Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Bildungsreform dringend erwünscht

Ein einheitliches Schulsystem für die ganze Schweiz gefordert. Keystone

Eine Online-Umfrage zeigt, dass die Schweizer reformfreudiger sind als angenommen. Insbesondere im Bildungssystem wünschen sie sich Veränderungen.

Bei der Umfrage «Perspektive Schweiz» nahmen rund 13’000 Menschen aus der ganzen Schweiz Stellung zu gesellschaftspolitischen Fragen.

In der Online-Erhebung sprachen sich fast 90% der Befragten für eine schweizweit einheitliche Volksschule aus. Sie sind auch beim Fremdsprachenunterricht mehrheitlich für Reformen. 70% möchten, dass die erste Fremdsprache ab der 2. Primarklasse unterrichtet wird. 62% sind für Englisch als erste Fremdsprache.

Das bedeute aber nicht, dass die Mehrheit für Frühenglisch sei, sagte Adrian Michel vom Organisationskomitee von «Perspektive Schweiz» bei der Präsentation des Umfrage-Ergebnisses. Denn die beiden Mehrheiten seien unterschiedlich zusammengesetzt. Weniger als ein Drittel der Befragten ist aber für eine frühere Einschulung.

Sparen bei der Armee

Eine deutliche Sprache spricht die Umfrage auch beim Militär: Rund zwei Drittel der Befragten wollen zuerst beim Militär sparen, und fast 60% sprechen sich für die Umwandlung der Armee in eine kleinere Berufsarmee aus. Sparen wollen 52% auch bei der Flüchtlingshilfe und 47% bei der Landwirtschaft.

«Nur 5% befürworten Einsparungen bei der Bildung», sagte Frédéric Hübsch vom Organisationskomitee. Als «Tabubereiche» bezeichnete er auch die Forschung, die Altersvorsorge, die Invalidenversicherung und Krankenkassenverbilligungen, wo die Befragten keine Sparübungen wollen.

Lebensarbeitszeit anstatt Rentenalter

Bei der Sanierung der Altersvorsorge sind aber weder ein höheres Rentenalter noch die Kürzung der Renten oder höhere Abgaben zu Gunsten der AHV mehrheitsfähig, wie OK-Präsident Daniel Läubli sagte. Rund 50% hätten sich jedoch für die Lebensarbeitszeit anstatt eines festgelegten Rentenalters ausgesprochen.

Die Befragten zeigten sich auch reformfreudig bei der Organisation des Staates. 70% könnten sich eine Fusion mit ihrer Nachbargemeinde vorstellen, und gemäss 59% sollen der Bund und die Kantone Gemeindefusionen fördern. Rund 50% sprechen sich auch für eine Volkswahl des Bundesrates aus.

Für CO2-Abgabe

Eine relative Mehrheit von 46% ist auch für die Einführung einer CO2-Abgabe; nur ein Drittel der Befragten ist gegen diese Abgabe. Am meisten Widerstand kommt dabei von Anhängern der Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit 56% Nein und der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) mit 39% Nein. Auch vorwiegend dagegen sind selbständig erwerbende Personen.

Reformstau verhindern

Die Umfrage «Perspektive Schweiz» wurde von vier Studierenden der Universitäten St. Gallen und Zürich während acht Wochen im Oktober und November 2004 durchgeführt. Nach Angaben des Organisationskomitees sind die Resultate mit einer Abweichung von plus/minus 3% repräsentativ.

«Perspektive Schweiz» ist ein Projekt von «Vernunft Schweiz» und steht unter dem Patronat von alt Bundesrätin Ruth Metzler, SVP-Präsident Ueli Maurer, Doris Leuthard, Präsidentin der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) und Ex-FDP-Präsident Rolf Schweiger. Der Verein will nach eigenen Angaben neutral und unabhängig über aktuelle politische Themen informieren.


Auf der einen Seite steht der dringende Reformbedarf, auf der anderen Seite die Schweizer Stimmbürger, die die Mehrheit der letzten Vorlagen an der Urne abgelehnt haben.

Genau hier setzt Perspektive Schweiz an. Ziel von Perspektive Schweiz ist es, die Bevölkerung früher in die Diskussion zu einzelnen Reformideen einzubeziehen, um eine spätere Ablehnung an der Urne zu verhindern.

Die Schweizer Bevölkerung soll dazu in einer Internetumfrage Gelegenheit bekommen, zu konkreten Reformvorschlägen Stellung zu nehmen und ihre persönliche Einschätzung der Lage abzugeben.

Die Ergebnisse der Umfrage sollen eine öffentliche Diskussion auslösen und aufzeigen, in welche Richtung Reformen, die vom Volk auch getragen werden, gehen können.

swissinfo und Agenturen

«Perspektive Schweiz» ist eine Online-Umfrage zur gesellschaftspolitischen Zukunft der Schweiz.
13’266 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz nahmen 2004 während rund sieben Wochen zu politischen Reformideen Stellung.
Die vom Verein «Vernunft Schweiz» initiierte Umfrage wurde von Studenten der Universitäten St. Gallen und Zürich organisiert.

In der Umfrage «Perspektive Schweiz» sprechen sich 87% der Befragten für eine Vereinheitlichung der Volksschulen aus.

70% heissen Fremdsprachunterricht ab der 2. Klasse gut. 62% wollen Englisch als erste Fremdsprache einführen.

57% möchten die Miliz- zu Gunsten einer Berufsarmee abschaffen.

50% befürworten eine Volkswahl des Bundesrats.

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