Bundesbrief bringt Schweizer und Amerikaner näher
Der Bundesbrief von 1291 hat im National Constitution Center von Philadelphia Quartier bezogen. Er ist das Prunkstück der Ausstellung "Schwesterrepubliken".
Das Gründungsdokument der Schweiz befindet sich zum ersten Mal ausserhalb des Landes. Es soll unter anderem die Beziehung zwischen den beiden Ländern stärken.
Tausende Amerikaner können in den kommenden drei Wochen den Bundesbrief bewundern. Der Gründungsdokument der alten Eidgenossenschaft von 1291 hat im amerikanischen Museum für Verfassungsgeschichte, dem National Constitution Center, in Philadelphia Quartier bezogen.
Das geschichtliche Prunkstück kam am Freitag wohlbehalten in Philadelphia an, wo es bis zum 30. Juni bleibt. Die Schau zeigt unter anderem Parallelen zwischen der schweizerischen und der amerikanischen Verfassung auf.
Eröffnet wurde «Sister Republics» (Schwesterrepubliken) am Samstag vom ehemaligen Bundespräsidenten Arnold Koller. Anwesend waren auch der Schweizer Generalkonsul in New York, Raymond Loretan, und die ehemalige US-Botschafterin in der Schweiz, Faith Ryan.
Aber auch zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer sowie US-Amerikaner mit Schweizer Wurzeln fanden sich im National Constitution Center ein. Die Atmosphäre war geprägt von Schweizer Folklore: Trachten, Jodelchor, Heimatlieder, Berner Sennenhunde und Bernhardiner, und vor dem Museum ein sinnbildliches Postauto.
Gemeinsamkeiten aufzeigen
«Sister Republics» zeigt Gemeinsamkeiten der politischen Systeme der Schweiz und der USA. Die USA und die Schweiz waren die ersten Republiken in der Geschichte. Beide Länder inspirierten sich gegenseitig bei der Entwicklung ihrer politischen Systeme.
Prunkstück der Ausstellung ist der weitgereiste Bundesbrief. Im grundlegenden Dokument der Eidgenossenschaft geloben sich die späteren Kantone Schwyz, Uri und Nidwalden gegenseitigen Schutz.
Obwohl er in einer unscheinbaren Vitrine gezeigt wird, ist sein Standort von weitem zu sehen: Dahinter hängt eine vier mal vier Meter grosse Schweizerfahne. Die Organisatoren rechnen mit täglich über 5000 Besucherinnen und Besuchern.
Zum Vergleich: In seiner Heimat, dem Bundesarchiv in Schwyz, wird der Bundesbrief von 10’000 Personen besichtigt – pro Jahr.
«Swiss Roots»
Die Ausstellung ist Teil des Projektes «Swiss roots». Dieses soll mit rund 120 Veranstaltungen in den USA und einer Website Amerikaner mit Schweizer Wurzeln ansprechen. Dies nicht zuletzt auch in der touristischen Hoffnung, dass diese gelegentlich zu ihren Wurzeln reisen.
Das Projekt richtet sich auch an Amerikaner, die an der Schweiz interessiert sind, sei das «kulturell, touristisch, politisch, wirtschaftlich oder beruflich», wie Raymond Loretan, Schweizer Generalkonsul in New York, kürzlich sagte.
Ausleihung sorgte für Wirbel
Die erstmalige Ausleihe des mit einer Million Franken versicherten Briefes, hatte im Vorfeld für viel Aufregung gesorgt. Drei Parlamentarier der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) wollten die Ausleihe verhindern und boten für den Bundesbrief eine Million Franken. Das lehnte die Schwyzer Regierung jedoch ab.
Der Transport fand unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der 715 Jahre alte Bundesbrief befand sich in einem Spezialkoffer, der mit Handschellen an Chefarchivar Kaspar Michel angekettet war.
Der Flug des Pergaments über den Atlantik nach New York wurde neben dem Archivar auch von zwei Schweizer Polizisten überwacht. Ab New York übernahmen US-Sicherheitskräfte die Bewachung.
Nach dem Ende der Ausstellung «Sister Republics» am 30. Juni wird Kaspar Michel das kostbare Dokument persönlich und mit der gebührenden Sorgfalt heimholen.
swissinfo und Agenturen
Der Bundesbrief ist die Ikone der eidgenössischen Identität schlechthin. Darin sicherten sich Uri, Schwyz und Unterwalden gegenseitige Unterstützung im Falle einer Bedrohung zu.
Er ist aber nur eines von zahlreichen Dokumenten von Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhundert, um in den Tälern Sicherheit und Ordnung durchzusetzen.
In der Tat herrscht Uneinigkeit, ob der Bundesbrief tatsächlich von 1291 stammt. «Seine Bedeutung ist heute sicher grösser als sie zu seiner Zeit war», so die Meinung eines Historikers der Uni Zürich.
1936 baute die Schweiz das Bundesbrief-Museum in Schwyz, wo sich die Urkunde heute befindet. Er diente zur «geistigen Verteidigung des Landes» angesichts der Bedrohung durch Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg.
1,2 Mio. Amerikanerinnen und Amerikaner haben Schweizer Wurzeln.
Die Namen von mehr als 5000 amerikanischen Dörfern und Städten haben einen schweizerischen Ursprung.
Die meisten Amerikaner mit Schweizer Wurzeln leben in Kalifornien, im Staate New York, in Ohio, Pennsylvania und Wisconsin.
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