Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

AHV-Rechenfehler: Soll die Frauenrentenalter-Abstimmung wiederholt werden?

Ein Mann nimmt den neuen Versicherungsausweis der AHV und IV aus seinem Portemonnaie, Studioaufnahme in Zuerich vom 30. Mai 2008. Die neue, 13-stellige AHV-Nummer tritt auf Anfang Juli 2008 in Kraft. Die alte AHV-Karte wird abgeschafft.
Was sagen Sie, soll die Abstimmung über das Rentensystem wiederholt werden? Keystone/Gaetan Bally

Nach falschen Finanzprognosen des Bundes für das Rentensystem wurde gegen die Abstimmung über das Frauenrentenalter Beschwerde eingereicht. Was ist Ihre Meinung dazu? Sollte die Abstimmung wiederholt werden? Beteiligen Sie sich an der Diskussion auf "dialog"!

Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat sich bei den prognostizierten AHV-Ausgaben verschätzt. Im Jahr 2033 dürften die Zahlungen um rund 4 Milliarden Franken geringer ausfallen, was etwa 6 Prozent unter den ursprünglichen Schätzungen liegt.

Letzte Woche wurden fünf Beschwerden gegen die Abstimmung von 2022 über die Erhöhung des Frauenrentenalters eingereicht. Nun muss sich die Justiz mit der Frage befassen, ob diese Abstimmung für ungültig erklärt werden soll.

Was ist Ihre Meinung? Sollte die Abstimmung wiederholt werden? Beteiligen Sie sich an der Diskussion auf der Debattenplattform «dialog»!

Externer Inhalt

Wieder abstimmen …

Für Céline Amaudruz, Nationalrätin und Vizepräsidentin der SVP, wirft der Fall Fragen auf. Während sie selbst für eine Erhöhung des Rentenalters war, betont sie in einem Interview mit dem Westschweizer Radio RTS die Bedeutung der direkten Demokratie. «Wenn das Ergebnis 50.5 Prozent beträgt und die Öffentlichkeit der Meinung ist, dass sie nicht in der Lage war, ordnungsgemäss abzustimmen, dann müssen wir die Wahl wiederholen, wenn es offensichtliche Fehler gibt. Aber das hat die Justiz zu entscheiden».

Externer Inhalt

… ist nicht so einfach

Laut Vincent Martenet, Rechtsprofessor an der Universität Lausanne, ist es jedoch nicht so einfach, eine Abstimmung zu annullieren: Der grundlegende Fehler muss schwerwiegend genug sein, das Ergebnis der fraglichen Abstimmung muss knapp gewesen sein und die entsprechende Abstimmung darf nicht zu weit zurückliegen.

Externer Inhalt

Personelle Konsequenzen?

Auf die Frage, ob dieser Fehler personelle Konsequenzen nach sich zieht, antwortete Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider mit Verweis auf die Administrativuntersuchung, welche aufzeigen soll, was passiert ist. «Dann werde ich alles tun, um zu klären, ob eine disziplinarische Untersuchung notwendig ist oder nicht.»

Externer Inhalt

Nicht der erste Fehler

In den letzten zehn Jahren hat die Regierung mindestens drei Fehlkalkulationen in solch politischen Fragen eingeräumt, wie SWI swissinfo.ch schreibt. Letztes Jahr unterlief dem Bundesamt für Statistik ein Programmierfehler, der dazu führte, dass die Stärke der politischen Parteien am Wahlsonntag falsch ausgewiesen wurde. 2019 stellte die Regierung fest, dass sie im Vorfeld der «Heiratsstrafe»-Abstimmung 2016 geschätzt hatte, dass nur 80’000 Paare von ebenjener betroffen seien. Tatsächlich waren es aber 454’000 Paare.

Prognosen sind bekanntermassen problematisch und komplex. «Fehler passieren jedem. Beunruhigend ist die Überzeugung, mit der vermeintlich felsenfeste Zahlen prognostiziert werden, obwohl sie oft auf vielen Annahmen, Formeln und unzureichenden Daten beruhen», so Sean Müller, Politikwissenschaftler mit Spezialisierung auf direkte Demokratie an der Universität Lausanne.

Mehr

Vertrauen wiederherstellen

Giuliano Bonoli, Professor für Sozialpolitik an der Universität Lausanne, teilt diese Meinung. «Vorhersagen sind immer mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen», sagte er gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Radio der italienischen Schweiz RSI.

Externer Inhalt

Beantworten Sie die folgenden Fragen und vergleichen Sie Ihre Ansichten mit anderen Schweizerinnen und Schweizer:

Externer Inhalt

Übertragung aus dem Englischen: Matthias Hug

dialog” will Menschen aus allen Sprachregionen in der Schweiz sowie Schweizer:innen im Ausland näher zusammenbringen.

Das Projekt der SRG SSR bietet Inhalte aus allen Unternehmenseinheiten, übersetzt in alle Schweizer Sprachen und Englisch, sowie eine DebattenplattformExterner Link, auf der Menschen aus der Schweiz und Auslandschweizer:innen aktuelle Themen diskutieren können.

Mehr
Newsletters SWI swissinfo.ch

Mehr

Newsletter

Melden Sie sich für unsere Newsletter an und Sie erhalten die Top-Geschichten von swissinfo.ch direkt in Ihre Mailbox.

Mehr Newsletter

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft