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Künstliche Intelligenz: Lugano bietet ersten Schweizer Masterstudiengang an

Die Universität der italienischen Schweiz (USI) in Lugano bietet neu einen Masterlehrgang für künstliche Intelligenz an. Für die Schweiz eine Premiere.

«Wissen Sie, was lustig ist? Wenn man mich vor fünf Jahren gefragt hätte, ob Autos jemals alleine fahren werden, hätte ich wahrscheinlich geantwortet, dass in zwanzig Jahren darüber gesprochen wird», sagt Luca Maria GambardellaExterner Link. «Doch wenn sich neben den Forschern – welche die methodischen Grundlagen legen – auch die Industrie und die Wirtschaft bewegen, können beeindruckende Ergebnisse erzielt werden. Das selbstfahrende Auto ist heute Realität, und bis vor kurzem war es für uns noch gar nicht denkbar.»

Illustration: Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz

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Gambardella ist Direktor des Instituts Dalle Molle für künstliche IntelligenzExterner Link (IDSIA), das 1988 von Angelo Dalle MolleExterner Link gegründet wurde. Der Erfinder des Alkoholgetränks Cynar glaubte an den technologischen Fortschritt als Beitrag zu einer besseren Lebensqualität (er war beispielsweise ein Wegbereiter für die Elektromobilität). Er gründete in der Schweiz eine StiftungExterner Link, um Forschung «weit entfernt von der Hochschul-Bürokratie» zu fördern.

Das IDSIA und die Fakultät für InformatikExterner Link der USI haben dieses Jahr den ersten Masterstudiengang für künstliche IntelligenzExterner Link in der Schweiz lanciert. Am Kurs, der am 18. September begonnen hat, nehmen ein gutes Dutzend Studierende aus drei Kontinenten und verschiedensten Studienrichtungen teil: Informatik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Logik, Philosophie.

Das IDSIA ist sowohl der Universität (USI) als auch der Fachhochschule der italienischen Schweiz (SUPSI) angeschlossen, weil es seit jeher Grundlagenforschung und angewandte Forschung kombiniert.

«Wir machen alle Feldforschung», erklärt Institutsdirektor Gambardella. «Wir arbeiten gerne mit Unternehmen zusammen und bringen Innovationen in die Wirtschaft. Das ist eines unserer Mandate.»

Mit künstlicher Intelligenz (KI) stehen wir heute täglich in Kontakt: mit Internet-Suchmaschinen, automatischen Übersetzern oder Sprachsteuerung von Apparaten. KI hilft E-Mail-Diensten dabei, unerwünschte Mails herauszufiltern, und unbemannten Fahrzeugen, sich im Strassenverkehr zu bewegen.

Vier mehr oder weniger spielerische Möglichkeiten, künstliche Intelligenz kennenzulernen
Vier mehr oder weniger spielerische Möglichkeiten, künstliche Intelligenz kennenzulernen: Objectifier ist ein mit einer Kamera ausgestatteter Schalter, der vom Benutzer lernt, welche seiner Gesten «an» und «aus» bedeuten. Quick, Draw! ist ein neuronales Netzwerk, das in der Lage sein soll, Skizzen zu entschlüsseln. Giorgio Cam ist eine App, die Musiktracks basierend auf dem erstellt, was durch eine Webcam gestreamt wird. Wekinator ist eine Software, die Musikern und Künstlern ermöglicht, den Computer mit Körperbewegungen zu steuern. creativeapplications.net, quickdraw.withgoogle.com, experiments.withgoogle.com, wekinator.org

Grosse Erwartungen an die KI bestehen in den Bereichen Marktprognosen und Risikoanalyse. Vorerst sind es nicht allein die Maschinen, die Investitionsentscheidungen treffen, doch die Finanzwelt ist eine Branche, in der die Hauptaktivitäten bereits heute durch ausgeklügelte Technologien (seien sie nun intelligent oder nicht) gesteuert werden. Auch in diesem Bereich bietet die USI einen Masterstudiengang an: Finanztechnologie und InformatikExterner Link (Fintech).

Der KI-Masterstudiengang des USI wird auf Englisch durchgeführt. Zum ProgrammExterner Link gehören, unter anderen Kursen, Machine Learning (automatisiertes Lernen), KI-Anwendungen in der Robotik, Deep Learning (künstliche neuronale Netze, die ein wenig unserer Grosshirnrinde gleichen) und Interaktion zwischen Mensch und Computer.

Doch wie kann eine Maschine lernen? Welche beruflichen Aussichten haben Studierende mit dem neuen Masterabschluss? Und welche der neusten Anwendungen setzen KI ein? Professor Gambardella erklärt dies im obenstehenden Video.

Auch die Fachhochschule der italienischen Schweiz (SUPSI) bietet einen interessanten Masterstudiengang an: Interaction DesignExterner Link. Die Planung der Interaktion zwischen Anwendern und mechanischen oder elektronischen Geräten beinhaltet auch Interaktionen mit KI.

(Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)

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