Bonuszahlungen in der Kritik
Viel Ärger rund um die Bonuszahlungen: Peter Kurer von der UBS relativiert seine Aussage, dass Bonuszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe auch künftig nicht ausgeschlossen seien. Gespräche über Bonusrückzahlungen seien bei der UBS im Gang.
Angesichts des milliardenschweren Rettungspakets des Bundes für die Grossbank UBS geraten Bonuszahlungen (Boni) für die Manager immer mehr in die Kritik.
Am Samstag hat sich UBS-Präsident Peter Kurer für seine Aussagen zu den Boni entschuldigt. Letzten Donnerstag hatte er unter anderem erklärt, dass Bonuszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe auch künftig nicht völlig ausgeschlossen seien.
Dies veranlasste am Freitag darauf Bundesrätin Eveline-Widmer Schlumpf in der «Arena» des Schweizer Fernsehens zu heftiger Kritik. Sie zeigte sich «erschüttert».
In der «Samstagsrundschau» von Radio DRS hat nun der Präsident der trotz des staatlichen Rettungspakets weiter ums Vertrauen kämpfenden Grossbank seine Aussage umgehend relativiert: In der Hitze des Gefechts sei ein Missverständnis um die «isolierte Aussage» entstanden.
Er könne den Unmut über diese Aussage verstehen, den unter anderen Eveline Widmer-Schlumpf geäussert hatte.
Kurer selbst ohne Bonus
Kurer selbst betrachte Boni von über zehn Millionen Franken als stossend. Er betonte, mit gutem Beispiel vorangegangen zu sein, nehme er doch für das letzte wie das laufende Jahr keinen Bonus.
Er werde erst wieder einen erwarten, wenn es der Bank wieder nachweisbar gut gehe und wenn sicher sei, dass dem Bund und der Schweizer Bevölkerung kein Schaden entstehe.
Angesprochen auf die riesigen Bonuszahlungen der Vergangenheit etwa an Marcel Ospel stellte Kurer fest: «Die betroffenen Leute sind jetzt aufgefordert, sich selber zu überlegen, wie sie die Lage einschätzen und was sie beitragen können.»
Rechtliche Grundlagen für Rückforderungen gebe es nach eigener Einschätzung keine. Es stelle sich aber die Frage nach den moralischen und ethischen Komponenten.
«Ich wäre froh, wenn wir das einfach, schnell und schmerzlos erledigen könnten, anstatt Prozesse zu führen», so Kurer am Samstag.
Vertrauliche Gespräche im Gang
Am Freitag abend hatte UBS-Konzernchef Marcel Rohner in der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens bekannt gegeben, dass bei der UBS vertrauliche Gespräche über Rückzahlungen von Boni im Gang seien.
Die Ergebnisse würden im kommenden April im Kompensationsbericht veröffentlicht. Die Betroffenen müssten letztlich selber entscheiden.
Kurer erinnerte am Samstag zugleich an die Vereinbarung mit dem Bund, die Entschädigungspolitik basierend auf den internationalen Standards künftig abzusprechen. Als Präsident der UBS habe er jetzt die Aufgabe, dass die Entschädigungen «drastisch runterkommen», um Profit machen zu können.
Forderungen der Politik nach Boni-Vorschriften
Juristen halten es für unwahrscheinlich, dass Bank-Manager dazu gezwungen werden können, ausbezahlte Bonuszahlungen wieder zurückzuzahlen. Dass Manager für Fehler finanziell einstehen, fordert aber Swissmem-Präsident Johann Schneider-Amman.
«Im Minimum sollten sie ihre nach operativen Fehlleistungen erhaltenen Boni zurückzahlen», sagt er in einem Interview mit der «Berner Zeitung». Der freisinnige Nationalrat fordert, dass die Politik gesetzliche Vorschriften zur Einschränkung von Boni schafft.
Weiterhin Misstrauen
Kurer bestätigte im weiteren, dass trotz des Massnahmenpakets der Schweiz weiterhin ein Misstrauen bestehe. Er zeigte sich aber überzeugt, dass die internationalen Anleger schlussendlich verstünden, dass das Grundproblem mit den grossen Risiken wie in keiner anderen Bank behoben sei.
Zugleich kritisierte er die Rating-Agentur Standard & Poor’s, welche die UBS wegen Zweifeln an der Gewinnfähigkeit in den Status «CreditWatch» versetzt hatte.
Dafür gebe es keinen Grund, nicht zuletzt habe Moody’s, die andere Rating-Agentur, das bisherige Rating bestätigt. Diese Diskrepanz müsse besprochen werden.
Haftungs- und Verantwortlichkeitsklagen gegen Ospel?
Christian Levrat, Präsident der Sozialdemokratischen Partei (SP), will an der nächsten ausserordentlichen Generalversammlung der UBS vom 27. November einen Antrag auf Haftungsklage gegen Marcel Ospel und die alte Führungsriege stellen.
Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, erklärte Levrat im Tages-Anzeiger und im Blick. «Diese Leute sollen nicht einfach so davonkommen und weiter Golf spielen», sagte Levrat.
Verantwortlichkeitsklagen gegen Ospel und seinen Finanzchef Clive Standish könnten auch in den USA eingereicht werden, sagt der Zürcher Wirtschaftsanwalt und Sarbanes-Oxley-Spezialist Daniel Fischer gegenüber derTages-Anzeiger.
Die beiden hätten damals mit ihrer Unterschrift bezeugen müssen, dass die Risikoüberwachungssysteme ihrer Bank funktionieren. Das sei ein wunder Punkt, so Fischer.
swissinfo, Alexander Künzle und Agenturen
Trotz des Finanzchaos an der Wall Street streichen die Banker laut dem britischen «Guardian» noch immer milliardenschwere Bonus-Zahlungen ein.
Allein die Bezüge der Mitarbeiter der sechs grössten Banken summierten sich für die bisherige Arbeit in diesem Jahr auf über 70 Mrd. Dollar. Davon entfalle ein Grossteil auf Boni.
70 Milliarden entspricht rund 10% des Volumens des Rettungspakets der US-Regierung.
An der Wall Street stünden die Zahlungen in keinem Verhältnis zu dem Wertverlust, den die Bank-Aktien verzeichnen mussten.
Die bisherigen Gesamtbezüge der Morgan-Stanley-Mitarbeiter von fast 10,7 Mrd. Dollar seien zwischenzeitlich sogar höher als der Börsenwert des Unternehmens gewesen.
Mit einem Anteil von 15% am Bruttoinlandprodukt und von 16% an den Steuereinnahmen ist die Finanzbranche der bedeutendste Wirtschafts-Sektor der Schweiz.
Die rund 200’000 Arbeitsplätze machen rund 5% aller Beschäftigten im Land aus.
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