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Buhrufe für Kundgebung gegen Alice Weidel in Einsiedeln SZ

Keystone-SDA

Rund 250 Personen haben am Samstagnachmittag in Einsiedeln SZ unter Buhrufen von Gegendemonstranten "gegen Rechts" und die deutsche AfD-Politikerin Alice Weidel demonstriert. Vor Ort herrschte eine aufgeheizte Stimmung. Es kam zu Provokationen und Handgreiflichkeiten.

(Keystone-SDA) Anlass war, dass die Politikerin der Alternative für Deutschland (AfD) auch in Einsiedeln wohnt. Die AfD wird vom deutschen Verfassungsschutz in Teilen als rechtsextrem eingestuft. Weidel kandidiert anlässlich der am Sonntag stattfindenden Bundestagswahl für das deutsche Bundeskanzleramt.

Die Politikerin wohnt seit 2018 mit ihrer Partnerin und zwei Kindern im Bezirk Einsiedeln. Ihren Hauptwohnort hat sie in Überlingen in Deutschland.

«Wir kämpfen für eine Welt mit Vielfalt und ohne Faschismus», sagte eine Rednerin des «Bündnis gegen Rechts» an der Kundgebung. Weidel betreibe in Deutschland eine Politik der sozialen Kälte, während ihre Kinder in der Schweiz in Sicherheit aufwachsen könnten.

«Weidel raus» hiess es auf einem Plakat, auf einem anderen «Geschichte wiederholt sich, wenn man nichts lernt». Zu lesen war auch der Satz «Ist Menschlichkeit zu viel verlangt?»

Viele Polizisten in Einsiedeln

Obwohl die Kundgebung nur klein war, war ein grosses Aufgebot mit Polizisten aus mehreren Kantonen vor Ort. Grund dafür war, dass auch zu einer nicht bewilligten Gegendemonstration aufgerufen worden war.

Die Kundgebung zog durch das Dorf Einsiedeln und wurde praktisch die ganze Zeit von Dutzenden Personen ausgepfiffen, ausgebuht und beschimpft. Einige der Gegendemonstranten hielten Schweizerfahnen, andere AfD-Plakate in die Höhe. «Alice bleib bei uns»-Rufe waren zu hören, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort feststellte.

Polizisten in Kampfmontur schützten den Demonstrationszug, als er an dem imposanten Benediktinerkloster vorbei zum Paracelsuspark zog. Dort wurde während rund 30 Minuten eine Platzkundgebung abgehalten. Rund tausend Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten laut einer Mitteilung der Kantonspolizei Schwyz vom frühen Samstagabend die Veranstaltung vor Ort.

Aufgeheizte Stimmung vor Ort

Immer wieder kam es zu Wortgefechten mit den Gegendemonstranten. Zu diesen gehörte auch die Gruppe «Mass-Voll», die unter «Liberté»-Rufen mit ihren violetten Fahnen aufgetaucht war, aber sofort von der Polizei weggeleitet wurde.

Es habe eine aufgeheizte Stimmung geherrscht und sei zu Provokationen und Handgreiflichkeiten gekommen, bilanzierte die Kantonspolizei Schwyz. Den Polizeikräften sei es aber gelungen, grössere Ausschreitungen zu verhindern. Meldungen zu verletzten Personen oder Sachbeschädigungen lagen bis am Samstagabend keine vor.

Im Vorfeld der Kundgebung hatte die Kantonspolizei laut eigenen Angaben zudem eine grosse Anzahl an Personenkontrollen durchgeführt und etliche Gegendemonstranten weggewiesen. Fünf Personen, welche verbotene Gegenstände auf sich trugen oder sich nicht an die polizeiliche Wegweisung hielten, wurden vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen, wie es weiter hiess. Sie werden zuhanden der Staatsanwaltschaft des Kantons Schwyz verzeigt.

Gemäss eigenen Angaben auf X und einer Bestätigung der Kantonspolizei auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA war auch Nicolas Rimoldi, der Gründer der Gruppe «Mass-Voll», unter den fünf Personen in Polizeigewahrsam.

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