Auslandschweizer: Trend zu temporären Aufenthalten
Mehr als 700'000 Schweizer leben im Ausland. Der grösste Teil in Europa. Laut der Auslandschweizer-Organisation gibt es einen klaren Trend dazu, aus beruflichen Gründen und lediglich für eine gewisse Zeit auszuwandern.
Die Auslandschweizer-Statistik des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA) führt minutiös und genau auf, wie viele Schweizerinnen und Schweizer in welchem Land dieser Welt leben. Sie enthält jedoch weder Angaben über die Dauer der Auslandaufenthalte noch über die Beweggründe.
«Wir gehen davon aus, dass viele Leute aus beruflichen Gründen ins Ausland gehen», sagt die Kommunikationschefin der Auslandschweizer-Organisation (ASO), Ariane Rustichelli gegenüber swissinfo.ch.
«Seit rund zehn Jahren gibt es zudem einen klaren Trend dahin, dass viele Leute zunehmend lediglich für einige Jahre ins Ausland ziehen und anschliessend wieder zurück kommen, die meisten ebenfalls aus beruflichen Gründen oder für eine Ausbildung», so Rustichelli.
Auffallend ist, dass die asiatischen Länder einen relativ hohen Zuwachs – wenn auch auf tiefem Niveau – an Auslandschweizern verzeichnen. «Ich kann mir vorstellen, dass auch in diesem Fall viele Leute zum Arbeiten in die wirtschaftlich immer aktiveren Länder gehen», sagt Rustichelli.
Der Pensionierte – ein Vorurteil
«Natürlich gibt es Pensionierte, die nach Asien auswandern, aber drei Viertel der Auslandschweizer sind im aktiven Alter, also zwischen 18-und 65-jähirg. Dass die meisten Auslandschweizer Pensionierte sind, ist ein Vorurteil.»
Wie die ASO stellt auch das EDA fest, dass zunehmend mehr Schweizer für eine relativ kurze Zeit ins Ausland ziehen. «Viele wandern aus, um sich beruflich weiterzubilden und ihren Lebenslauf zu komplettieren für sechs Monate oder ein Jahr ins Ausland und nicht, um sich dort niederzulassen», sagt der Delegierte des EDA für die Auslandschweizerbeziehungen, Jean-François Lichtenstern.
Immer mehr wollen stimmen und wählen
Grundsätzlich – so die Statistik – gehen jährlich 30’000 Schweizerinnen und Schweizer ins Ausland und 25’000 kommen zurück. Im Jahr 2011 hat die Zahl der im Ausland registrierten Schweizer um 8517 Personen zugenommen. Das entspricht einer Zunahme von 1,23%.
Noch stärker angestiegen ist mit 5.5% die Quote jener Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die sich in ein Stimmregister eingeschrieben und damit ihren Willen bekundet haben, ihre politischen Rechte auch im Ausland ausüben zu wollen. Mittlerweile sind 143’288 Auslandschweizer in den Stimmrechtsregistern ihrer Heimatkantone eingetragen und damit stimm- und wahlberechtigt.
Petition für E-Voting
Die ASO fordert aufgrund der hohen Zahl der Eingetragenen eine rasche Einführung des E-Votings, also der elektronischen Stimmabgabe. «Allzu oft funktioniert die briefliche Stimmabgabe nicht. Die Einführung von E-Voting ist aus Sicht der ASO aber auch ein unumgänglicher Modernisierungsschritt im Interesse aller Stimmberechtigten und stellt für die Zukunft der direkten Demokratie in der Schweiz ein unentbehrliches Instrument dar», schreibt die ASO in einer Medienmitteilung.
Für die Gemeinden und die Kantone sei E-Voting zudem eine «bedeutende Erleichterung und Rationalisierung», so die ASO: Die Stimmenauszählung werde dadurch «automatisiert und die Auswertung der Ergebnisse schneller und billiger». Schliesslich sei E-Voting «dringend notwendig», um «kommende Generationen von Stimmberechtigten anzusprechen».
Die meisten Auslandschweizer (183’754) leben in Frankreich. Darauf folgen Deutschland mit 79’050 Personen und die USA mit 75’637 . Am anderen Ende der Skala stehen São Tomé und Principe sowie Mikronesien und Kiribati mit je einem Schweizer.
Die Landsleute im Ausland können seit 1977 in allen 26 Kantonen den Nationalrat wählen oder sich in die Grosse Kammer wählen lassen. Für den Ständerat, die Kleine Kammer, haben sie diese Rechte jedoch nur in 11 Kantonen.
Um an den eidgenössischen Wahlen teilzunehmen, müssen sich die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in ein Wahlregister eintragen. Wählen können sie in ihrer letzten Wohngemeinde in der Schweiz oder in ihrem Heimatort.
Seit 1992 die schriftliche Stimmabgabe eingeführt wurde, hat die politische Partizipation aus der Fünften Schweiz stark zugenommen: Ende 2011 waren 143’288 Ausland-Schweizer im Stimm- und Wahlregister eingetragen.
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