Doppeltes Ja weiterhin möglich
Zehn Tage vor der Abstimmung über die Gentechfrei-Initiative und die Öffnung des Sonntagsverkaufs sieht es weiterhin nach einem doppelten Ja aus.
Dies zeigt die zweite Umfrage des Instituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse.
Die letzte Umfrage vor den Abstimmungen vom 27. November zeigt keinen grossen Stimmungswandel. Die einzige Veränderung zur Umfrage vom letzten Oktober: Die Gegner der Änderung des Arbeitsgesetzes (Ausdehnung des Sonntagsverkaufs) konnten um 7% zulegen, während die Befürworter 5% weniger Stimmen erhielten.
Während diese im Oktober noch mit 59% der Stimmen rechnen konnten, sank die Zustimmung Mitte November auf 54%. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Nein-Stimmen von 33 auf 40%. 6% (-2%) der Stimmwilligen sind laut der Umfrage weiterhin unentschlossen.
Bei der Gentechfrei-Initiative hat sich die Situation nur unmerklich verändert: Nach wie vor sind 36% der Befragten gegen die Initiative. Das Befürworter-Lager konnte im gleichen Zeitraum um 1% auf 48% zulegen.
Überraschend hohe Zustimmung
Diese Stimmabsichten sind laut der Umfrage überraschend. «Üblich ist, dass mit der verstärkten Thematisierung einer Volksinitiative ihre anfängliche Zustimmungsbereitschaft sinkt», wissen die Politologen von gfs.bern. Im Normalfall gewinne auch die Gegnerschaft hinzu. Dies sei beides aber nicht der Fall.
Ein Grund dafür sei wohl, dass praktisch alle Regierungsparteien in dieser Frage gespalten sind. Einzig bei den Sozialdemokraten ist mit 62% eine klare Mehrheit dafür.
Unentschlossene ausschlaggebend
Mit 16% (-1%) sind immer noch viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in der Gentech-Frage unentschlossen. Sie dürften am Ende den Ausschlag für ein Ja oder ein Nein geben. Es komme nun darauf an, welche Seite diese Leute noch mobilisieren könne, so die Politologen.
Da die Annahme einer Initiative immer eine Änderung der Bundesverfassung nötig macht, ist bei der Abstimmung über die Gentechfrei-Initiative sowohl das Volks- wie auch das Ständemehr (Kantone) nötig. Ob es für ein Ständemehr reichen könnte, konnte gfs.bern nicht feststellen.
Arbeitsgesetz mit gutem Polster
Klarer sind die Verhältnisse bei der Änderung des Arbeitsgesetzes und der damit verbundenen Ausdehnung des Sonntagsverkaufs in Zentren des öffentlichen Verkehrs. Trotz der Gewinne der Gegner und der Verluste der Befürworter gehen letztere immer noch mit einem guten Polster in den Endspurt.
Die deutlichsten Verschiebungen im Vergleich zur Oktober-Befragung haben in der französischsprachigen Schweiz (Romandie) stattgefunden. Hatten damals noch 68% Ja gesagt, sind es heute nur noch 47% gegenüber 45% Nein.
Im Tessin sind die Mehrheitsverhältnisse sogar gekippt. Würde heute abgestimmt, wären 49% dagegen und 43% dafür. Stabil blieben die Anteile in der Deutschschweiz (57% Ja, 38% Nein).
swissinfo, Christian Raaflaub
Volksinitiative «für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft»: 48% Ja (+1%), 36% Nein (+/-0%), 16% unentschieden (-1%).
Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten in grossen Bahnhöfen und Flughäfen: 54% Ja (-5%), 40% Nein (+7%), 6% unentschieden (-2%).
Die erwartete Stimmbeteiligung liegt bei 53% (+8%).
Für die Umfrage wurden zwischen 7. und 13. November 1221 Personen in der ganzen Schweiz per Telefon befragt.
Die Fehlermarge bei solchen Telefonbefragungen liegt bei rund 3%.
Es ist die zweite Umfrage zu den beiden Vorlagen, die am 27. November 2005 zur Abstimmung kommen.
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