Botschafter begrüsst Genfs diplomatische Rolle
Der neue Schweizer UNO-Botschafter in Genf sieht seine wichtigste Aufgaben darin, Sicherheit und Menschenrechte zu fördern.
Blaise Godet ist sich auch sicher, dass der Beitritt der Schweiz zur UNO 2002 die Wichtigkeit der Rhone-Stadt international massiv erhöht hat.
Seit dem 1. November 2004 vertritt Godet in Genf die Schweizer Interessen gegenüber der Weltorganisation und anderen internationalen Organisationen. Er ist auch Ständiger Vertreter der Schweiz bei der Abrüstungskonferenz in Genf. Godet trat die Nachfolge von Jean-Marc Boulgaris an, der in Pension gegangen war.
Der ehemalige Chef der Politischen Direktion des Eigenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist aber nicht nur Botschafter für die Schweiz, sondern fördert auch die Stadt Genf als internationales Zentrum.
In der Stadt Calvins hat ihn auch swissinfo zum Gespräch getroffen.
swissinfo: Was sind die grössten Herausforderungen für Genf?
Blaise Godet: Bezüglich Genf als internationalem Standort, müssen wir die Sicherheit verbessern. Nicht, dass die Stadt weniger sicher wäre als früher, aber wegen der Ereignisse auf der ganzen Welt müssen wir mehr auf die Sicherheit achten. Das ist die grosse Herausforderung der nächsten Jahre.
swissinfo: Und was ist die grösste Herausforderung als Chef der Schweizer Mission in Genf?
B. G.: Die Schweiz ist sehr engagiert im Bereich humanitäres Recht. Wir sähen gerne eine Rationalisierung oder gar Verbesserung der Arbeitsmethoden der Menschenrechts-Kommission der UNO in Genf.
Die Schweiz kandidiert für die Kommission von 2007 bis 2009 und wir hoffen auf eine Wahl. Wir müssen den Weg für eine erfolgreiche Kandidatur ebnen.
swissinfo: Sie sind Botschafter der Schweiz bei der UNO in Genf. Wie unterscheidet sich ihre Rolle von jener des Botschafters in New York?
B. G.: Ein Unterschied ist natürlich, dass ich in der Schweiz selber arbeite. Das ist vielleicht ein Vorteil: Dem Einheimischen hört man eher zu. Als Diplomat schätze ich das.
Genf ist einer der wenigen diplomatischen Posten – vielleicht gar der einzige – wo die Schweizer Sicht nicht nur angehört, sondern gar erbeten wird.
swissinfo: Wie wichtig glauben Sie ist Genf als internationales Zentrum?
B. G.: Genf ist anders als New York. Es ist einer der Hotspots zwischenstaatlicher Kooperation. Hier trifft das ganze Spektrum aufeinander: soziale und humanitäre Fragen, Flüchtlings- und Umwelt-Bereich sowie Wissenschaft und sogar Kernforschung. In Genf findet zudem die multilaterale Handels-Diplomatie statt.
Ich würde nicht sagen Genf ist wichtiger oder weniger wichtig als New York, es ist einfach die andere Seite der Münze.
swissinfo: Ist Genf durch den Beitritt der Schweiz zur UNO wichtiger geworden?
B. G.: Ja. Die Zugehörigkeit der Schweiz zur UNO hat klar geholfen – und zu einem gewissen Grad sogar einen Aufschwung für die Stadt mit sich gebracht.
Ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, dass wir selbstgefällig sind. Internationale Organisationen zu beherbergen ist eine Herausforderung und eine Ehre – aber im Grunde bleibt es harte Arbeit.
Wenn wir alle internationalen Organisationen mit Sitz in Genf hier behalten, oder auch neue hinzu gewinnen wollen, dann müssen wir uns wie ein guter Hotel-Manager um unsere Gäste kümmern.
Meine Mission ist es also sicher zu stellen, dass sich die internationale Gemeinschaft in Genf glücklich und sicher fühlt und in einer Umgebung arbeiten kann, die ihr gefällt.
swissinfo-Interview: Isobel Leybold-Johnson in Genf
(Übertragung aus dem Englischen von Philippe Kropf)
Blaise Godet wurde 1947 in Neuenburg geboren.
Der Jurist trat 1974 in den diplomatischen Dienst ein.
Ab 1993 war er Botschafter in Bangkok und ab 1994 in Kairo.
2001 wurde er zum Chef der Politischen Direktion des Aussen-Ministeriums ernannt.
Seit November 2004 ist er Botschafter der Schweiz bei der UNO in Genf.
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