Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

18’000 Franken Kaution für freigelassene Schweizer

EDA-Pressesprecher Jean-Philippe Jeannerat: Firmen bezahlten die Kaution. Keystone

Die beiden Schweizer, die am Dienstagabend in Libyen aus der Haft entlassen wurden, kamen gegen eine Kaution von je 9000 Franken frei. Dies gab das Schweizerische Aussenministerium bekannt.

Die Unternehmen, für welche die beiden arbeiten, hätten die Zahlungen geleistet, sagte Ministeriumssprecher Jean-Philippe Jeannerat am Mittwochnachmittag.

Die beiden seien nach der elftägigen Haft wohlauf und könnten sich in Libyen frei bewegen, sagte Jeannerat. Sie dürften das Land aber nicht verlassen. Hinweise auf Schikanen gegen andere Schweizer Bürger in Libyen gibt es laut Jeannerat weiterhin nicht.

Weitere Gespräche

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) kläre zudem die Situation der Schweizer Unternehmen in Libyen ab. Ergebnisse lägen aber noch nicht vor, so der EDA-Sprecher weiter.

Der diplomatische Kontakt zwischen der Schweiz und Libyen würde weitergeführt, sagte Jeannerat. Die bilateralen Beziehungen bezeichnete er als schlechter als vor den Geschehnissen.

«No comment»

Das EDA wollte Informationen von swissinfo nicht kommentieren, wonach Algerien, Ägypten und Frankreich bei der politischen Deeskalation der Krise zwischen Libyen und der Schweiz eine wichtige Rolle gespielt hätten.

Laut diplomatischen Quellen aus einer nordafrikanischen Hauptstadt haben sich die Präsidenten Algeriens und Frankreichs, Abdelaziz Bouteflika und Nicolas Sarkozy, bei Oberst Gaddafi telefonisch für eine politische Lösung der Krise stark gemacht.

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat gemäss denselben Quellen verlauten lassen, dass er ebenfalls mässigend auf Tripolis eingewirkt habe. Im Rahmen der Bemühungen Mubaraks hätten die Botschafter Ägyptens und Libyens eine Rolle gespielt.

Rechnung für Genfer Verhaftung

Die beiden Schweizer Geschäftsleute waren am Dienstagabend in Libyen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Sie waren am 19. Juli zunächst in Polizeigewahrsam genommen und später verhaftet und unter Anklage gestellt worden. Bern hatte sich anfänglich geweigert, von einer Krise in den politischen Beziehungen zum Land Gaddafis zu sprechen.

Die Inhaftierung der beiden Geschäftsleute wegen angeblicher Verstösse gegen Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen war von der Schweiz als Retorsionsmassnahme Libyens betrachtet worden.

Am 15. Juli hatte die Genfer Polizei Genf den Gaddafi-Sohn Hannibal und dessen Frau vorübergehend verhaftet. Das Paar wurde beschuldigt, Angestellte geschlagen zu haben. Sie kamen nach zwei Nächten frei und verliessen die Schweiz.

swissinfo und Agenturen

15. Juli: Hannibal Gaddafi, ein Sohn des libyschen Staatschefs, und seine schwangere Frau werden in Genf festgenommen. Sie sollen zwei Hausangestellte misshandelt haben.

17. Juli: Die beiden werden nach zwei Nächten entlassen.

19. Juli: In Libyen werden zwei Schweizer festgenommen, angeblich wegen Verstössen gegen Einwanderungs- und andere Gesetze.

22. Juli: Aussenministerin Micheline Calmy-Rey protestiert telefonisch bei ihrem libyschen Amtskollegen.

23. Juli: Libyen droht mit dem Stopp von Öllieferungen in die Schweiz.

25. Juli: Das EDA spricht von einer «Krise» in den Beziehungen Schweiz-Libyen.

26. Juli: Libyen verlangt eine Entschuldigung der Schweiz für die Festnahme und eine Einstellung des Verfahrens.

28. Juli: Die Schweiz und Libyen verhandeln in der Affäre Gaddafi direkt miteinander.

29. Juli: Die beiden inhaftierten Schweizer kommen gegen Kaution frei.

Meistgelesen
Swiss Abroad

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft