«China nach wie vor an der Schweiz interessiert»
Die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat eine "sehr positive" Bilanz ihres Besuches in China gezogen, bei dem sie hohe Regierungsvertreter getroffen und ein neues Konsulat eröffnet hat.
Die beiden Länder vereinbarten einen Ausbau ihrer Kooperation und unterzeichneten eine Absichtserklärung für den Wissenschafts-Austausch.
Beim fünftägigen Besuch in Peking und Kanton stellte Micheline Calmy-Rey den Willen der chinesischen Behörden fest, den bilateralen Weg weiter zu führen.
«Ich bin mit dem Besuch sehr zufrieden», sagte sie zu swissinfo. «Ich erhielt die Bestätigung, dass China immer noch an der Schweiz interessiert ist.»
Das unterzeichnete Dokument über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet Hochschulbildung unterstreicht, dass die Beziehungen der beiden Länder mehr als gut sind.
Das Abkommen ermöglicht den Austausch von Wissenschafts- und Hochschul-Delegationen. Ebenso gibt es eine gegenseitige Regelung des Stipendienwesens.
Auch auf dem Gebiet von Handel und Wirtschaft zieht die Schweizer Delegation ein positives Fazit. «Ich bin sehr zufrieden, denn ich sehe eine sehr grosse Dynamik», erklärte Massimo Baggi. Er ist im Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) verantwortlich für die bilateralen Beziehungen zu Asien und Ozeanien.
«Die bestehenden bilateralen und multilateralen Abkommen mit China funktionieren sehr gut. Für die Zukunft müssen wir neue Bedürfnisse abdecken, wie beispielsweise den Schutz von geistigem Eigentum», so Baggi.
Viertes Konsulat
Calmy-Rey hat ein neues Schweizer Konsulat eröffnet. Es liegt in der boomenden Provinz Guangdong und ist die vierte Vertretung nach Peking, Shanghai und Hong Kong.
«Mit dem Generalkonsulat in Kanton wollen wir die Präsenz der modernen Schweiz in einer Region verstärken, die sich sehr rasch entwickelt», sagte die Aussenministerin.
Sie verhehlte aber nicht, dass sie eigentlich eine Absichtserklärung anvisiert habe, welche die verschiedenen Bereiche Handel, Menschenrechte, Umweltschutz und Technologien abgedeckt hätte.
Menschenrechte
Auf die Erklärungen angesprochen, welche die tibetische Gemeinde in der Schweiz über einen Vorfall an der tibetisch-nepalesischen Grenze verlangt hatte, gab sich Calmy-Rey bestimmt.
«Die Tibeter in der Schweiz können beruhigt sein. Bei jeder sich bietenden Möglichkeit bringe ich dieses Thema zur Sprache, weil ich mit den chinesischen Vertretern auch über sensible Themen sprechen kann.»
Der Dialog über Menschenrechte, den Bern und Peking 1991 aufgenommen hatten, brachte bisher kaum Resultate. Die Gründe könnten einerseits das eher zögerliche Auftreten der Schweiz sein, andererseits in der Dynamik Chinas liegen, einem Land, das rasch wächst, sich aber sehr langsam wandelt.
swissinfo, Luigi Jorio, Kanton
Die Schweiz gehörte zu den ersten Ländern, welche 1950 die Volksrepublik China anerkannt hatten.
Als erster Regierungsvertreter besuchte Aussenminister Tschou En-lai 1954 die Schweiz.
1996 reiste Jean-Pascal Delamuraz als erster Schweizer Bundesrat nach China.
Das Treffen zwischen der damaligen Bundespräsidentin Ruth Dreifuss mit dem chinesischen Premier Jiang Zemin 1999 in Bern belastete die Beziehungen, da Exiltibeter auf dem Bundesplatz gegen die Politik Chinas in ihrer Heimat protestierten.
Reisen der vier Schweizer Bundesräte Adolf Ogi, Pascal Couchepin, Samuel Schmid und Micheline Calmy-Rey nach Peking vermochten die Wogen wieder zu glätten.
Die Eröffnung des Generalkonsulats in Kanton fiel mit der Vernissage einer Ausstellung über Schweizer Design zusammen.
Die Schau im Kunstmuseum Guangdong zeigt typische Gegenstände «Made in Switzerland», welche durch ihre Formensprache und Qualität Weltruhm erlangt haben, wie beispielsweise Taschenmesser und Uhren.
Swiss Design Now wurde von Pierre Keller kuratiert, dem Direktor der Kunsthochschule Lausanne.
Die Ausstellung gastierte bereits in Shanghai (2005) und Peking (September 2006). Ende 2007 wird sie auch in der Schweiz zu sehen sein.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch