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Das internationale Genf richtet mit grosser Kelle an

WTO, UNCTAD, Palais des Nations, IKRK. (vorne, von links) Keystone

Genf will sich als internationaler Standort weiter verstärken: Bis 2012 sind Investitionen in Höhe von 400 Millionen Franken geplant.

Die Nachrichten von letzter Woche, wonach das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge und ein Teil der WHO Genf verlassen werden, sorgen an der Rhone nicht für Unruhe.

Die meisten Diskussionen löste der Auftrag für einen Neubau des Sitzes der Welthandels-Organisation (WTO) aus. Die Behörden des Kantons Genf haben sich aber noch nicht für einen Entwurf entschieden. «Die Zusammenlegung der verschiedenen WTO-Büros an einem einzigen Ort ist aber auf sehr guten Wegen», sagte Laurent Moutinot, Mitglied der Genfer Kantonsregierung, am Montag.

Platzbedarf hat auch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) angemeldet. Diesem Begehren will Genf mit einer Vergrösserung des Hauptsitzes sowie einer neuen Halle nachkommen. Das 15 bis 20 Mio. Franken teure Projekt wird als logistische Basis der IKRK-Operationen dienen.

Auch Renovationen

Ein weiteres Projekt betrifft die «Maison de la Paix». Bis 2012 soll der 75-Millionen-Bau einen Teil des neuen Instituts für internationale Studien beherbergen. Im Haus des Friedens werden ferner auch die drei internationale Zentren für Entminung, Sicherheitspolitik und Demokratisierung von Streitkräften untergebracht.

Es stehen aber nicht nur Neubauten, sondern auch Renovationen bestehender Bauten an. Wie etwa diejenige des Sitzes der Internationalen Organisation für Arbeit (ILO) und der WHO. Diese werden insgesamt auf weitere 400 Mio. Franken veranschlagt.

Öffentlicher Verkehr soll profitieren

Neue Tramlinien sollen zudem dafür sorgen, dass Personal, das in Frankreich und im Kanton Waadt lebt, schneller an ihre Arbeitsplätze gelangt.

Die Behörden von Kanton und Bund sind darüber hinaus aus Sicherheitsgründen für die Verlegung der UNO-Hochkommissariate für Flüchtlinge sowie für Menschenrechte in den Palais des Nations, den Hauptsitz der UNO in Genf.

Das internationale humanitäre Forum, das der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan in Genf ins Leben rufen will, soll in der Villa Rigot residieren. Sie wurde bisher von der Universität Genf belegt.

Ungebremster Aufwärtstrend

Auf die Abwanderung des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge und eines Teils der Weltgesundheits-Organisation (WHO) – sie bedeuten den Verlust mehrerer hundert Arbeitsplätze – reagiert der Schweizer UNO-Botschafter Blaise Godet gelassen. «Die Beschäftigungstendenz des internationalen Genfs zeigt eher nach oben.» Die Stadt dürfe sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, bemerkt er gegenüber swissinfo.

Wenn die internationalen Organisationen mit dem Umzug an günstigere Standorte Geld sparen könnten, stosse die Schweiz keine Angstschreie aus, erklärt der UNO-Botschafter. Vielmehr habe er ein gewisses Verständnis dafür.

«Wir zweifeln nicht daran, dass die Massnahmen einem wirklichen Bedürfnis zur Einsparung von Kosten entspringen und nicht einem Reflex gegen Genf», sagt Godet.

swissinfo und Agenturen

Seit über 100 Jahren ist die Schweiz Sitz von 25 internationalen Organisationen. 22 davon sind in Genf beheimatet, zwei in Bern und eine in Basel.

UNO-Organisationen in der Schweiz (u.a.):
UNESCO, WMO, UNOG, ILO, WHO, WIPO, ITU (alle in Genf). Weltpostverein (Bern).

Andere internationale Organisationen:
Z.B. EFTA (Europ. Freihandelsassoziation), IKRK, CERN, IOM, WTO.

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