der normalerweise weitere zwei Jahre dauert. Danach gibt es Doktorate, die etwa vier Jahre dauern können.

Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Künste

Davon gibt es neun. Diese speziellen Schweizer Hochschulen sind mehr praxis- und industrieorientiert. Einige Studiengänge wie Landschaftsarchitektur, einige Gesundheitswissenschaften sowie Kunst- und Musikabschlüsse können nur an diesen Einrichtungen absolviert werden.

Praktika sind in der Regel Teil des Lehrplans. Studierende können Bachelor- und Master-Abschlüsse erwerben, aber in der Regel kein Doktorat abschliessen. Schweizer Hochschulen der angewandten Wissenschaften und Künste ziehen etwa 95’000 Studierende pro Jahr an, die meistens bereits über eine Berufsausbildung verfügen. Auf die Eintrittsbedingungen kommen wir ein wenig später zu sprechen.

Pädagogische Hochschulen

Hier werden Lehrpersonen von der Vorschule bis zur Sekundarstufe II sowie Lehrpersonen für Kinder mit Behinderungen ausgebildet. Davon gibt es 20, die jährlich etwa 20’000 Studierende besuchen.

In der Schweiz gibt es auch eine ausseruniversitäre Tertiärstufe, die hohe Abschlüsse für qualifizierte Auszubildende bietet. Dies ist eine weitere Schweizer Spezialität, die es den Menschen ermöglicht, ihre Kenntnisse und Managementfähigkeiten zu vertiefen.

Sie ist gut etabliert in Bereichen wie Krankenpflege und IT, aber ihre Programme und Abschlüsse sind im Ausland weniger bekannt, insbesondere in Ländern ohne duale Ausbildung.

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Zugang zum Schweizer Universitäten

Wie erhält man also Zugang zu all diesen grossartigen Hochschulen? Das Schweizer Hochschulsystem mag auf den ersten Blick ziemlich kompliziert erscheinen – und das ist es auch. Gleichzeitig bietet es jedoch grosse Flexibilität: Es gibt viele Zugangswege zu den drei Hochschultypen, und die Studienrichtung kann unterwegs angepasst werden.

Die erste grosse Kreuzung kommt am Ende der obligatorischen Schulpflicht im Alter von etwa 15 Jahren. Etwa zwei Drittel der Schulabgehenden entscheiden sich für eine Berufslehre.

Im Rahmen des schweizerischen zweigleisigen Ansatzes kombinieren die Studierenden Lernen am Arbeitsplatz mit einem Ausbildungslohn, kombiniert mit ein bis zwei Tagen Theorie in der Berufsschule. Es ist ein System, das international oft als Goldstandard in der Berufsbildung angesehen wird.

Die Wahl einer Lehrstelle verschliesst nicht die Türen der Universitäten. Durch den Abschluss der Ausbildung mit einem eidgenössischen Berufsmaturitätszeugnis erhalten Auszubildende zum Beispiel Zugang zu einer Fachhochschule. Eine Ergänzungsprüfung namens «Passerelle» bringt sie an eine traditionelle Universität.

Gymnasium in der Schweiz

Für das verbleibende Drittel der Schulabgehenden gibt es die Mittelschule – die schnellste Strecke zu einer Universität. Hier schliessen die Schülerinnen und Schüler mit der Schweizer Matura ab, die ihnen Zugang zu allen traditionellen Universitäten ermöglicht.

Es gibt auch spezialisierte Mittelschulen, die einen Mittelweg bieten: schulische Vorbereitung auf höhere Bildungsabschlüsse in Bereichen wie Kunst und Gesundheitswesen.

Das Schweizer Bildungswesen ist generell sehr offen. Alle, die über die notwendigen Qualifikationen verfügen, können den Kurs und die Universität ihrer Wahl besuchen.

Bei beruflicher Bildung und Training gibt es jedoch aufgrund der begrenzten Anzahl von Ausbildungsplätzen gewisse Einschränkungen. An einigen Universitäten ist der Zugang zu bestimmten Fächern wie Medizin ebenfalls begrenzt.

Internationale Studierende an Schweizer Hochschulen

Schweizer Universitäten ziehen eine hohe Anzahl ausländischer Studierender an. Während des Studienjahrs 2022–23 machten diese etwas mehr als ein Drittel aller Studierenden aus.

Nach Angaben des Hochschulrankings der Times für das Jahr 2023 waren die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETHZ und EPFL die internationalsten Universitäten der Welt – hinter der Universität von Hongkong.

Master und Doktorate sind besonders beliebt bei ausländischen Studierenden. Nach Angaben der OECD stammten 58% der Doktorierenden im Jahr 2020 aus dem Ausland, gegenüber einem Anteil von 27% in den OECD-Ländern.

Die beliebteste Wahl unter den internationalen Studierenden in der Schweiz? Natur- und Ingenieurwissenschaften.

Studiengebühren zwischen 500 und 2000 Franken

Auch die niedrigen Studiengebühren in der Schweiz spielen eine Rolle bei der Anwerbung von Studierenden aus dem Ausland. Einige Universitäten verlangen von internationalen Studierenden etwas mehr, aber insgesamt kann mit Kosten zwischen 500 und 2000 Franken an Studiengebühren pro Semester gerechnet werden. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz hoch.

Die schweizerischen Zulassungsbedingungen für ausländische Studierende sind relativ einfach. Für jene von ausserhalb eines Grossteils Europas ist ein Studierendenvisum und eine gute Beherrschung der Unterrichtssprache nötig, die Deutsch, Französisch oder Italienisch sein kann. Für einige Graduiertenprogramme ist die Unterrichtssprache Englisch.

Herausforderungen der Schweizer Universitäten

Doch das Schweizer Hochschulwesen ist mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Im Jahr 2021 wurde die Schweiz von Horizon Europe ausgeschlossen, dem Flaggschiff-Forschungsprogramm der Europäischen Union. Dies geschah, nachdem das Nicht-EU-Mitglied Schweiz beschlossen hatte, einen Vertragsentwurf zurückzuziehen, der sie enger an die Europäische Union gebunden hätte.

Schweizer Universitäten hatten vor ernsten Konsequenzen gewarnt, falls das Land weiterhin von den Spitzenplätzen der EU-Forschung und -Forschungsförderung ausgeschlossen bleibt. Die Schweiz ist seit 2014 auch nicht mehr voll an Erasmus Plus beteiligt, dem europäischen Studierendenaustauschprogramm.

Dies war die Folge einer umstrittenen Abstimmung über die Wiedereinführung von Einwanderungsquoten für EU-Bürgerinnen und -Bürger.

Studierende in der Schweiz wollen wirklich wieder in das System einsteigen. Die Studierendenvereinigungen haben im Laufe der Jahre mehrere Petitionen eingereicht.

Die Schweizer Regierung sagt, ihr Ziel sei ein Wiedereinstieg sowohl in Horizon Europe als auch in Erasmus Plus. Aber im Moment ist die Situation festgefahren wegen der anhaltenden politischen Pattsituation.


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