Bisher grösste Zahlung an Holocaust-Erben

Die Erben von zwei österreichischen Zuckerindustriellen erhalten 26 Millionen Franken aus dem Holocaust-Vergleich der Schweizer Grossbanken.
Es handelt sich um die höchste Einzelzahlung aus dem 1998 abgeschlossenen Vergleich.
Der für den Bankenvergleich von 1998 zuständige New Yorker Bundesrichter Edward Korman sprach 14 Erben der beiden Familien Bloch-Bauer und Pick rund 26,4 Mio. Franken zu. Er folgte damit dem Antrag des internationalen Schiedsgerichts, Claims Resolution Tribunal (CRT).
Es ist die grösste Auszahlung an einzelne Anspruchsberechtigte aus dem Bankenvergleich, der insgesamt 1,25 Mrd. Dollar umfasst.
Ferdinand Bloch-Bauer und Otto Pick, wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nazis verfolgt, hatten schon vor dem «Anschluss» Österreichs an Nazi-Deutschland im März 1938 versucht, ihre Anteile an der Österreichischen Zuckerindustrie AG (ÖZAG) durch eine Vereinbarung mit einer Bank in Zürich vor der drohenden Enteignung durch die Nazis zu retten.
Bank brach Abmachung
Es sei vereinbart worden, dass die Bank in keiner Weise mit den Nazis kooperieren oder deren Forderungen nachgeben soll. Nach dem «Anschluss» habe die Bank, deren Namen nicht bekannt gegeben wurde, dieses Abkommen aber rechtswidrig verletzt.
Sie habe die Anteile gegen den Willen der Aktionäre zu einem Bruchteil des Wertes an einen von den Nationalsozialisten ausgewählten Käufer, den deutschen Geschäftsmann Clemens Auer, übereignet, heisst es in der Entscheidung des CRT.
Die Entschädigungsforderung wurde von Maria Altmann, Nichte des verstorbenen Zuckerindustriellen Ferdinand Bloch-Bauer, bei dem Schiedsgericht erhoben. Die heute 89-jährige Maria Altmann war vor den Nazis in die USA geflüchtet.
Belege für die Eigentumsrechte der Familien Bloch-Bauer und Pick seien nicht bei den Schweizer Banken, sondern unter Dokumenten der Familien und in Archiven gefunden worden, schreibt das CRT.
Kritik an Schweizer Banken
Das CRT bezeichnete den Fall als «klares Beispiel dafür, wie verbreitet Schweizer Banken jüdische Kunden betrogen». Sie hätten sich jüdischen Kunden als sicherer Hort ihres Eigentums angeboten, dieses dann aber in vielen Fällen den Nazis ausgehändigt, um sich bei den Nazis einzuschmeicheln.
Das Volcker-Komitee, das 1997-1999 nach nachrichtenlosen Vermögen auf Schweizer Banken suchte, hatte allerdings keine systematischen Verstösse der Schweizer Banken festgestellt, wohl aber in Einzelfällen Anzeichen auf unlauteres Vorgehen gefunden.
In der Entscheidung des CRT zur Entschädigung wird die Enteignung der jüdischen Familie Bloch-Bauer durch die Nazis ausführlich dargestellt. «Die Nazis begannen das Verfahren der Arisierung der ÖZAG mit Massnahmen, die nach aussen den Anschein der Legalität hatten», heisst es.
swissinfo und Agenturen
26 Mio. Fr.: Bisher höchste Einzelzahlung
254 Mio. Fr.: Bisherige Auszahlungen an anspruchsberechtigte Kontoinhaber
800 Mio. Fr.: Ursprünglicher Verteilplan

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